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Der Tod des einst berühmtesten Menschen der Erde: Wie der Weltraumpionier Juri Gagarin umkam

Am 27. März war es 55 Jahre her, dass an einem kalten russischen Morgen bei einem Flugunfall der erste Mensch starb, der jemals unseren Planeten verließ. Unser Autor zeichnet in seinem Essay nach, wie es zu der Tragödie kommen konnte und wie die sowjetischen Behörden gegenüber der Öffentlichkeit damit umgingen.
Der Tod des einst berühmtesten Menschen der Erde: Wie der Weltraumpionier Juri Gagarin umkamQuelle: RT

Von Anatoli Brusnikin

Am kühlen Morgen des 27. März 1968 erbebte der grau verhangene Himmel über der Region Kirshatsch in der russischen Region Wladimir vom Dröhnen eines Düsentriebwerks. Eine zweisitzige MiG-15 stürzte durch die regnerischen Wolken in Richtung Erdboden, riss einige Baumwipfel ab, zerbrach noch im Sturzflug in Einzelteile, bevor der Rest mit großer Geschwindigkeit auf dem Boden aufschlug, worauf noch eine heftige Explosion folgte. An einer Birke hingen später die Fetzen einer Fliegerjacke. In einer der Taschen fand sich ein unbenutzter Frühstücksgutschein, darauf der Name: "Gagarin Ju. A."

Der zu dieser Zeit wohl berühmteste Mensch auf unserem Planeten war tot – ein international anerkannter Held, das Idol der sowjetischen Jugend, eine Ikone der Weltraumforschung, der erste Mensch im Weltraum. Die Ergebnisse einer behördenübergreifenden Untersuchung zum Absturz wurden in 29 Bänden zusammengefasst, und die endgültigen Schlussfolgerungen daraus wurden von den sowjetischen Behörden als geheim eingestuft. Aber wie und warum starb Juri Gagarin auf diese Weise?

Der Erstflug

In der offiziellen Biographie wurde der legendäre Kosmonaut als Bursche von nebenan dargestellt: Das dritte Kind eines Zimmermanns und eines Milchmädchens aus einer zentralrussischen Kleinstadt. Während des Zweiten Weltkriegs lebte seine Familie mit ihm unter der Besatzung der Nazi-Wehrmacht. Seine Eltern kooperierten nicht mit Adolf Hitlers Schergen, beteiligten sich aber auch nicht am Partisanenkrieg – man versuchte lediglich zu überleben.

Nach dem Krieg und nach Abschluss der sechsten Klasse zog Juri nach Moskau und besuchte dort eine Berufsschule. Er wählte als Beruf Formenbauer und Gießer und trat der Jugendorganisation Komsomol bei. Nachdem Gagarin seine grundlegende Berufsausbildung absolviert hatte, ging er zur Hochschule für Industrie in Saratow, wo er auch mit seinen sportlichen Fähigkeiten und seinem offenen Wesen auffiel.

Bald interessierte sich der zukünftige Pilot für die Luftfahrt, einen technischen Sektor, der sich in der UdSSR stets großer Beliebtheit erfreute, auch der damalige Hausherr im Kreml Josef Stalin legte großen Wert auf die Entwicklung des Flugwesens. Gagarin trat dem Fliegerklub in der sowjetischen Massenorganisation für Sport und Verteidigungsbereitschaft DOSAAF bei. Für den hervorragenden Studenten und Mitglied des Komsomol, der mit 21 Jahren seinen ersten selbstständigen Flug auf einem Trainingsflugzeug von Typ Jak-18 absolvierte, war dieses Unterfangen noch eher ein Kinderspiel. Insgesamt absolvierte Juri im Fliegerklub 196 Flüge und sammelte dabei insgesamt 42 Stunden und 23 Minuten an Flugerfahrung.

Im Jahr 1957 wurde Gagarin zur Roten Armee eingezogen und der Fliegerschule in Orenburg zugeteilt, wo er bald darauf zum stellvertretenden Zugführer ernannt wurde. Er war ein ausgezeichneter Rekrut in fast allen fliegerischen Disziplinen – nur das Landen bereitete ihm damals gewisse Probleme. Das wiederum war typisch für einen kleinwüchsigen Piloten, dessen Statur im Cockpit den Blickwinkel verengt. Infolgedessen neigte Gagarin angeblich dazu, das Flugzeug auf die Landebahn zu wuchten. Um diesem Problem zu begegnen, legte er sich ein dickes Kissen auf den Pilotensitz, damit er die Nase des Flugzeugs besser sehen konnte. Im Herbst 1957 schloss er seine Ausbildung mit der Bewertung "ausgezeichnet" ab und wurde zum Dienst in die Nordflotte abkommandiert, wo er einen Jäger von Typ MiG-15 flog.

Als ausgezeichneter Absolvent in der Kunst des Luftkampfes, in solider körperlicher Verfassung und mit einer zuverlässigen politischer Haltung wurde er bald für die erste 20-köpfige Gruppe der Kosmonauten-Anwärter ausgewählt, die im April des Jahres 1960 gebildet wurde. Die zuständigen Psychologen bemerkten seinen lebhaften und aktiven Charakter:

"Er liebt Ereignisse mit viel Spannung, bei denen Heldentum, Siegeswille und Wettkampfgeist gefragt sind. Im Sport übernimmt er die Rolle des Initiators, des Anführers und Kapitäns der Mannschaft. Hier spielen in der Regel sein Siegeswille, seine Ausdauer, seine Zielstrebigkeit und sein Teamverständnis eine große Rolle. Sein Lieblingswort ist 'Arbeit'. Er macht vernünftige Vorschläge bei Besprechungen und bleibt dabei immer selbstbewusst und überzeugt von seinen Fähigkeiten."

Aber das spielte zu dieser Zeit keine Rolle, als sich das sowjetische Raumfahrtprogramm im Wettlauf mit den USA befand, denn vielmehr musste die technische Entwicklung beschleunigt werden. Die vom Chefkonstrukteur Sergei Koroljow entworfene Trägerrakete R-7 hatte noch einige bekannte Schwachstellen. 

Aus Sicht der Konstrukteure war die Anforderung an die zukünftigen Kosmonauten, dass sie wie Kampfpiloten an sehr hohe Beschleunigungskräfte gewöhnt sind, nicht größer als 170 cm sind und nicht mehr als 70 Kilogramm wiegen, um überhaupt in die Wostok-Kapsel zu passen. Sie mussten etwa 25 bis 30 Jahre alt, körperlich fit, diszipliniert und psychisch stabil sein. Der Bewertung des letzten Punktes wurde nicht sehr "vertraut", also dachten sich die Konstrukteure noch eine Art "Sicherung" aus. Es wurde angenommen, dass der erste Mensch im Weltraum in Panik geraten könnte und eventuell versucht, die manuelle Kontrolle über das Raumschiff zu übernehmen. Im Vorgriff auf solch ein Geschehen wurde dem Kosmonauten ein Umschlag mitgegeben, in dem sich eine komplexe mathematische Aufgabe befand. Nur wenn er bei Besinnung wäre und die Aufgabe lösen konnte, wäre es dem Kosmonauten ermöglicht worden, die manuelle Kontrolle über das Raumschiff zu übernehmen.

Grundsätzlich verfolgten die Spezialisten einen sehr pragmatischen Ansatz bei der Auswahl der Kosmonauten. Die endgültige Entscheidung darüber, wer den ersten Flug ins All antreten würde, traf dann aber der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow, der Nachfolger von Stalin. Vielleicht waren es Gagarins alltägliche, bescheidene Erscheinung, das Fehlen irgendwelcher hoher Auszeichnungen und seine solide Erfolgsbilanz bis dahin, die eine entscheidende Rolle spielten. Nach Lenins einstigem Postulat, dass "jeder Koch das Land regieren kann", war Chruschtschow wohl zu der Meinung gelangt, dass dann auch "jeder Gießer in den Weltraum fliegen kann".

Der Goldjunge

Es war Chruschtschow, der Gagarin zum Superstar machte. Bevor dieser jedoch zum berühmtesten Menschen auf Erden wurde, musste Juri praktisch unsichtbar bleiben, ebenso wie Koroljow. In der Atmosphäre des Kalten Krieges konnte sich die UdSSR nicht einmal den Hauch eines öffentlichen Scheiterns leisten. Daher wurden die Vorbereitungen zum Start der Rakete am 12. April 1961 unter strengster Geheimhaltung durchgeführt. Nicht einmal die Ehefrau von Juri und seine beiden Töchter wussten von dem Flug. Der Abschiedsbrief, den er ihnen vor seinem Start geschrieben hatte, wurde denn auch erst viele Jahre später, nach Gagarins Tod, erstmals veröffentlicht.

Sobald jedoch klar war, dass der Flug ein Erfolg geworden war und sich der Kosmonaut gesund und munter wieder auf dem Erdboden befand, begann eine schier endlose Reihe von Jubelfeiern und Empfängen. Am Landeplatz selbst wurde Gagarin die etwas ironische Medaille "Für die Erforschung jungfräulicher Weiten" verliehen. Auf dem Flugplatz in der Stadt Engels wurde ihm ein Glückwunschtelegramm der sowjetischen Regierung überreicht und wenige später trafen dort zahlreiche Journalisten und Kommandeure der Luftstreitkräfte ein.

Die Stimme des berühmten sowjetischen Radiosprechers Juri Lewitan aber verkündete sofort der ganzen Welt, dass der erste bemannte Raumflug vom Sowjetbürger Gagarin absolviert worden war. Über eine gesicherte Telefonleitung berichtete der Kosmonaut den höchsten Regierungsbeamten persönlich von seinem erfolgreichen Flug. Danach wurde er zu einer staatlichen Datscha in Kuibyschew an der Wolga gebracht, ein paar Stunden später trafen Ingenieure und Konstrukteure unter der Leitung von Koroljow ein und setzten sich um neun Uhr abends zum gemeinsamen Feiern zusammen. Dies war nur die allererste Feier für den noch einen Morgen zuvor völlig unbekannten sowjetischen Fliegeroffizier, der vorsorglich bereits einen Abschiedsbrief an seine Frau und Töchter geschrieben hatte. Es sollte für lange Zeit nicht die letzte Feier bleiben.

Einen Tag später traf der erste Kosmonaut in Moskau ein. Chruschtschow ordnete persönlich Gagarins Beförderung vom Oberleutnant zum Major an, auch gegen den Widerstand vom Verteidigungsminister Rodion Malinowski. Beim Anflug auf Moskau wurde sein Flugzeug von einer Ehreneskorte in der Luft, bestehend aus sieben MiG-17-Jagdflugzeugen, begleitet. Der fliegende Korso flog über das Zentrum der Hauptstadt und den Roten Platz und landete schließlich auf dem Flugplatz in Moskau-Wnukowo. Von der Gangway des Flugzeugs bis zum Podium für den Empfang war ein roter Teppich ausgerollt worden, jubelnde Menschen, Journalisten und Kameraleute standen Spalier. Gagarin ging Chruschtschow auf dem roten Teppich entgegen, mit einem losen Schnürsenkel an einem seiner Schuhe. (Laut Überlieferungen war Gagarins größte Sorge dabei angeblich, bloß nicht über diesen Schnürsenkel zu stolpern.) 

Unter dem Jubel der Öffentlichkeit, fuhren Chruschtschow und Gagarin in einer offenen Limousine zum Roten Platz, wo Gagarin in einer feierlichen Zeremonie und in Anwesenheit der höchsten Vertreter des Landes die beiden Titel "Held der UdSSR" und "Kosmonaut der UdSSR“ verliehen wurden. Der Festakt dauerte ganze drei Stunden, gefolgt von einem weiteren Empfang in den Kremlsälen, der sich weitere drei Stunden hinzog. Für den darauffolgenden Tag war dann eine Pressekonferenz für die ausländische Presse angesetzt.

Gagarin hatte praktisch keine Zeit, sich noch irgendwie zu erholen. Für Chruschtschow wurde er zu einem der wichtigsten Propagandainstrumente in der internationalen Arena. Noch während der fünftägigen ärztlichen Nachuntersuchung wurden dem Kosmonauten bereits zwei Autoren der Zeitung Prawda zugeteilt, um seine Biografie mit dem Titel "Der Weg ins All" zu verfassen. Am 28. April, nur zwei Wochen nach seinem legendären Flug, führte die nächste Reise Gagarin in die Tschechoslowakei, von wo aus danach eine Welttournee begann. Im Mai besuchte er Bulgarien, im Juni Finnland und im Juli Großbritannien.

Bemerkenswert dabei ist, dass Gagarin, von Beruf Gießer, vom Generalsekretär der Gewerkschaft der Gießereiarbeiter nach Großbritannien eingeladen worden war. Dort aß er allerdings auch mit dem britischen Premierminister Harold Macmillan zu Mittag, legte am Grab von Karl Marx in London einen Kranz nieder und frühstückte mit der Queen. Die Queen willigte sogar angeblich protokollwidrig für ein gemeinsames Foto ein. Gagarin war zu diesem Zeitpunkt kein Irdischer mehr auf dieser Welt.

Am 15. Juli kehrte Juri nach Moskau zurück, war aber bereits am 20. desselben Monats nach Polen unterwegs. Nachdem er dort den 17. Jahrestag der Befreiung des Landes von der Nazi-Invasion begangen und an einer Kundgebung mit der polnischen Jugend teilgenommen hatte, kehrte er am Abend des 22. Juli erneut nach Moskau zurück. Um Mitternacht des darauffolgenden Tages war er dann bereits wieder auf dem Weg über den Atlantik, besuchte Island, Kanada und natürlich Kuba, wo es eine gigantische Jubelfeier und einen Empfang durch Fidel Castro gab. Anschließend reiste er weiter nach Curaçao, dem folgte Brasilien, und er kehrte auf demselben Weg zurück nach Russland. Dann im August wurde er in Ungarn gefeiert, im November in Indien und in Sri Lanka und schließlich im Dezember in Afghanistan.

Das alles ging ziemlich lange so weiter: Ägypten, Libyen, Ghana, Liberia, Griechenland, Zypern, Österreich, Japan, dann erneut Finnland, gefolgt von Dänemark und Frankreich, zurück nach Kuba und anschließend über Mexiko in die DDR. Und schließlich waren dann im Oktober 1963 auf Einladung des UN-Generalsekretärs die USA an der Reihe, gefolgt von Schweden, Norwegen und zum zweiten Mal Frankreich.

Überall gab es feierliche Versammlungen, Empfänge, Kundgebungen, Reden und Abendessen mit Monarchen und Würdenträgern. In Norwegen fuhr der Kosmonaut zum Fischen aufs Meer hinaus und besuchte auf Wunsch norwegischer Seefahrer das Edvard-Grieg-Museum. Gagarin lebte fast drei Jahre lang mit solchen verrückten Tagesabläufen. Es wurde überliefert, er habe in dieser Zeit damit begonnen, auch dem Alkohol zu sehr zuzusprechen, während er zugleich seine frühere fliegerische Routine einbüßte.

Zu schnell, zu rücksichtslos

Schließlich verschwand allmählich Gagarins Name wieder von den Titelseiten der Weltmedien. Und für Gagarins größter Förderer, Nikita Chruschtschow, begann dagegen eine unruhige innenpolitische Situation, die schließlich in seinem Rücktritt mündete.

Der mittlerweile 30-jährige Oberst Gagarin, der auf dem Höhepunkt seines Ruhms stand, wollte sich wieder an ein normales Leben einfügen. Zwischen seinen Reisen besuchte er Kurse an der Schukowski-Akademie der Luftstreitkräfte. Seine größte Herausforderung bestand doch darin, sich auf einen möglichen nächsten Weltraumflug vorzubereiten und zum dauerhaften Dienst als Kampfpilot zurückzukehren.

Jedoch wurde festgestellt, dass er im Laufe der Jahre seiner Weltreisen die Qualitäten als Piloten verloren hatte und neu trainiert werden musste. Als ein Element dieses Prozesses fand am 27. März 1968 ein Routineflug statt. Mit diesem Flugzeugtyp war Juri völlig vertraut – es war die Trainingsvariante einer MiG-15 – mit einem zweiten Sitz im Cockpit für einen Ausbilder hinter dem Piloten und mit zusätzlichen Treibstofftanks versehen.

Der Ausbilder an diesem fatalen Tag war Wladimir Serjogin, ein erfahrener Pilot erster Klasse, dem während des Großen Vaterländischen Krieges für seine Einsätze der Heldenstern verliehen worden war. Man ging davon aus, dass er in einem Notfall die Kontrolle über das Flugzeug übernehmen könne. Eine Besonderheit bei dieser Trainingsversion einer MiG-15 war, dass der Ausbilder hinten der Erste war, der den Schleudersitz hätte betätigen können, und dass der Pilot vorne ihm unmittelbar danach automatisch folgen würde. Im Normalfall verläuft dieser Vorgang umgekehrt: Erst zieht der Pilot, dadurch wird der Co-Pilot aus der Maschine geschleudert und nahezu gleichzeitig folgt dem der Pilot in seinem Schleudersitz.

Das Wetter an diesem Tag war zwar ungemütlich, aber für eine einfache Flugübung noch akzeptabel – tief hängende Wolken mit einigen Kilometern freier Sicht darüber und darüber erneut dichte Wolken. Das Flugzeug von Gagarin und Serjogin startete um 10:18 Uhr vom Tschkalowski-Militärflugplatz. Die Mission hätte ungefähr 20 Minuten dauern sollen. Aber bereits um 10:30 Uhr meldete Gagarin den erfolgreichen Abschluss der Aufgaben und bat um Erlaubnis, den Flug zu beenden und zur Basis zurückzukehren. Von da an gab es aber von dem Flugzeug kein Lebenszeichen mehr.

Die Suche nach der Absturzstelle dauerte ziemlich lange. Sie wurde schließlich um 14:50 Uhr etwa 65 Kilometer vom Startplatz und 18 Kilometer von der Stadt Kirshatsch entfernt in der Region Wladimir gefunden. Am darauffolgenden Tag nahm die staatliche Untersuchungskommission ihre Arbeit auf.

Die schockierende Nachricht über den Tod des ersten Menschen im All, die groß angelegte Untersuchung sowie die Geheimhaltung all ihrer Ergebnisse lösten zahlreiche Gerüchte über die Ursachen dieser Tragödie aus. Einige glaubten, dass womöglich der allmächtige KGB beschlossen hatte, die populäre Ikone zu beseitigen. Andere spekulierten gar über einen Zusammenstoß mit einem UFO. Und natürlich gab es auch die unvermeidliche Vermutung, dass der Pilot und der Ausbilder vor ihrem Abflug ein Glas Wodka zu viel getrunken hätten.

Vernünftigere Theorien sahen die gefährliche Annäherung eines anderen Flugzeugs, das eine Trainingsmission in demselben Luftraum durchführte, was dazu geführt haben könnte, dass das Flugzeug von Gagarin in die Wirbelschleppe des Triebwerks von jenem Flugzeug geraten sei, was zu einem Strömungsabriss oder Triebwerksausfall bei Gagarins Flugzeug geführt haben könnte. Es wurde auch die Theorie aufgestellt, im Cockpit hätte es aufgrund einer Kollision mit einem Wetterballon einen rasanten Druckverlust gegeben.

Die logischste Abfolge scheint jedoch immer noch jene zu sein, wonach der Grund für den Absturz auf einen Pilotenfehler und mangelhafte Wetterdaten zurückzuführen ist. Nach vielen unspektakulären routinemäßigen Flugmanövern soll Gagarin seine Flugroute bei akzeptabler Wolkendecke doppelt so schnell durchflogen haben, als er es eigentlich tun sollte, meldete anschließend der Bodenkontrolle, dass er zurückkehren wolle und tauchte dann in eine dichte Wolkendecke ein. Nach seinen eigenen und auch jenen Berechnungen von Serjogin hätten sie dann aus der Wolkendecke in etwa 900 Metern Höhe über dem Erdboden auftauchen müssen. Aber die Wolkendecke war inzwischen tiefer gesunken und als die Piloten endlich den Erdboden zu dicht unter sich sahen, blieb ihnen keine Zeit mehr, um mit viel Schwung und Schubkraft den Sturzflug abzufangen und der katastrophalen Situation zu entkommen, obwohl beide Offiziere wohl bis zum letzten Moment darum kämpften, das Flugzeug zu stabilisieren.

Das Selbstbewusstsein eines weltberühmten Fliegerasses, das sich mehr an all die Feiern, Empfänge und an seine Außergewöhnlichkeit gewöhnt hatte, gepaart mit unglücklich schnell veränderter Witterung hat höchstwahrscheinlich zu dem tragischen Unfall geführt. Die Banalität dieser Version erklärt vermutlich auch ihre lange Geheimhaltung. Die Sowjets wollten wohl einfach nicht eingestehen, erst den ersten Menschen in den Weltraum gebracht zu haben, um es danach dummerweise zu versäumen, ihn angemessen zu beschützen. Es war somit besser, auch noch viele Gerüchte unter den Leuten zirkulieren zu lassen, als die ganze Welt simple fliegerische Fehler wissen zu lassen, die bei der Vorbereitung und Durchführung eines routinemäßigen Trainingsflugs gemacht worden waren.

Gagarin und Serjogin wurden am Tag nach ihrem Tod eingeäschert. Ihre Asche wurde in einem Urnengrab der Nekropole an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt.

Übersetzt aus dem Englischen.

Anatoli Brusnikin ist ein russischer Historiker und Journalist.

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