Meinung

"Testament of Bucha" – Kunst als Propaganda

Die Installation "Testament of Bucha" wird in Berlin gezeigt. Sie emotionalisiert und festigt ein im Westen etabliertes, einseitiges Narrativ. Die beteiligten Organisationen erhärten den Verdacht, dass es sich um als Kunst getarnte Propaganda handelt.
"Testament of Bucha" – Kunst als PropagandaQuelle: www.globallookpress.com

von Gert Ewen Ungar

Am 22. August wurde auf dem Kurfürstendamm in Berlin eine Installation mit dem Titel "Testament of Bucha" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei wird ein ausgebranntes Autowrack ausgestellt. Es steht auf einem schwarzen, leicht abschüssigen Podest, auf dessen Seiten "Testament of Bucha" zu lesen ist. Die Karosserie ist durchlöchert.

Die Insassen, eine Mutter und ihre Tochter sowie zwei weitere Frauen, haben die Fahrt nicht überlebt. Eingerahmt und im wahrsten Sinne des Wortes geframed wird die Installation von vier Monitoren, die für den Betrachter einordnen, was es hier zu sehen gibt. Genau an dieser Stelle wird es problematisch. 

Mit dem Auto versuchten Tamila Mischenko, ihre Tochter Hanna und zwei weitere Frauen aus Butscha zu fliehen. Der Sohn von Tamila, Jewgeni, fand das Fahrzeug. Es ist Zeugnis für eine schreckliche Tragödie. Soweit ist alles nachvollziehbar.

Allerdings werden das Fahrzeug und der Tod von Tamila, ihrer Tochter und den beiden Frauen in der Installation instrumentalisiert, denn bei der Schuldzuschreibung geht es allzu zügig. Ein russischer Soldat soll das Feuer auf die Flüchtenden eröffnet und so das Auto in Brand gesteckt haben. 

Andrei Melnyk, der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, macht die russische Gesellschaft mitverantwortlich. "Es war nicht Putin, sondern es war ein russischer Soldat, der die Entscheidung getroffen hat, das Auto zu beschießen", heizt er in bekannter Manier in der deutschen Gesellschaft ohnehin vorhandene Ressentiments gegen Russen an. 

Die Installation wird gemäß dem westlichen Narrativ eingeordnet. Es lautet: Russland beging in der ukrainischen, nordwestlich von Kiew gelegenen Stadt Butscha schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Vor ihrem Abzug richteten russische Soldaten ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an. 

Die bedrückenden Bilder aus Butscha gingen durch die Medien und erzeugten eine Schockwelle. Eine offizielle, vor allem unabhängige Untersuchung hat es nicht gegeben. Zwar wurde Butscha für einen kurzen Moment zur Pilgerstätte westlicher Politiker, die dort ihre Betroffenheit medienwirksam inszenieren durften. Aber das, was die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Russland eigentlich notwendig gemacht hätten, die Sicherung von Beweisen, das Einsetzen einer unabhängigen, internationalen Untersuchungskommission und unabhängige Ermittlungen vor Ort – das hat es nie gegeben. Russland bestreitet seine Schuld und verweist auf die Chronologie der Ereignisse. Der Westen behauptet die Schuld, ohne die notwendigen Schritte zu einer Überprüfung eingeleitet zu haben. 

Was von Butscha bleibt, sind stark emotionalisierende Bilder, deren Wirkung jetzt durch die in Berlin gezeigte Installation verstärkt werden. Die Emotionalisierung des Publikums hat das Ziel, von dem Mangel an tatsächlichen Beweisen und dem Fehlen einer unabhängigen Untersuchung abzulenken. 

In einer Pressemitteilung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf heißt es in Bezug auf das Videomaterial, das auf den Monitoren zu sehen ist, die das Autowrack framen: 

"Das begleitende Videomaterial vor Ort von StopFake.org und Radio Swoboda, einer unabhängigen ukrainischen Journalistenorganisation, vervollständigt die Geschichte dieses Vorfalls."

Das ist grob irreführend, denn Radio Swoboda ist keine unabhängige ukrainische Journalistenorganisation, sondern ein US-amerikanischer Staatssender, der als Radio Free Europe zur Zeit des Kalten Krieges vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA mit dem Ziel gegründet und finanziert wurde, die Sowjetunion und die Länder des Warschauer Paktes mit Informationen aus dem Westen zu versorgen. Radio Swoboda ist ein Propagandasender, der heute aus Mitteln des US-Kongresses finanziert wird.

Auch StopFake.org ist keineswegs unabhängig. Die Seite wird unter anderem vom US-amerikanischen Think-Tank National Endowment for Democracy, dem German Marshall Fund, dem tschechischen Außenministerium, dem britischen Außenministerium und der britischen Botschaft in der Ukraine finanziert. StopFake.org ist ein typisches Tool westlicher Einflussnahme, das sich aus Imagegründen den Anstrich von Unabhängigkeit und einer rein aus Spenden finanzierten Graswurzel-Organisation gibt. Faktisch wird StopFake.org jedoch von westlichen Regierungen gesteuert. 

Durch die Einbindung der Installation in das westliche Narrativ über Butscha wird es selbst zu einem Teil der westlichen, antirussischen Propaganda. Es geht darum, dieses Narrativ mittels Emotionalisierung fest ins Gedächtnis der deutschen Gesellschaft einzubrennen. 

Die Installation ist damit das Gegenteil eines Beitrags zur Aufklärung. Wo eigentlich Besonnenheit und künstlerisches Herantasten an die Wahrheit angebracht wären, betreibt sie Vorverurteilung und Emotionalisierung zum Zweck der Manipulation. 

Die Instrumentalisierung von Kunst zum Zwecke der Propaganda und der Stützung des regierungsoffiziellen Narrativs hat in Berlin Tradition. Bereits 2017 wurde eine Installation, bestehend aus drei Bussen, vor dem Brandenburger Tor aufgebaut. Die Busse, auch sie allesamt Wracks, standen vertikal. Sie stammten aus der syrischen Stadt Aleppo und sollten an den Bürgerkrieg in Syrien erinnern. Schon die Behauptung, es handele sich um einen Bürgerkrieg und nicht um einen Krieg unter internationaler Beteiligung, war manipulativ. Wie auch "Testament of Bucha" bediente die "Monument" genannte Installation des deutsch-syrischen Künstlers Halbouni das offizielle Narrativ über den Konflikt.

Deutlich plumper und plakativer geht eine Ausstellung in Prag vor. Dort wird beschädigtes und zerstörtes russisches Kriegsgerät gezeigt. "Mutig wie die Ukraine" ist das Motto und zielt auf die Emotionalisierung des Publikums. Das Gefühl, das hier allerdings hervorgerufen werden soll, ist nicht Betroffenheit und Entsetzen wie in Berlin. In Prag geht es um Genugtuung. Auch diese Ausstellung dient nicht der Aufklärung, denn sie unternimmt keinen Versuch, den Ablauf der Eskalation zu beleuchten, der zum Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine geführt hat.

Etwas anders sieht es bei einem Mahnmal in Petersburg aus. Dort erinnert eine Gedenkstätte an den Tod eines zehnjährigen Mädchens, das in Donezk durch ukrainischen Beschuss mithilfe einer französischen Haubitze vom Typ CAESAR ums Leben kam. 

Hier entspricht alles den Fakten. Die Ukraine wird mit westlichen Waffen beliefert. Mit diesen Waffen wird zivile Infrastruktur in Donezk beschossen und es sterben beinahe täglich Zivilisten. Aus militär-strategischer Sicht erfüllt der Beschuss von Donezk keinen Zweck. Er ist ein Kriegsverbrechen. Es gibt inzwischen in vielen russischen Städten ähnliche Gedenkstätten. Sie hinterlassen ein Gefühl von Trauer und tiefem Bedauern über die Entwicklung, die Europa genommen hat. 

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