Meinung

Deutsche Panzer an die Ostfront: 192 deutsche Leoparden gegen Russland

Déjà-vu in Russland. Nach der Zusage, Kiew 14 moderne Leopard-2-Panzer zu liefern, hat die Bundesregierung nun auch die Lieferung von 178 Leopard-1-Panzern aus Beständen der deutschen Industrie genehmigt – und auch gleich die Finanzierung übernommen. Das weckt Erinnerungen.
Deutsche Panzer an die Ostfront: 192 deutsche Leoparden gegen RusslandQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Imo

Von Thomas Röper

Von dem Mantra des deutschen Bundeskanzlers Scholz, es werde "keine deutschen Alleingänge" geben, bleibt immer weniger übrig. Er hatte anderen Ländern die Genehmigung zum Re-Export von Leopard-2-Panzern erteilt und die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern aus Beständen der Bundeswehr erst gegeben, nachdem Frankreich angedeutet hatte, etwa 30 Leclerc-Panzer in die Ukraine zu schicken und nachdem die USA angekündigt hatten, Abrams-Panzer an Kiew zu liefern. Kaum hatte Scholz die deutschen Leoparden freigegeben, kassierte Frankreich seine Ideen wieder und die USA meldeten, dass sie gar keine Abrams-Panzer der Exportversion vorrätig hätten und dass bis zum Beginn ihrer Lieferung wohl ein Jahr vergehen werde.

Auch die anderen Länder, die Deutschland so sehr gedrängt hatten, endlich den Re-Export der Leopard-2-Panzer in die Ukraine zu erlauben, wurden nach dem grünen Licht aus Deutschland plötzlich sehr zurückhaltend mit konkreten Zusagen, Leopard-2-Panzer aus ihren Beständen nach Kiew zu schicken.

De facto ist damit genau das eingetreten, was Scholz offiziell nie wollte: Deutschland hat den Re-Export der Leopard-2-Panzer im Alleingang genehmigt und liefert auch die meisten Panzer an die Ukraine, denn nun hat das Verteidigungsministerium die Ausfuhr von bis zu 178 Leopard-1-A5-Kampfpanzern in die Ukraine genehmigt und außerdem mitgeteilt:

"Die Finanzierung und Instandsetzung der Panzer sowie die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte erfolgt in enger Abstimmung mit europäischen Partnerländern der Bundesrepublik Deutschland."

Die Bundesregierung kauft zwei Firmen ihre eingelagerten Leopard-1-Panzer ab und bezahlt auch deren Instandsetzung, wobei es möglich ist, dass einige Panzer dabei als Ersatzteillager ausgeschlachtet werden müssen. Bisher haben die Niederlande und Dänemark gemeldet, zusammen mit Deutschland etwa 100 Leopard-1-Panzer an Kiew zu liefern, wobei es sich – so, wie ich die kurzen Pressemitteilungen verstehe – allerdings nicht um zusätzliche Panzer handeln dürfte, sondern um eine finanzielle Beteiligung an der Instandsetzung der deutschen Alt-Panzer.

Es gibt allerdings Probleme, wie das Magazin Spiegel berichtet:

"Im Idealfall sollen die ersten Leopard-1-Kampfpanzer schon im Sommer dieses Jahres an die Ukraine ausgeliefert werden, der größere Teil wird aber wohl erst 2024 abgegeben werden können. (…)
In Industriekreisen hieß es, man sei vermutlich in der Lage, bis Sommer oder Herbst einige Dutzend der Leopard-1-Panzer so weit herzurichten, dass sie in die Ukraine abgegeben werden können. Hinter den Kulissen versucht die Bundesregierung derzeit noch, passende Munition für das Leopard-1-Modell aufzutreiben. Derzeit verfüge man nur über eine Art Startpaket von 25.000 Schuss, heißt es aus der Industrie. Zwar könne man eine Fertigung von 105-Millimeter-Geschossen beginnen, dies würde aber Monate in Anspruch nehmen."

Déjà-vu in Russland

Dass 80 Jahre nach dem Krieg in der ukrainischen Steppe wieder deutsche Panzer auf Russen schießen werden, kommt in Russland ungefähr genauso gut an, wie es in Israel "gut" ankäme, wenn Deutschland den Palästinensern Zyklon-B liefern würde. Die Nazis haben nämlich nicht nur sechs Millionen Juden umgebracht, sondern auch 27 Millionen Sowjetbürger, größtenteils Russen.

Der russische Präsident Putin hat das in diesen Tagen bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung Stalingrad wie folgt in Worte gefasst:

"Es ist unglaublich, unglaublich, aber es ist eine Tatsache: Wir werden erneut von deutschen Leopard-Panzern mit aufgemalten Kreuzen bedroht, und erneut wollen Hitlers Nachfahren durch die Hände der Bandera-Anhänger auf ukrainischem Boden Krieg mit Russland führen."

Dass einige deutsche Medien – darunter natürlich der Spiegel – danach besserwisserisch behauptet haben, Putin habe damit die Unwahrheit gesagt (oder einen "geschichtlichen Fehler gemacht"), weil es damals ja noch gar keine Leopard-Panzer gegeben hat, zeigt einmal mehr deren Unwissenheit über Russland. Der Zweite Weltkrieg und die Panzerschlachten in der Sowjetunion sind in Russland unvergessen und fast jedes Schulkind kann die Panzertypen aufzählen, die damals auf beiden Seiten beteiligt waren.

Da die Bundesrepublik die Tradition der Nazis übernommen hat, ihre Panzer nach Raubkatzen zu benennen, war die Erwähnung der Leopard-Panzer durch Putin ein weiterer Hinweis auf die geschichtliche Kontinuität, die Deutschland mit der Lieferung deutscher Panzer für die Ukraine derzeit betreibt. Ob die deutschen Panzer, die Russen töten sollen, wie bei den Nazis "Panther", "Tiger" oder "Löwe" heißen, oder ob sie heute "Leopard" genannt werden, ist den Russen dabei egal.

Entscheidend ist, dass Deutschland wieder die Türen seines "Zoos", wie man in Russland sagt, öffnet und seine Raubkatzen auf Russen hetzt.

Thomas Röper ist Herausgeber und Blogbetreiber der Webseite Anti-Spiegel. Dieser Artikel wurde zuerst am 8. Februar auf Anti-Spiegel veröffentlicht.

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