Meinung

Wirbt eine Hamburger Kita mit dem niedrigem Migrantenanteil unter ihren Kindern?

Eine Hamburger Kita schreibt, dass zu ihrer Klientel nur wenige Familien mit Migrationshintergrund gehörten. Wollte die Kita mit dem niedrigen Migrantenanteil Werbung betreiben? Ein Fallbeispiel über vermeintlichen Rassismus und reale Probleme.
Wirbt eine Hamburger Kita mit dem niedrigem Migrantenanteil unter ihren Kindern?© Screenshot: elbkinder-kitas.de

von Andreas Richter

Eine Hamburger Kita ist in die Schlagzeilen geraten. Die Kita Rabenhorst im gutsituierten Stadtteil Wellingsbüttel, die einem städtischen Träger gehört, hatte in ihrer Konzeption im Abschnitt "Einzugsgebiet unserer Klientel" geschrieben, dass nur wenige "Familien mit Migrationshintergrund […] unsere Betreuung in Anspruch" nähmen. Die Kita erwähnt auch die gute oder sehr gute "finanzielle Situation der Eltern", die meist einer selbständigen Tätigkeit nachgingen und oft in eigenen Häusern oder Villen lebten. Illustriert wurden diese Sätze mit dem Foto eines blonden Jungen, der offenbar den Namen Finn trägt.

Die anonym bleibenden Eltern eines Kindes störten sich an diesen Sätzen und wandten sich an die Hamburger Morgenpost. Auch die ebenfalls zu Axel Springer gehörende Welt nahm das Thema auf. Der Verdacht der Eltern: Die Kita wolle mit dem "unglaublichen Satz" damit werben, dass sie keine Migrantenkinder in ihren Gruppen hätte. Sie wollten ihr Kind nicht in eine Kita geben, die stolz darauf sei, keine Kinder mit Migrationshintergrund zu haben.

Screenshot: mopo.de

Der Träger der Kita, die Elbkinder, hat die Kita inzwischen angewiesen, den Satz aus ihrer Konzeption zu streichen. In einer Pressemitteilung wies der Träger am Montag darauf hin, dass jede Konzeption eine Sozialraumanalyse beinhalte und der Satz ausschließlich die Tatsachen beschreibe.

Man habe ihn aber zur Vermeidung von Missverständnissen gelöscht. Den Kritikern der Kita empfahl der Träger, auch den Abschnitt Leitgedanken für die pädagogische Arbeit der Konzeption zu lesen. Dort sei klar zu lesen, dass die Kita für alle Kinder offen sei. Die von den Medien unterstellte "Migrantenabwehr" wies der Träger weit von sich. Diese Darstellung habe dazu geführt, dass die Kita nun "anonyme Schmähungen" ertragen müsse.

Was lehrt uns dieser Vorfall? Zunächst einmal: Wohl keine städtische Kita in Hamburg muss überhaupt Werbung machen. Von den 185 Kitas des Trägers Elbkinder haben überhaupt nur 29 freie Plätze, zum Teil gibt es lange Wartezeiten. Der Kita Rassismus zu unterstellen, ist reichlich überzogen, bei genauerem Hinsehen spricht aus dem entfernten Satz eher Bedauern über die geringe Inanspruchnahme der Angebote der Kita durch Migrantenfamilien. Auch auf Twitter fand die Kita Verteidiger.

Wahrscheinlich ungewollt hat die Kita aber in ihrer Konzeption eine soziale Realität beschrieben und damit einen Nerv getroffen. Tatsächlich gibt es in den wohlhabenden Stadtteilen Hamburgs oder Berlins deutlich weniger Migranten als in den ärmeren Gegenden, in denen sich die sozialen Probleme jeder Art konzentrieren.

Das sagt natürlich etwas über Migration und die Verteilung des Wohlstandes in diesem Land aus. Die eigentliche Pointe dieser Geschichte ist aber, dass Vertreter des liberalen Bürgertums, wie es sich am vergangenen Wochenende in Berlin zur "Unteilbar"-Demonstration versammelte, einmal mehr hinter einer reinen Beschreibung der mannigfach geteilten und gespaltenen Wirklichkeit Rassismus wittern. Eines Bürgertums, so ist zu ergänzen, das gern dort wohnt, wo es von dieser Wirklichkeit wenig mitbekommt.

Mehr zum Thema - "Unteilbar", US-Richter Kavanaugh, Sojus-Rakete: Ein Wochenrückblick auf den medialen Abgrund

RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.