Meinung

Der letzte Zar: Wie Russland des brutalen Mordes an der Familie von Nikolai II. gedenkt

Vor 104 Jahren vernichteten die kommunistischen Bolschewiken eine kaiserliche Blutdynastie, die über drei Jahrhunderte bestanden hatte. In der Ära der Sowjetunion verpönt oder sogar verboten, wird im modernen Russland das Gedenken an den letzten russischen Zaren und seine Familie würdevoll aufrechterhalten.
Der letzte Zar: Wie Russland des brutalen Mordes an der Familie von Nikolai II. gedenktQuelle: Sputnik © Pavel Lisitsyn

von Mark Brattschikow-Pogrebisskij

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 löschten die Bolschewiken im damaligen Swerdlowsk, dem heutigen Jekaterinburg, das Leben von Nikolai II., des letzten Zaren des russischen Reiches, und das seiner Familie durch ein spontan gebildetes Erschießungskommando aus. Insgesamt wurden elf Menschen ermordet: der Zar selbst, die Ehefrau des Zaren, fünf ihrer Kinder und vier kaiserliche Bedienstete. Ihre Leichen wurden in der Dunkelheit der Nacht in einer verlassenen Bergbaumine verscharrt, deren Standort bis zum Ende der Sowjetunion ein Staatsgeheimnis blieb.

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde die Familie von Nikolai II. von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen. Seither treffen sich Christen aus aller Welt, jeweils Mitte Juli, zu einer kirchlichen Prozession, die vom Ort der Ermordung in Jekaterinburg zum Kloster Ganina Jama führt. Als ich von der Geschichte dieses unmenschlichen Massakers erfuhr, nahm ich selber an einer dieser Prozessionen teil und sprach mit Pilgern über ihre Haltung gegenüber den heilig gesprochenen Mitgliedern der letzten kaiserlichen Dynastie Russlands.

Im März 1917, kurz vor der Oktoberrevolution, beschloss die damalige provisorische Regierung Russlands, die königliche Familie in Haft zu nehmen. Zu Beginn wurden die Romanows in Zarskoje Selo festgehalten, einem Palast, der sich in einem Vorort des heutigen Sankt Petersburg befindet. Aber im darauffolgenden August wurden sie zwangsweise nach Tobolsk verlegt, einer Stadt weit hinter dem Ural, an den Grenzen zum Fernen Osten des damaligen Reiches. Im darauffolgenden Frühjahr 1918 wurde die Familie schlussendlich nach Swerdlowsk – dem heutigen Jekaterinburg – verlegt, wo sie im Haus eines Ingenieurs namens Nikolai Ipatiew untergebracht wurde, das von den Bolschewiken requiriert worden war und gelegentlich mit Essen von den Nonnen des Klosters von Nowo-Tichwin beliefert wurde.

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wurden Zar Nikolai II., seine Ehegattin, die Zarin Alexandra Fjodorowna, die Großherzoginnen Anastasia, Tatiana, Olga und Maria, der Zarewitsch Alexei – der Thronfolger –, der kaiserliche Arzt Jewgeni Botkin, der kaiserliche Koch Iwan Charitonow, das Hausmädchen der Kaiserin Anna Demidowa und der Kammerdiener des Zaren, Alojsius Troup, von den Bolschewiken unter dem Kommando von Jakow Jurowski erschossen. Während des Jahres 1918 tobte in Russland immer noch ein Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und ihren Gegnern, der Weißen Garde. Am 25. Juli besetzten antibolschewistische Kräfte der sibirischen Armee Jekaterinburg.

Kurz darauf wurde der Mord an der kaiserlichen Familie von Nikolai Sokolow, einem Justizermittler für besonders wichtige Fälle beim Bezirksgericht Omsk, untersucht, nachdem er Anfang Februar 1919 vom obersten Gouverneur, Admiral Alexander Koltschak, vorgeladen wurde, der ihn mit dem Fall beauftragte. Nach der Hinrichtung Koltschaks durch die Kommunisten im Winter 1920 verließ Sokolow das Land, dokumentierte aber im Exil weiterhin Zeugenaussagen zur Ermordung der Zarenfamilie. In Paris befragte er unter anderem den Prinzen Lwow, den ehemaligen Vorsitzenden des Ministerrates der provisorischen Regierung, sowie den ehemaligen Justizminister Kerenski und den ehemaligen Außenminister Miljukow.

Kerenski nannte zwei Hauptgründe für die Verhaftung des Zaren und seiner Familie. Der erste war die "aufgebrachte Stimmung" unter den Arbeitern und Soldaten, die mit dem Souverän in Verhandlungen treten wollten. Der zweite Grund waren "hochrangige Offiziere", die davon überzeugt waren, dass der Kaiser und die Kaiserin beabsichtigen würden, einen "separaten Frieden" mit Deutschland zu schließen.

Das Buch von Sokolow mit dem Titel "Der Mord an der kaiserlichen Familie", in dem die Ermittlungsunterlagen veröffentlicht wurden, erschien 1925 in Berlin. Das Buch war nur einen Schritt davon entfernt, das Rätsel um den Verbleib der Überreste der Zarenfamilie zu lösen; schließlich fehlte jedoch die Zeit, nach ihnen zu suchen, nachdem die Bolschewiken das Gebiet endgültig erobern konnten.

Ein Schlüsseldokument mit Details über den Mord an der Zarenfamilie ist eine Aktennotiz aus dem Jahr 1920 von Jakow Jurowski, der das Erschießungskommando angeführt hatte. Seinen Memoiren zufolge wurde der kaiserlichen Familie und ihren Bediensteten in einer Nacht im Juli 1918 Folgendes mitgeteilt: 

"Aufgrund von Unruhen in der Stadt ist es notwendig, die Familie Romanow von der oberen in die untere Etage zu verlegen." 

Als das Erschießungskommando im Haus eintraf, teilte der Kommandant den Romanows mit, dass ihre "Verwandten in Europa" – wahrscheinlich meinte er damit die deutschen Truppen unter der Führung des Cousins ​​der Zarin, Kaiser Wilhelm II. – ihre Offensive gegen Sowjetrussland fortsetzen würden und das Exekutivkomitee des Ural-Distrikts daher beschlossen habe, die Familie zu erschießen. 

Zar Nikolai drehte den Bolschewiken den Rücken zu und sah seine Familie an. Nachdem ihm die Tragweite des soeben verkündeten Beschlusses bewusst geworden war, wandte er sich dem Kommandanten der Bolschewiken zu und fragte: "Was? Was?" Der Kommandant wiederholte daraufhin hastig seinen Befehl und gab Order an das Erschießungskommando, sich vorzubereiten.

Jeder im Kommando wurde im Voraus instruiert, auf wen er schießen soll; zudem wurde die Anweisung erteilt, direkt auf das Herz der jeweiligen Person zu zielen, um ein größeres Blutvergießen zu vermeiden und die Affäre schnellstmöglich zu beenden. Nikolai erwiderte nichts mehr und wandte sich wieder seiner Familie zu, deren Mitglieder mehrere, nicht überlieferte Ausdrücke der Verzweiflung von sich gaben.

Kurz darauf erfolgte die Exekution durch das Erschießungskommando, die etwa zwei bis drei Minuten dauerte. Zar Nikolai II. wurde vom Kommandanten Jurowski selbst auf der Stelle getötet, gefolgt von seiner Gattin Alexandra Fjodorowna und den kaiserlichen Dienern der Romanows. Alexej, der Thronfolger, seine drei Schwestern, die Hofdame Anna Demidowa und der kaiserliche Arzt Jewgeni Botkin blieben zunächst noch am Leben. Das überraschte den Kommandanten, da vorgesehen war, dass man direkt auf ihre Herzen zielen sollte. Somit wurde eine erneute Salve auf die Herzen der Überlebenden abgeschossen, aber auch diese prallte überraschenderweise an den Körpern der Unglückseligen ab. Als man dann versuchte, eines der Mädchen mit einem Bajonett zu erdolchen, gelang auch dies nicht, die Klinge konnte das Mieder des Mädchens nicht durchstechen. Der Grund dafür war, dass die Bediensteten und die Mädchen der Familie Romanow Gold und Edelsteine in ihre Mieder und Unterhemden eingenäht hatten, was sie wie eine Schussweste vor der ersten Salve schützte. Der Akt der finalen Mordtat dauerte, einschließlich des notwendigen "Nachfassens", rund 20 Minuten.

Laut der Aktennotiz von Jurowski sollten die Leichen der kaiserlichen Familie in einer verlassenen Bergbaumine in der Nähe der Stadt begraben werden. Kurz nach dem Mord stellte sich jedoch heraus, dass niemand wusste, wo sich diese Mine befand und nichts vorbereitet worden war, um das Verscharren der Leichen durchzuführen. Darüber hinaus wurden die Bolschewiken daran gehindert, die Affäre so schnell wie möglich zu beenden, da die Mörder immer wieder versuchten, ihren Opfern die Wertsachen zu entwenden.

Ein Lastwagen verließ Swerdlowsk mit den Leichen der Ermordeten und hielt in der Nähe des Dorfes Koptjaki, wo in einem nahe gelegenen Wald eine verlassene Bergbaumine gefunden wurde. 

Die Leichen wurden ausgezogen und in die Grube gehievt. Gleichzeitig versuchten die Bolschewiken unbequeme Zeugen fernzuhalten. Man verbreitete im Dorf von Koptjaki das Gerücht, dass tschechische Truppen, die zu dieser Zeit bewaffnete Gegner der Sowjets waren, sich im Wald versteckt halten würden und dieser somit umzingelt und durchsucht werden müsse. Niemand durfte das Dorf verlassen.

Einige Zeit später, während eines Treffens von Veteranen der Bolschewiken im Jahr 1934, beschrieb Jurowski die Beseitigung der kaiserlichen Familie detaillierter. Am Morgen des 17. Juli bedeckte Wasser die Leichen, die bereits in den Bergbauschacht heruntergelassen worden waren. Man beabsichtigte zunächst, den Schacht mit Sprengstoff zu sprengen, wozu es jedoch nicht kam. Daher beschloss man, "die Leichen an einen anderen Ort zu verlegen", sodass Jurowski die Anweisung erteilte, die Leichen wieder zu bergen. "Ich hatte den Plan, falls es Probleme geben sollte, sie einzeln an verschiedenen Stellen entlang der Straße zu begraben." Schließlich begann man damit, ein neues Loch auszuheben, in dem die Überreste der Romanows verscharrt werden sollten. Allerdings war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt.

"Nachdem wir auf den Abend gewartet hatten, beluden wir den Karren. Es ging bereits auf Mitternacht zu, als ich beschloss, dass es notwendig ist, die Leichen irgendwo in der Nähe zu begraben, an einem Ort, den niemand finden konnte. Ich schickte meine Untergebenen los, Eisenbahnschwellen herbeizuschaffen, um damit jenen Ort abzudecken, an dem die Leichen begraben werden sollten." 

Vor ungefähr zwei Monaten blätterte ich in einem Notizbuch von Sokolow, dem Justizermittler für besonders wichtige Fälle, und sah darin ein Bild dieser Eisenbahnschwellen. Man sagt, dass die kaiserliche Familie unter diesen Eisenbahnschwellen ruhe, die angeblich gelegt wurden, um Lastwagen die Überquerung der Schienen zu erleichtern. Obwohl man das ganze Gebiet umgegraben hat, dachte man nicht daran, einen Blick unter die Eisenbahnschwellen zu werfen. Während Sokolow in der Nähe des Klosters von Ganina Jama Spuren von Mitgliedern der kaiserlichen Familie finden konnte, gelang es ihm nie, die intakten Leichen zu finden.

"Umgehend wurde ein großes Lagerfeuer entfacht, und während die Grabstätte vorbereitet wurde, verbrannten wir zwei der Leichen: die von Alexei und die der Großherzogin Maria, die wir versehentlich anstelle Alexandra Fjodorownas verbrannt haben. In der Nähe des Feuers wurde eine Grube ausgehoben. Wir haben die Überreste hineingelegt und anschließend zugedeckt. Ein weiteres großes Lagerfeuer wurde weiter oben entfacht. Inzwischen wurde für die restlichen Leichen eine große Grube ausgehoben. Bevor wir sie hineinwarfen, überschütteten wir die Leichen mit Schwefelsäure. Danach warfen wir die Leichen in die Grube, schütteten noch mehr Schwefelsäure hinein, füllten die Grube mit Erde auf und bedeckten die Stelle anschließend mit Eisenbahnschwellen. Der LKW fuhr ein paar Mal über die Grabstätte, um die darüberliegende Erde fest zu pressen, und das war's." 

Um etwa sechs Uhr morgens wurden alle Beteiligten versammelt und ihnen wurde die Bedeutung dessen, was sie gerade getan hatten, erklärt. Die Anwesenden wurden aufgefordert, alles, was sie gesehen hatten, zu vergessen und niemals mit jemandem darüber zu sprechen. Danach sind alle in die Stadt zurückgefahren.

Die letzte Grabstätte der kaiserlichen Familie war aber nicht für alle Sowjetbürger ein Geheimnis und offenbar wussten hochrangige Parteifunktionäre genau darüber Bescheid. Literaturkritiker glauben, dass dieser Ort im Jahr 1928 sogar dem Dichter Wladimir Majakowski gezeigt wurde und infolge des Besuchs dieser Grabstätte das Gedicht "Der Kaiser" entstand.

Der Erste, der die königlichen Überreste zu Sowjetzeiten entdeckte, war der Geologe Alexander Awdonin, ein Absolvent des Instituts für Bergbau des Ural-Gebiets. In den 1960er Jahren lernte Awdonin einen Mann namens Gennadi Lisin vom Verlag Ural-Arbeiter kennen. Lisin behauptete, er sei Mitglied der Pfadfinder gewesen und habe in seiner Jugend Ermittlern der Weißen Garde bei der Suche nach der Grabstätte geholfen. Er war es, der Awdonin die Stelle bei Ganina Jama zeigte.

Im Jahr 1976 besuchte Geli Rjabow, ein Drehbuchautor aus Moskau und respektierter Mitarbeiter des sowjetischen Innenministeriums, Awdonin und führte mit ihm ein längeres Gespräch durch. Einige Jahre später suchte er die Alte Koptjakow-Straße gründlich ab, entlang der die Leichen der Romanows von den Bolschewiken einst transportiert worden waren. In der Kleinstadt Porosenkow Log, in der Nähe von Jekaterinburg, fand er dieselben Eisenbahnschwellen, wie sie bereits an der Grabstätte der Romanows verwendet wurden und unter denen der Geologe Schädel und Knochen fand. Rjabow brachte zwei der Schädel nach Moskau, in der Hoffnung, daran eine Untersuchung durchführen zu können. Vor dem Zusammenbruch der UdSSR erklärte sich jedoch niemand dazu bereit, ihm dabei zu helfen. Danach beschlossen Awdonin und Rjabow, die Holzkisten mit den Überresten in der Nähe des Fundortes erneut zu vergraben – bis bessere Zeiten anbrechen würden.

Im Jahr 1989 offenbarte Rjabow gegenüber der Moscow News, dass er die kaiserlichen Überreste gefunden habe, was das öffentliche Interesse am Mysterium rund um die Zarenfamilie umgehend neu aufkeimen ließ, besonders unter Amateurarchäologen. Awdonin begann sich daraufhin Sorgen um das Schicksal der Überreste der Romanows zu machen; er schrieb einen Brief an den Vorsitzenden des Obersten Sowjets der Russischen Sozialistischen Republik, Boris Jelzin, der anschließend seinerseits den Gouverneur der Region Swerdlowsk, Eduard Rossel, damit beauftragte, sich mit der Angelegenheit zu befassen.

Im Jahr 1993 diente Rossel kurzzeitig als Gouverneur der Republik Ural, einer De-facto-Körperschaft, die in der Russischen Föderation und ihrer Verfassung nicht vorgesehen war. Der Gouverneur war der Auffassung, dass der Ural in wirtschaftlicher und gesetzgeberischer Hinsicht unabhängiger werden sollte. Im November desselben Jahres wurde seine Initiative jedoch endgültig für beendet erklärt und Rossel entlassen. Historiker und Journalisten aus dem Ural-Gebiet vermuten bis heute, dass der Gouverneur die kaiserlichen Überreste bis zu diesem Moment als Verhandlungsmasse gegenüber den Bundesbehörden verwendet haben könnte.

Im Jahr 1998 wurden die Überreste der Romanows nach zahlreichen Untersuchungen in Anwesenheit von Jelzin in der Peter-und-Paul-Kathedrale in Sankt Petersburg beigesetzt. Damals erkannte die russisch-orthodoxe Kirche die Echtheit der Überreste nicht an und Patriarch Alexi II. nahm nicht an der Zeremonie teil.

Bei den gefundenen Überresten fehlten zwei der Leichen und erst im Jahr 2007 fand ein Suchteam die Überreste von Großherzogin Maria und des Zarewitsch Alexei, rund 75 Meter von der Stelle entfernt, an der die anderen Überreste gefunden worden waren.

Im März 2022 erklärte der ehemalige Metropolit Hilarion von Wolokolamsk, Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats: "Wir haben jetzt klare und ausreichende Beweise dafür, dass die Überreste von Jekaterinburg die echten Überreste der Mitglieder der kaiserlichen Familie sind. Mir scheint, dass die Argumente, mit denen die Authentizität der Überreste von Jekaterinburg gestützt werden, jene Argumente, die sie widerlegen wollen, bei Weitem überwiegen."

Im Jahr 1977, sechzig Jahre nach der Oktoberrevolution, wurde das Haus des Ingenieurs Nikolai Ipatiew, in dem die Romanows vor ihrem Tod untergebracht waren, abgerissen. Jelzin war damals der erste Sekretär des Regionalkomitees der KPdSU in Swerdlowsk. 2003 wurde an der Stelle, wo das Haus von Ipatiew stand, eine Kirche errichtet, die Kathedrale auf dem Blut, nachdem im Jahr 1992 die Tradition der Abhaltung einer Bußprozession geboren wurde, deren heutige Route 1994 etabliert wurde.

Das Denkmal für die Romanows befindet sich heute im Porosenkow-Trakt der Kathedrale. Ilya Korowin, der Direktor der Gedenkstätte, der die Thesen von Awdonin zu den Überresten der kaiserlichen Familie unterstützt, sagte mir gegenüber, dass die Route der Prozession dieses Kulturerbe nicht miteinschließt.

Im Jahr 2018 nahm Patriarch Kirill zum ersten Mal selbst an der Prozession teil. Heute, vier Jahre später, pilgern die Gläubigen entlang einer rund 20 Kilometer langen Strecke, die von der Kathedrale auf dem Blut bis zum Kloster der Heiligen kaiserlichen Träger der Passion in Ganina Jama führt. In diesem Jahr fanden sich nach Angaben der Stiftung der Heiligen Katherina 50.000 Pilger zur Prozession ein.

Während der Prozession teilten mir Gläubige in Gesprächen ihre Ansichten darüber mit, ob die Kirche die kaiserlichen Überreste offiziell anerkennen sollte. Einige waren der Meinung, dass dies der richtige Schritt wäre, um dem "größten Verbrechen in der russischen Geschichte" Anerkennung zu verleihen. Andere hingegen zweifeln daran, dass die von Awdonin gefundenen Überreste authentisch sind und glauben, dass diese wahrscheinlich in Ganina Jama unwiederbringlich zerstört wurden.

Die Prozession selbst beginnt jeweils um 2:30 Uhr lokaler Zeit, was in etwa der Uhrzeit der Ermordung der Romanows und ihrer Bediensteten entspricht. Sie wird von Würdenträgern der Kirche angeführt, gefolgt von einer langen Kolonne orthodoxer Christen, die nicht nur aus Russland, sondern auch aus Westeuropa, Lateinamerika und Asien kommen. Nach etwa vier Stunden erreichen die ersten Pilger den Endpunkt der Route – das Kloster Ganina Jama. Orthodoxe Christen, in bequemen modernen Sportschuhen und mit Wasserflaschen in den Händen, skandieren dabei fröhlich "Herr, Jesus Christus, erbarme dich unser!"

Das ehemalige Bergwerk ist heute von einer Galerie umsäumt, die mit Porträts der Heiligen kaiserlichen Träger der Passion und ihrer treuen Diener geschmückt ist.

Nicht wenige der Teilnehmer, mit denen ich sprach, haben nach eigenen Angaben bereits als Kinder an dieser Prozession teilgenommen und begleiten heute ihre betagten Eltern, um ihnen auf diesem langen Pilgerweg zur Seite zu stehen.

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