Meinung

Armageddon in Sichtweite: Trump und Netanjahu bringen uns dem Ende näher

Das biblische Armageddon liegt unweit des jüngsten Konfliktschauplatzes von Gaza. Das Ende scheint nicht mehr weit nach dem Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Als Vermittler können die USA in Nahost nicht mehr agieren, Russland ist am Zug.
Armageddon in Sichtweite: Trump und Netanjahu bringen uns dem Ende näherQuelle: Reuters © Ibraheem Abu Mustafa

Es ist eine Straftat, "dauerhafte Veränderungen" in einem "durch Gewalt annektierten Gebiet" zu vollziehen, das dieses Gebiet 1967 war, als Israel es mithilfe von Waffengewalt beschlagnahmte. Israel hat viele solcher Veränderungen in besetzten Gebieten vorgenommen. Zum Beispiel gehören die Golanhöhen trotz der vielen illegalen Siedlungen, die dort gebaut wurden, noch immer zu Syrien, aber dort wird viel gestohlenes Öl gefördert, oder auch Feldkrankenhäuser für Kämpfer des IS und Al-Kaidas errichtet. 

Dass wie Jerusalem auch der Golan annektiert wurde, macht weder für das Gesetz noch für irgendeine andere Regierung der Welt einen Unterschied. Ausgenommen für Trumps Regierung. Tatsächlich hat jeder US-Präsident in den letzten 50 Jahren versprochen, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, zumindest während des Wahlkampfs. Aber Kampagnen werden in Poesie-Form verfasst, das Regieren geschieht in der Prosa und kein Präsident hat dieses Versprechen eingehalten. Außer Donald Trump. 

Dass seine Entscheidung ganz vorhersehbar zu einem Blutbad führen würde, mag Trump nicht eingefallen sein, aber es traf sicherlich die Fachleute in seiner Umgebung, von denen, die im Außenministerium entsetzt waren, bis hin zu jenen, die wegen der Provokation wie Bolton durch den Schnurrbart sabberten. Es gab viele Blutbäder, aber es gibt Grund zur Annahme, dass diesem eine weitreichendere Bedeutung zufällt. Es beschleunigt sicherlich das politische Hinscheiden der Führers der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, für den Zeit und Umstände abgelaufen sind. 

Es wird wahrscheinlicher, dass der "palästinensische Mandela", der Gefangene Marwan Barghouti, sich ins politische Rennen begibt und noch hinter Gittern damit beginnt, Nachfolger zu werden und es zu seinem Erfolg zu machen. Es könnte - wenigstens vorübergehend - die vollzogene Annäherung zwischen dem saudischen Kronprinz MbS (Mohammad bin Salman) und Premierminister Netanjahu verkomplizieren, welche durch ihre gegenseitige Antipathie gegenüber dem Iran bedingt ist, jetzt aber zwangsläufig durch die Vorfälle in Gaza eingeschränkt wird.

Das religiöse Establishment in Saudi-Arabien und die konservativen Kräfte, die auf ihre Möglichkeit warten, um gegen den Mann auszuholen, der angeblich seine Verwandten kopfüber im Ritz-Carlton aufhängte, bis deren Geld aus dem Hosentaschen fiel - die Zusammenstöße geben ihnen eine perfekte Möglichkeit, dies zu tun. 

Es erschwert jede Komplizenschaft irgendeines arabischen Herrschers mit irgendeinem israelischen Vorgehen gegen den Iran. Viele Araber mögen dem Iran gegenüber feindlich eingestellt sein, aber nach dieser Woche haben viele ihre Antipathien gegen Netanjahu neu entdeckt. Die bereits bestehende Ablehnung des israelischen Vorgehens gegen die Palästinenser in den westlichen Ländern, die zu spektakulären Erfolgen in der BDS-Bewegung (Boykott, De-Investition, Sanktionen) über mehrere Kontinente geführt hat, wird sich wahrscheinlich noch verstärken. 

Als ich 1975 der Bewegung aus Solidarität mit den Palästinensern beitrat, hätte man die Unterstützer der PLO in Großbritannien in eine mittelgroße Halle stecken können. Jetzt würden sie nicht einmal mehr in den Hyde Park oder sogar das Zentrum Londons passen. Damals gab es in allen westlichen Ländern eine echte Zuneigung für den Staat Israel. Jetzt zieht es niemanden mehr aus Liebe nach Israel, lediglich aus Interesse. Und auch das Interesse schwindet. Als Vermittler sind die USA im Nahen Osten nicht mehr aktiv, diese Aufgabe ging diese Woche reibungslos an Russland über. 

Für Trump und Netanjahu - bei denen die jeweiligen Polizeikräfte schnell handeln - gibt es kein Zurück. Dass sie so stark von Blut durchtränkt sind, dass niemand weiß, ob es blutiger wird, wenn man weitermacht oder sich zurückzieht, scheint nun selbstverständlich. Trump schrieb am Morgen der Ausschreitungen auf Twitter: 

Das ist ein großer Tag für Israel, ein großer Tag. 

Dieses Mal traf er es damit ziemlich genau. Allerdings nicht so, wie er es sich hätte vorstellen können. 

Verfasst wurde der Artikel von George Galloway, Mitglied des britischen Parlaments. Er ist als Fernseh- und Radiomoderator auch für RT tätig. 

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