Meinung

Filmfestspiele von Cannes eifern Berlinale nach: Leere Stühle für die PR- man will es politisch

Bei den 71. Filmfestspielen von Cannes fehlen zwei Regisseure: der Russe Kirill Serebrennikow und der Iraner Jafar Panahi. Beiden ist es nicht gestattet, nach Cannes zu reisen. Mit offener Parteinahme eifert Cannes der Berlinale nach und wird politischer.
Filmfestspiele von Cannes eifern Berlinale nach: Leere Stühle für die PR- man will es politischQuelle: Reuters © Jean-Paul Pelissier

Jafar Panahi ist ein gefeierter iranischer Filmemacher, der bei der Berlinale abwesend war. In diesem Jahr wird auch ihm ein leerer Stuhl in Cannes gewährt. Sein Film "Three Faces" feiert ohne Panahi Premiere. Dem Iraner ist die Ausreise wegen seines politischen Aktivismus verwehrt. Aber das internationale Filmfestival bietet auch einen weiteren Abwesenden, den man gerne politisch feiern möchte, und er passt perfekt in unsere Zeit - denn er ist Russe.

Bei der Pressekonferenz zum Film "Leto" ("Sommer") von Kirill Serebrennikow am Donnerstag blieb ein Stuhl leer. Der Filmemacher und Theaterregisseur steht unter Hausarrest. Da er sich kritisch über den russischen Präsidenten äußerte, kommen der Film und die Abwesenheit des Filmemachers wie gerufen. Serebrennikow steht nicht jedoch wegen seiner Kritik an Wladimir Putin unter Hausarrest. Es geht um wirtschaftliche Vergehen.

Serebrennikow wurde am 22. August wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Staatsgeldern in Höhe von mindestens 68 Millionen Rubel (ungefähr eine Million Euro) in Sankt Petersburg verhaftet. Die Gelder stammen aus staatlichen Fördermitteln, die das von ihm angemeldete Sedmaja Studija (Studio Sieben) zwischen 2011 und 2014 erhalten hatte. Das Geld wurde über mehrere Scheinfirmen in Bargeld umgewandelt und unterschlagen. Und als Geschäftsführer des Gogol-Centers haftet er für die Veruntreuung der Mittel. 

Er steht noch bis zum 19. Juni unter Hausarrest. Die Sprecherin des Ermittlungskomitees Swetlana Petrenko sagte nach seiner Verhaftung: 

Der künstlerische Direktor des Gogol-Centers, Kirill Seberenikow, wurde wegen (...) Betrugs in besonders großer Höhe angeklagt. Während des Verhörs gestand er nicht.

Das Filmfestival von Cannes setzte sich bei der russischen Regierung für eine Ausreise Srebrennikows ein, damit er die Filmpremiere  besuchen könne, und wandte sich direkt an den russischen Präsidenten.

Von Joël Chapron, die die Pressekonferenz leitete, hieß es: 

Wir erhielten gestern eine Antwort von Herrn Putin, der dem Filmfestival von Cannes und der französischen Regierung mitteilte, dass er es begrüßen würde, zu helfen (...), die russische Justiz aber unabhängig sei. 

"Leto" ist ein Film über die frühen Jahre des sowjetischen Rockstars Wiktor Zoi. Zoi galt als einflussreicher Rockmusiker und kam im Alter von 28 Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Es gehe nicht um Zensur, sondern um die Vergehen des Filmemachers, so die Botschaft aus Russland. Der Film wird in Russland bald in die Kinos kommen. In Cannes posierten Stars neben dem leeren Stuhl, und auch T-Shirts waren zu sehen, auf denen zu lesen war: "Free Kirill Serebrennikov". 

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