Meinung

50 Jahre Apollo 11: New York Times nennt UdSSR "Gewinner des Weltraumrennens um Gleichberechtigung"

US-Amerikanische Weltraumerfolge wie die Apollo-11-Mondlandung bedeuten nichts, weil sie rassistisch und sexistisch waren, während die Sowjetunion Vielfalt praktizierte. Ein fertiger RT-Artikel? Lesen Sie stattdessen die beiden wichtigsten US-Zeitungen.
50 Jahre Apollo 11: New York Times nennt UdSSR "Gewinner des Weltraumrennens um Gleichberechtigung"Quelle: Reuters

von Nebojsa Malic

Nebojsa Malic ist ein serbisch-amerikanischer Journalist und politischer Kommentator, der seit dem Jahr 2015 bei RT arbeitet.

Stellen Sie sich eine RT-Schlagzeile vor, die ungefähr so klingt: "Wie die Sowjets das Weltraumrennen um Gleichberechtigung gewonnen haben" und die zu einem Artikel darüber gehört, wie die UdSSR nicht nur mit Sputnik und Juri Gagarin im All war, sondern auch, wenn es um Frauen ging, Asiaten und Personen afrikanischer Abstammung. Nun, das muss man sich nicht vorstellen, denn genau diese Schlagzeile und Geschichte gibt es tatsächlich – in der New York Times.

"Nachdem die Sowjets im Jahr 1961 den ersten Mann ins All geschickt hatten, schickten sie die erste Frau, den ersten asiatischen Mann und den ersten schwarzen Mann in den Orbit – jeweils Jahre, bevor die Amerikaner diesem Beispiel folgten", schrieb Sophie Pinkham in dem Artikel vom 16. Juli, genau 50 Jahre, nachdem Apollo 11 für die historische Mission zum Mond abhob.

Pinkhams Artikel ist sachlich korrekt. Es dauerte 20 Jahre, bis Sally Ride aus den USA auf Walentina Tereschkowa folgte. Und ja, die Sowjets schickten im Jahr 1980 einen vietnamesischen Piloten und einen Kubaner afrikanischer Abstammung in den Orbit. Das zum Jahrestag der großen US-Errungenschaft im Weltraumrennen anzuführen, fühlt sich aber einfach ... unverschämt an.

Das hielt die Washington Post, Amerikas anderes Leitmedium, nicht davon ab, genau das Gleiche zu tun. Sie erklärte:

Die Kultur, die Männer auf den Mond brachte, war intensiv, lustig, familienunfreundlich und meist weiß und männlich.

Hätte RT auch nur einen Artikel gebracht, der das US-Weltraumprogramm zum Apollo-11-Jubiläum verunglimpft, kann man sich vorstellen, was passiert wäre. Wie die führenden Demokraten, Neokonservativen und Spione, die jetzt bei CNN und MSNBC beschäftigt sind – und der Himmel weiß, wer sonst noch – schlangestünden, um die perfide Moskauer Propaganda anzuprangern, die darauf abzielt, die große Errungenschaft der amerikanischen Wissenschaft und Technologie zu schmälern.

In den letzten drei Jahren war das medienpolitische Establishment der USA von der "Russiagate"-Verschwörung besessen und behauptete, Moskau habe etwas verwendet, das als "aktive Maßnahmen" (in Form von Tweets und Facebook-Posts) bezeichnet wird, damit Donald Trump gewählt wird. Das Ganze verpuffte im März, als der Sonderermittler für diese Sache endlich zugab, dass es nichts gab. Das hat die Angstmacherei nicht gestoppt, da Medien und Politiker beispielsweise Paranoia über "russische" Smartphone-Apps, die für die FaceApp-Alters-Challenge verwendet werden, schüren.

Die Times und die Post sind jedoch eine sehr wichtige Keule für sie, um Amerika damit bis zur Unterwerfung unter ihre bevorzugte Sicht der Welt zu prügeln, die keinen Dissens erlaubt. Und wie wir mit dem seltsamen Fall von "New Knowledge" gesehen haben, sind "russische" Methoden in Ordnung, solange sie von den "richtigen" Leuten verwendet werden.

Was muss also in die Leitmedien gefahren sein, um die historischen Errungenschaften der USA so zu verunglimpfen? Eine Möglichkeit ist die allgegenwärtige Identitätspolitik, in die diese Mainstream-Medien täglich verstrickt sind. Tugend wird signalisiert, indem man die Vergangenheit als "rassistisch, sexistisch, homophob, fremdenfeindlich, islamophob – wie man es auch nennen mag" anprangert und sich von ihr distanziert, ohne zu überlegen, wie sich das für die Autorin dieses Zitats, Hillary Clinton, ausgewirkt hat.

Die andere Möglichkeit ist das Trumpsche-Umnachtungs-Syndrom. Dieses bringt ansonsten vernünftige Menschen dazu, Dinge anzuprangern, denen sie normalerweise niemals entgegentreten würden. Nun tun sie es, weil sie programmiert wurden, inbrünstig zu glauben, dass der "orangene Mann böse" ist. Vergessen Sie die Mondlandung – sie haben die Verfassung, die Flagge, die Hymne, die Gründerväter und die Unabhängigkeitserklärung ebenfalls als böse angeprangert!

Pinkham selbst liefert einen weiteren Hinweis, der die sowjetischen Personalentscheidungen in (post-)modernen Begriffen ironisch umrahmt: "Kosmonautenvielfalt war der Schlüssel der sowjetischen Botschaft an den Rest der Welt:

Im Sozialismus kann eine Person selbst aus einfachsten Verhältnissen alles schaffen, bis ganz nach oben.

Nun, da jeder in den USA weiß, dass "Vielfalt unsere Stärke ist" – eines dieser Dogmen, das man einfach nur auf eigene Gefahr in Frage stellt –, macht dies die UdSSR und den Sozialismus moralisch überlegen, oder?

Als Reaktion auf den Post-Artikel argumentierte mein Kollege Igor Ogorodnew, dass "die Auswahl von Menschen für Posten auf der Grundlage historischer Gerechtigkeit, Hautfarbe und Chromosomenkombinationen ein Rezept für nicht wettbewerbsfähige Organisationen ist, wo die talentiertesten nie erfolgreich sind".

Vielleicht haben die Russen diese Lektion gelernt und haben deshalb immer noch Raumschiffe, die Menschen in den Orbit bringen können. Die USA können dies nicht, und sie können nicht einmal hoffen, das Kunststück des Projekts Apollo heute zu wiederholen, trotz 50 Jahren technologischer – und sozialer? – Fortschritte.

Macht einen wirklich nachdenklich.

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