Meinung

Deutschland 2018 - Eine Sommerkomödie

Angela Merkel besuchte die deutsche Nationalmannschaft während des Trainingslagers in Südtirol. Bei dieser Gelegenheit soll sie auch mit Ilkay Gündoğan und Mesut Özil über das "Erdoğan-Foto" gesprochen haben. RT Deutsch versucht eine szenische Rekonstruktion.
Deutschland 2018 - Eine SommerkomödieQuelle: Reuters

von Timo Kirez

Ein Fünf-Sterne-Hotel in Südtirol. In einem abgedunkelten Raum sitzt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie wippt nervös mit den Füßen. Vor ihr auf dem Tisch steht eine Kaffeekanne. Daneben drei Tassen, ein wenig Kuchen und einige Kekse. Merkel knabbert gedankenverloren an einem Keks, als plötzlich die Tür aufgeht: Gündoğan und Özil betreten den Raum. Özil trägt Kopfhörer und wippt im Takt.

Merkel: Ilkay, Mesut, setzt euch doch, schön, dass ihr die Zeit gefunden habt.

Gündoğan und Özil setzen sich zu Merkel an den Tisch. Özil hat immer noch Kopfhörer auf und summt das Lied "Die Mama wird’s schon richten" von Johanna von Koczian.

Merkel: Ich wollte mit Euch über …

Sie bemerkt, dass Özil noch Kopfhörer trägt, und räuspert sich mehrere Male in Richtung Özil. Doch der summt gerade den Refrain "Die Mama wird's schon richten, die Mama macht's schon gut", als Merkel die Nerven verliert und ihm die Kopfhörer runterreißt.

Merkel: So, jetzt reicht’s aber!

Özil fängt an, zu weinen und wird von Gündoğan in den Arm genommen. Merkel beruhigt sich wieder und setzt neu an.

Merkel: Ich wollte mit euch beiden über Werte reden …

Gündoğan: Also, meine letzten Laktat-Werte waren total in Ordnung.

Merkel: Die Werte des DFB, Herrgott noch mal! Demokratie, Menschenrechte, Freiheit!

Özil: Darf ich einen Keks …?

Merkel: Nein!

Özil zieht eine Schmolllippe und tippt nervös auf seinem Handy.

Merkel: Also, was habt ihr euch dabei gedacht? Ein Foto mit dem Erdoğan! Das geht gar nicht! Wenn sich einer mit dem Erdoğan fotografieren lassen darf, dann ich!

Gündoğan: Ich wollte doch nicht unhöflich sein, ich habe doch immerhin türkische Wurzeln, und ich …

Merkel unterbricht ihn schroff.

Merkel: Papperlapapp! Wurzeln! Wenn ich das schon höre! Wenn's nach Wurzel geht, würde ich heute noch ein FDJ-Hemdchen tragen! Und dann schenkst du ihm auch noch ein Trikot!

Gündoğan (kichernd): Ist kein echtes, ist aus China!

Merkel kichert kurz mit, besinnt sich aber schnell wieder.

Merkel: Und Mesut? Du sagst gar nichts dazu?

Özil: Wozu?

Merkel: Na, zu dem Foto! Mit Erdoğan!

Özil: Mit wem?

Merkel: Mensch, mit Erdoğan, dem türkischen Präsidenten!

Özil: Ach, der ist Präsident? Ich dachte, das ist der Hotelmanager.

Plötzlich Tumult. Björn Höcke versucht, in den Raum einzudringen. Er ruft "Volksverräter! Volksverräter! Volksverräter!" und wird in letzter Sekunde von der Security abgefangen. Er schafft es aber gerade noch, Özil einen AfD-Aufkleber auf die Stirn zu kleben. Er wird abgeführt, die Situation beruhigt sich wieder.

Merkel: Also, wo waren wir gerade?

Özil (hat immer noch den AfD-Aufkleber auf der Stirn): Darf ich einen Keks?

Merkel: Nein!

Gündoğan: Aber der Podolski hat doch auch …

Merkel: Was hat der Lukas?

Gündoğan: Na, der hat doch nach den PKK-Anschlägen …

Merkel: Was hat der?

Gündoğan: Ein Foto … Und dann hat er geschrieben "Ich marschiere mit euch, für Flagge, für Vaterland, für die gefallenen Soldaten. Dem türkischen Volk mein Beileid von Herzen" und so …

Merkel atmet tief durch und versucht ihre berühmte Raute, aber der Daumen rutscht ab. Sie räuspert sich und spricht leise weiter.

Merkel: Das ist nicht das Gleiche …

Özil (hat plötzlich eine Idee): Und Döner darf der auch verkaufen! Ungestraft!

Gündoğan und Merkel schauen sich irritiert an. Dann setzt Gündoğan Özil die Kopfhörer wieder auf.

Merkel: Ilkay, du scheinst mir der Vernünftigere zu sein, du musst doch einsehen, dass das mit Assimil … ähhh, Integration nix zu tun hat! Das musst du doch einsehen!

Gündoğan: Aber Angie, entschuldige, bist Du nicht im Oktober 2015 in die Türkei … Zu Besuch … Als gerade Wahlkampf in der Türkei war … Und der Erdoğan hat sich gefreut …

Merkel greift zu einem Stück Kuchen und verschlingt es ohne zu kauen. Sie stößt kurz auf.

Gündoğan: Und die Rüstungsexporte … Bis Januar 2018 sogar … Und der Flüchtlingsdeal … Ich meine, Angie …

Merkel: Schöner Schnurrbart übrigens.

Gündoğan: Was?

Plötzlich klingelt das Handy von Merkel. Am anderen Ende ist Jogi Löw.

Merkel: Hallo? Was? Kannst du bitte Hochdeutsch sprechen? Hallo? Ja? Nein, wir sind gleich fertig. Doch, doch, gleich fertig. Nein Jogi, natürlich trainierst du die Nationalmannschaft und nicht ich! Ja, natürlich! Nein, natürlich schlage ich sie nicht! Wir sind doch nicht in Russland! (Merkel kichert) Ja, die Jungs kommen gleich. Ich verstehe, ja … (Merkel legt auf)

Gündoğan: Können wir jetzt gehen?

Merkel: Ja, schon, aber vorher müssen wir noch klären … Also, was sagst Du, wenn Du hier raus gehst?

Gündoğan: Dass ich immer noch stolz bin, für dieses Land zu spielen?

Merkel: Welches Land?

Gündoğan: Deutschland!

Merkel: Genau. Und wer ist der Böse?

Gündoğan: Putin!

Merkel: Herrgott noch mal …

Gündoğan: Erdoğan?

Merkel: Na also, geht doch! Und jetzt geht's raus und spielt's Fußball.

Gündoğan: Ja Mutt … ähh, Angie.

Gündogan hakt Özil unter, beide verlassen den Raum. Merkel geht ans Fenster, zieht die Vorhänge zurück und schaut auf die Südtiroler Landschaft. Sie stellt sich vor, dass Deutschland es bis ins Finale schafft und sie neben Putin im Stadion sitzen muss. Ihr Blick wirkt leer. Sie greift zum Handy und wählt die Nummer von Jogi Löw ...

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