Meinung

Stellungnahme eines Deutsch-Syrers zu Vorfällen in Chemnitz: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten"

Der deutsch-syrische Jurist Manaf A. Hassan hat nach den Ereignissen in Chemnitz eine eigene, sehr persönliche Stellungnahme verfasst. Darin rechnet er auch mit der Einwanderungs- und Syrienpolitik der Bundesregierung und deren Unterstützung für radikale Islamisten ab.
Stellungnahme eines Deutsch-Syrers zu Vorfällen in Chemnitz: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten"Quelle: Reuters

RT Deutsch dokumentiert die Stellungnahme von Manaf A. Hassan im Wortlaut:

Liebe Freunde, 

mittlerweile sind ein paar Tage vergangen und weitere Informationen zum Sachverhalt in Chemnitz durchgesickert. Ich habe auch die weiteren Geschehnisse in und um Chemnitz verfolgt und zur Kenntnis genommen.

Ich möchte nun daher vorsichtig Stellung beziehen und werde mich ausschließlich an das halten, was bisher bestätigt wurde. Anders als einige andere werde ich mich nicht an Gerüchten aufhalten, weil wir damit nur Öl ins Feuer gießen. Und das ist das letzte, was wir derzeit brauchen.

Nun zu den Ereignissen in Chemnitz:

Der 35-jährige Tischlerlehrling Daniel Hillig – möge er in Frieden ruhen – wurde von einem Iraker, dem 22-jährigen Yousif Ibrahim Abdallah, sowie einem Syrer, dem wohl 23-jährigen Alaa Sheikhi, kaltblütig niedergestochen.

Von Belästigungen an einer Frau ist bisher nicht auszugehen. Es wird mittlerweile eher spekuliert, dass ein Raubüberfall stattgefunden hat. Weiter heißt es, dass die Tat ohne "rechtfertigenden Grund" erfolgte. Das heißt, dass die Tat nicht in Notwehr oder aus ähnlichen "rechtfertigenden Gründen" erfolgte. Fünfmal stach man auf den Oberkörper von Daniel Hillig ein. (Zuvor hieß es 25-mal.) Er erlag seinen schweren Stichverletzungen im Brustbereich mit Eröffnung des Herzbeutels und der Lunge.

Dadurch, dass zu seinen Freunden – die angeblich ebenfalls schwer verletzt wurden – nichts weiter bekannt ist, werde ich diesbezüglich erst einmal keine Worte verlieren. Nur so viel: Sollte es stimmen, so hoffe und bete ich für die beiden, dass sie wieder und schnellstmöglich gesund werden.

Der von uns genommene Daniel Hillig war ein Deutscher mit kubanischen Wurzeln. Auf vielen Foren und einigen Medienberichten heißt es, dass er – aufgrund seiner Wurzeln – links eingestellt und antifaschistisch war. Weshalb ich dies erwähne, werdet ihr später noch erfahren.

Mehr zum Thema- Nach Mord in Chemnitz: Justizbeamter aus Dresden gesteht Verbreitung des Haftbefehls

Zuerst einmal ist es mir ein Rätsel, wie die Haftbefehle (siehe zensierte Bilder in den Kommentaren) überhaupt durchsickern konnten, vor allem an rechtsradikale Gruppierungen. Genannt werden darin Name des Opfers, der Zeugen, der Richterin und des Tatverdächtigen sowie dessen Adresse und weitere Details zum Tathergang. In einem Rechtsstaat wie Deutschland ist dies ein weiterer Skandal, der dringend aufgearbeitet werden muss. Ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns in eine ganz gefährliche Richtung bewegen, die rechtswidrige Selbstjustiz fördert. Wo bleibt der Schutz für alle Beteiligten – vor allem den Zeugen und der Richterin? So eine Aktion kann eine Lawine auslösen, die nicht mehr zu bändigen ist. Ich bin fassungslos.

Weiterhin möchte ich loswerden, dass diese grausame, verabscheuungswürdige Tat gegen Daniel Hillig juristisch schnellstmöglich aufgearbeitet werden muss, um die Täter hart zu bestrafen und um wieder Ruhe in das Land zu bringen. Doch damit nicht genug. Vorbestrafte und unter Bewährung stehende Flüchtlinge, wie in diesem Falle, gehören nicht unter uns und gehören vor allem abgeschoben. Wer die Sicherheit und Freiheit in Deutschland nicht zu schätzen weiß und Deutschland mit seiner Einstellung/Gesinnung schadet sowie die Sicherheit und öffentliche Ordnung gefährdet, hat jegliches Recht auf Aufenthalt verloren.

Egal welche Beweggründe man hatte, um ins Land zu kommen. Das muss jedem klar sein und schnellstmöglich, ohne lange Prozesse, durchgesetzt werden. Die deutsche Regierung/der deutsche Staat muss diese Marschroute vorgeben, statt solch wichtige Schritte für die Sicherheit des Landes zu blockieren. Bisher scheinen die Prozesse und Handhabungen mit solchen kriminellen Schwerverbrechern nicht sonderlich abschreckend genug gewirkt zu haben. Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, dass dieser lockere Umgang einige Flüchtlinge dazu verleitet hat, Straftäter zu bleiben oder gar zu werden.

Die Geduld aller ist am Ende. Sowohl die von Deutschen, Deutschen mit Migrationshintergrund als auch Flüchtlingen/Ausländern, die mit dem ganzen nichts zu tun haben und wirklich gut gesinnt sind. Und ich bin überzeugt, dass dies die überwiegende Mehrheit ist. Nur leider reicht eine Minderheit an Kriminellen aus, um ein Land in Schutt und Asche zu versetzen. Gewaltbereite Menschen sind immer eine Gefahr für eine friedliche Mehrheit. Bitte merkt euch das und differenziert daher sehr genau! Extremes Denken hilft uns allen nicht weiter – stehen wir doch auf einer Seite – Gut gegen Böse, egal welche Hautfarbe oder Herkunft wir haben.

Ebenfalls möchte ich auf die gewaltbereiten "anderen" Kriminellen der anderen Seite eingehen. Die "Neo-Nazis", die "rechtsradikalen Hooligans", oder was auch immer für Namen für diese Unmenschen kursieren, sind keinen Deut besser. Vor allem, weil sie das Privileg haben/hatten, in einem wundervollen Land wie Deutschland aufzuwachsen. Wer hier aufwächst, sollte wissen, dass Rassismus, Hass, Selbstjustiz usw. nicht zu Deutschland gehören, nicht in Einklang mit Demokratie stehen und größtenteils bestraft werden. Wer sich solch einer Gruppe anschließt, ist für mich genauso ein Barbar wie diejenigen kriminellen, vorbestraften Flüchtlinge/Ausländer, die sie angeblich anvisieren. Wer Unrecht mit Unrecht bekämpft, hat das Grundverständnis der Demokratie nicht inne und stellt sich gegen das Grundgesetz, an dass sich die Flüchtlinge/Ausländer ebenfalls halten sollen.

Anders kann man es nicht auffassen, wenn Menschen in einer Stadt in Deutschland gejagt werden, weil sie ähnliche Haut-, Haar- und Augenfarbe wie die Täter haben. Anders kann man es nicht auffassen, wenn undifferenzierte, rassistische "Ausländer raus"-Plakate oder Sprüche zu lesen oder hören sind. Anders kann man es nicht auffassen, wenn der Hitlergruß auf offener Straße praktiziert wird. Und anders kann man es nicht auffassen, wenn man sogar zu Gewalt gegen andere politisch Gesinnte aufruft. Hier schließe ich auch die Linksextremen mit ein, die keinen Deut besser sind und zur Eskalation beitragen. Wer deeskalieren will, soll sich gefälligst an unsere Grundordnung halten. Alle, die sich nicht daran halten, egal aus welchem Lager, gehören in die Schranken gewiesen.

Zu guter Letzt möchte ich meine Worte an die deutsche Regierung und die deutschen Politiker/Parteien richten:

Alle Menschen, die sich derzeit friedlich und respektvoll gegenüber Mitmenschen zeigen und sich zu Recht gegen die Politik des Landes richten, verdienen ein offenes Ohr und die Umsetzung ihrer Forderungen, sofern sie vernünftig und mit unserem Grundgesetz übereinstimmen. Menschen wegen des wachsenden Drucks auf die eigene Person undifferenziert als "Nazis" etc. zu beschimpfen, ist scheinbar mittlerweile gängige Praxis geworden, um laute Stimmen verstummen zu lassen. Dass man damit alles schlimmer macht und Menschen wirklich extrem nach rechts oder links drängt, scheint vielen nichts bewusst zu sein. Wir stehen an einem Scheideweg: Entweder alle zusammen gegen das Unrecht oder aber jeder allein gegeneinander. Dass letzterer Weg in einem Chaos enden kann, scheint ebenfalls noch kaum einem bewusst zu sein.

Ich bin wütend und enttäuscht über so viel Unfähigkeit. Man lässt sich von einer Partei wie der AfD – die durch Hass und Rassismus mittlerweile ein ganzes Land spaltet – leicht ausspielen. Ich möchte dabei anmerken, dass viele Wähler der AfD gar nicht rassistisch sind oder Hass schüren wollen. Leider begreifen viele nur einfach nicht, dass die AfD sich als Retter in der Not aufspielt, doch hinter den Fassaden steckt ein ganz dicker, brauner Baumstamm, der bis in die Nazi-Zeit reicht. Ich erhoffe mir daher, dass man jetzt nicht den Fehler macht, mit dieser Partei zu sympathisieren, weil man nicht mehr weiter weiß. Wir können unsere Interessen und Forderungen auch ohne diese Partei durchsetzen. Demonstrationen müssen von keiner Partei organisiert werden. Demonstranten sind nicht auf Politiker angewiesen. Vergesst eine Sache niemals: Das Volk ist das stärkste Glied einer Demokratie. Und dafür brauchen wir niemanden. Nur Vernunft, Mut, Geduld und Besonnenheit.

Dass in Chemnitz so viele Menschen auf die Straße gehen, hat  nicht unbedingt mit dem aktuellen Vorfall zu tun. Vielmehr liegen die Schmerzen dieser Menschen weit zurück. Der Osten Deutschlands ist auch nicht überwiegend rechtsgesinnt. Die AfD ist in den Umfragen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt zwar zweitstärkste Kraft, doch das liegt eher daran, dass man es versäumt hat, dem Osten in der Realität ein Existenzrecht einzuräumen. Die Menschen fühlen sich dort wie Menschen zweiter Klasse. Schon seit Jahrzehnten wird auf das dort lebende Volk herabgesehen. Altersarmut, hohe Arbeitslosigkeit, keine Modernisierung der Städte, leere Läden, leere Straßen und ich könnte noch so viele andere Sachen aufzählen ... Die Ohnmacht bei Bewusstsein ... sie verleitet Menschen einen Weg einzuschlagen, den sie sonst niemals gehen würden. Weil sie nicht mehr wissen, was sie sonst noch machen können, um ihre Situation zu verbessern.

Ich war in vielen Städten, doch dort waren die bodenständigsten Menschen. Ich war in vielen Städten, doch dort waren die Menschen sehr einfach gestrickt und ehrlich. Der Osten war schon immer laut und aktiv. Wenn er etwas auf dem Herzen hat, dann trägt er es gern öffentlich vor. Er trägt das Herz auf der Zunge. Sonst hat er das Gefühl, nicht erhört oder ernst genommen zu werden. Wie so oft in der Vergangenheit. Diesen Unterschied merkt man auch noch im tiefsten Osten Berlins, wenn man diesen mit dem Westen vergleicht.

Wie ihr seht, liegen die Probleme auf allen Ebenen. Keiner sieht seine eigenen Fehler ein. Jeder blickt auf den anderen, schiebt die Probleme dorthin und schürt Hass. Dabei kann es so einfach sein, diese Probleme zu lösen. Doch dafür benötigen wir wieder echte Volksvertreter. Menschen, die an das Volk statt an ihr Konto denken. Menschen, die das große Ganze sehen und nicht nur an heute, morgen und an sich denken.

Die grausame Tat an Daniel Hillig verdient ehrliche Aufarbeitung und Aufklärung. Dass sein Tod nun von allen Seiten ausgenutzt wird, ist feige und falsch. Und sicherlich würde er nicht wollen, dass Menschen so aufeinander losgehen. Vor allem nicht, dass radikale Rechte seinen Tod für ihre Interessen nutzen.

Und ein paar Sätze möchte ich seit Langem loswerden: Dass unter den Flüchtlingen so viele Kriminelle kommen, ist für mich nicht wirklich überraschend. Wer in Syrien Halsabschneider, radikale Islamisten und Vergewaltiger bewaffnet und über Jahre Unterstützung zusichert, um in der Region seine Interessen durchzusetzen, der muss doch damit rechnen, dass diese kriminellen Unmenschen denken, sie seien in dem Land erwünscht, dessen Regierung ihnen geholfen hat.

Eine Jesidin hat in Deutschland den IS-Terroristen gesichtet, der sie im Irak verschleppt, vergewaltigt und verkauft hat und floh dann zurück in den Irak. Diese schockierende Geschichte steht symbolisch für meine Aussagen und für die vielen Fehler, die in den letzten Jahren gemacht wurden.

Mehr zum Thema-IS-Kämpfer bedroht ehemalige jesidische Sklavin in Stuttgart – Polizei: "Kann man nichts machen"

Wer Wind sät, wird Sturm ernten ... Leider hat die deutsche Regierung hier den Wind gesät, und das Volk erntet gerade den Sturm.

Euer Manaf

RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.