Meinung

COP26 in Glasgow – eine totale Verschwendung von Zeit und Geld für mehr CO₂

Die Konferenz in Glasgow war ein grandioser Fehlschlag. Nach dem Fachsimpeln gab es eine Einigung, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie geschrieben steht. Nur die Eliten dieser Welt wurden als Heuchler entlarvt – jederzeit bereit, uns Normalsterbliche zu belehren.
COP26 in Glasgow – eine totale Verschwendung von Zeit und Geld für mehr CO₂Quelle: AFP © Ben Stansall

Ein Kommentar von Paul A. Nuttall

Der Knackpunkt in Glasgow war die Kohle, also der vielleicht schmutzigste fossile Brennstoff, den die Welt kennt. Obwohl sich mehr als 40 Länder zum "Ausstieg aus der Kohle" verpflichteten, torpedierten China und Indien solches Abkommen noch fünf vor zwölf Uhr. Sprache ist in solchen Vereinbarungen stets wichtig, und deshalb forderten China und Indien, die Verpflichtung zum "Ausstieg" aus der Kohle in ein "Herunterfahren" zu ändern. Damit ändert sich die gesamte Bedeutung des Dokuments und signalisiert die Zurückhaltung der beiden größten Länder der Welt, ihre Abhängigkeit von Kohle als Energieträger zu revidieren.

Der Vorsitzende der COP26-Konferenz, Alok Sharma, war den Tränen nahe, als er sich für die Schwäche des Abkommens entschuldigte. Er sagte auch, dass Indien und China "sich selbst erklären müssen – und auch, was sie den klimagefährdetsten Ländern der Welt angetan haben". Dies wird natürlich nicht geschehen.

Wenn ich Sharma wäre, würde mich dies jedoch noch nicht allzu sehr beschäftigen, aber ich würde auf jeden Fall auch heulen. Die Vereinbarung ist nicht einmal rechtlich bindend. Ob die Chinesen also ein Dokument unterzeichnet haben, in dem steht, dass man die Kohle "herunterfahren" oder aus ihr "aussteigen“ wird, ist irrelevant. Die Vereinbarung könnte genauso gut mit unsichtbarer Tinte geschrieben worden sein. Wie Lakshman Guruswamy, ein Experte für internationales Umweltrecht, sagte: "Es gibt keine Möglichkeit, eine unverbindliche Vereinbarung umzusetzen, aufzuerlegen oder durchzusetzen."

Jedes Jahr verbrennt China satte vier Milliarden Tonnen Kohle, mehr als der Rest der Welt zusammen. Außerdem planen sie den Bau von 43 neuen Kohlekraftwerken und 18 neuen Hochöfen. Glaubt man wirklich, dass China es sich leisten kann, die Verbrennung von Kohle gänzlich einzustellen? Glaubt jemand überhaupt, dass sie das wollen? Natürlich nicht. Darüber hinaus steigt die Abhängigkeit Chinas von der Kohle und China erweitert seine Gruben, um jährlich 220 Millionen Tonnen Kohle zusätzlich zu fördern, fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Chinesen und Inder werden ihren wirtschaftlichen Fortschritt nicht auf dem Altar für den Kampf gegen globale Erwärmung opfern. Tatsächlich haben die Inder zu Beginn der Konferenz klargemacht, dass sich ihrer Meinung nach zuerst die Industrienationen deindustrialisieren sollten, bevor sie die Entwicklungsländer auffordern, diesen Weg zu gehen.

Der Zirkus in Glasgow hat auch all die Heuchelei von Politikern aufgedeckt. Joe Biden und sein Team besuchten Schottland mit fünf Flugzeugen und einer Autokolonne, bestehend aus 85 Fahrzeugen, die allesamt Benzin schluckten. Dann schlief er kurzerhand bei einer der vielen weitschweifigen, apokalyptischen Reden ein. Der britische Premierminister Boris Johnson wurde dabei ertappt, wie er mit einem Privatjet 400 Meilen zurück nach London flog, um mit seinen Kumpels im gut betuchten Garrick-Club ein privates Abendessen zu genießen.

Mein Lieblingsbeispiel für diese ganze Heuchelei betrifft jedoch einen Politiker von weit geringerer Statur als der des US-Präsidenten oder des britischen Premierministers. Ich musste lachen, als Phélim Mac Cafferty, der Vorsitzende der Grünen Partei im Stadtrat von Brighton und Hove, dabei erwischt wurde, wie er eine Stunde von Heathrow nach Glasgow flog, um an der Unterzeichnung einer Erklärung teilzunehmen und einem Protestmarsch beizuwohnen. Auch hierbei handelte es sich um einen weiteren Fall von "Tu, was ich sage, aber sag nicht, was ich tue".

Vor vierzehn Tagen habe ich vorausgesagt, dass die COP26 ein Misserfolg werden würde – und zwar so sehr, dass ich sie kurzerhand FLOP26 nannte. Es überrascht mich daher nicht im Geringsten, dass die Konferenz meinen eigenen spektakulär niedrigen Erwartungen so gerecht wurde. Tatsächlich finde ich es seltsam, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit der Schulschwänzerin Greta Thunberg übereinstimme, als sie die COP26 eine Fuhre "Bla, bla, bla" nannte.

Nach zwei Wochen Mammutkonferenz liegt uns nun eine nicht rechtsverbindliche Vereinbarung vor, die obendrein noch deutlich verwässert wurde. In der Zwischenzeit haben sich die Eliten der Welt – und selbst der Vorsitzende des Stadtrats von Brighton und Hove – als Scharlatane entpuppt. Was für eine Verschwendung von Zeit und Geld – für mehr Kohlendioxid.

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Übersetzt aus dem Englischen.

Paul A. Nuttall ist Historiker, Autor und ehemaliger Politiker. Er war von 2009 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments und war ein prominenter Aktivist für den Brexit.

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