Meinung

So mischt US-Botschafter Grenell die deutsche Wirtschaft auf

Ohne Scham erklärt US-Botschafter Richard Grenell in aller Öffentlichkeit, wie er sich in die Belange der deutschen Wirtschaft einmischt. Stattdessen wird Russland ohne Beweise beschuldigt, genau das zu tun, was Grenell ohne rot zu werden in Deutschland tut.
So mischt US-Botschafter Grenell die deutsche Wirtschaft aufQuelle: AFP © Tobias Schwarz

von Zlatko Percinic

Mit einem großen Knall stellte sich der neue US-Botschafter in Deutschland vor. Ausgerechnet dem rechtsgerichteten Medium Breitbart steckte er in einem Interview zu, dass er "absolut andere Konservative, andere Führer in ganz Europa stärken" möchte. Bereits am ersten Tag in seinem neuen Amt als Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin, twitterte er munter, dass "deutsche Unternehmen, die Geschäfte im Iran betreiben, ihre Operationen umgehend runterfahren sollen". Das kam bei den Deutschen gar nicht gut an, es hagelte mit Recht Kritik an diesem unverhohlen imperialen Gehabe.

Seitdem ist es aber medial etwas ruhiger geworden um Richard Grenell. Zumindest in Deutschland. Er selbst jedoch twittert wie sein Präsident weiter fleißig und hetzt gegen den Iran. Unter dem Hashtag #sanctionsareworking betreibt er seine Hetze gegen den Iran und hat mittlerweile eine feste Anzahl von Enthusiasten, - nun ja: wäre es Russland, würde man sie wohl als Trolle bezeichnen - die mitziehen und sich gegenseitig gratulieren.  

Stolz präsentiert der US-Botschafter die Früchte seiner "Überzeugungsarbeit" bei deutschen Unternehmen. Wie ein Jäger stellt Grenell seine Beute als Trophäen aus, ein Unternehmen nach dem anderen: IMS, BASF, Siemens, Dürr AG, Munich Re, BMW, Daimler. Sie alle werden von seinem und den offiziellen Twitter-Accounts der US-Botschaft in Berlin einzeln genannt.

Dass sich deutsche Politiker und Unternehmer bei der US-Botschaft die Klinke in die Hand geben, ist an sich nichts Neues. Nur finden diese Besuche stets unterhalb des Radars der Öffentlichkeit und der öffentlichen Medien statt, so dass keine unliebsamen oder "merkwürdigen" Fragen dazu auftauchen und man eventuell eine schlechte Presse riskiert. Allerdings ungewohnt neu für die deutsche Medienlandschaft - und sie hat bisher keinerlei Antwort darauf gefunden - ist, wie sie auf diese schamlose und undiplomatische Erpressung durch einen "Diplomaten" der USA in Deutschland reagieren soll. Denn es ist nichts weiter als eine Erpressung, wie dieser Tweet der US-Botschaft vom 5. Oktober zeigt:

"Jegliche Person oder Entität, die sich nicht an die (US-)Sanktionen hält, muss mit schweren Konsequenzen rechnen". Das ist US-Diplomatie "at it´s best".

Noch klarer wird das, wenn der Botschafter bei Fox News ein Interview gibt und dort über seine Rolle bei der "Überzeugungsarbeit" in den Führungsetagen deutscher Unternehmen gesprochen wird. Grenell bestätigt in seiner Antwort die Behauptung der Moderatorin, dass er "entscheidend dazu beigetragen" habe, dass sich die Unternehmen von ihren Geschäften mit dem Iran verabschieden oder gar nicht erst aktiv werden. Er erläutert ganz klar, wie sich solche Treffen mit den deutschen CEOs zugetragen haben:

Was wir ihnen sagen, ist: Schaut, ihr müsst entscheiden, wo ihr euer Geschäft betreiben wollt. Ihr könnt es nicht mit beiden machen. Ihr könnt einen auswählen, aber es geht nicht mit beiden.

Und ganz abgesehen davon, dass ein US-Botschafter deutschen Unternehmen vorschreibt, mit wem sie Geschäfte machen dürfen und mit wem nicht, offenbarte er noch eine weitere unglaubliche Darstellung. Die Schuld für die Flüchtlingskrise liege demnach auch beim Iran, genauso wie Teheran für das "Chaos" in Syrien und im Jemen verantwortlich sein soll. Diese Sichtweise mag vielleicht für die US-amerikanische und israelische Interpretation der Geschehnisse in der Region als Selbstberuhigung stimmig sein, aber ganz sicher nicht für die europäische. Und dennoch mussten sich die deutschen Unternehmer solche haarsträubenden Dinge anhören, wie Grenell es selbst im Interview bestätigte. Kein Wunder, dass Senator Robert Menendez gegen eine Nominierung von Richard Grenell zum Botschafter in Berlin war. Wobei es Menendez nicht um die Substanz ging, sondern vermutlich um die Wahrung der diplomatischen Form.

Man stelle sich nur mal vor, was los wäre, wenn Russland den Deutschen vorschreiben würde, mit wem sie Geschäfte machen dürfen. Die Medien würden sich mit Anfeindungen überschlagen, Politiker im Dreieck springen und den russischen Botschafter sofort des Landes verweisen. Es würden Koalitionen der Willigen gebildet werden, die sich mit Forderungen nach immer neuen, weiteren Sanktionen gegen Russland überbieten und Dringlichkeitssitzungen des UN-Sicherheitsrates einberufen würden. Ganz großes Kino wäre also angesagt.

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