Meinung

Freund des Präsidenten: Asyl und Freiheit für den Oligarchen Telman Ismailow in Montenegro

Der in Aserbaidschan geborene Multimillionär Telman Ismailow hat in Montenegro politisches Asyl gewährt bekommen und wurde deshalb aus der Auslieferungshaft entlassen. Der umstrittene Unternehmer, dessen Sohn geschäftliche Beziehungen zu dem Adriastaat pflegt, wird von Russland gesucht.
Freund des Präsidenten: Asyl und Freiheit für den Oligarchen Telman Ismailow in Montenegro© legion-media.ru / Seskim Photo

von Marinko Učur, Banja Luka/Podgorica

Zwar war der umstrittene Geschäftsmann Telman Ismailow am 1. Oktober in Montenegro aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Russland festgenommen worden, wurde aber Ende vergangener Woche aus der Auslieferungshaft entlassen. Er erhielt politisches Asyl in dem Adrialand. Ismailow war in Montenegro nur für kurze Zeit im Gefängnis, insgesamt 21 Tage.

"Für den angeklagten Staatsangehörigen der Russischen Föderation und Israeliten Ismailow Telman wird die Auslieferungshaft, die durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Podgorica angeordnet wurde, beendet ... daher wird der Angeklagte sofort freigelassen",

heißt es in der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs aus Podgorica, unterzeichnet vom Untersuchungsrichter Vladimir Novović. Ismailows Anwalt Miloš Vuksanović glaubt, dass der heute 65-Jährige, "nachdem ihm Asyl gewährt wurde", nicht ausgeliefert werden kann, obwohl er im Verdacht steht, in die Mordfälle an zwei Unternehmern verwickelt zu sein und deshalb von den russischen Behörden gesucht wird.

"Dem Angeklagten wird Asyl gewährt, und ihm wird ein Aufenthaltsrecht in Montenegro zugesprochen. In dieser Hinsicht wird ihm internationaler Schutz gewährt, da in dem Land, das seine Auslieferung ersucht, aufgrund seiner politischen Meinung die Gefahr seiner Verfolgung besteht", heißt es in der Erklärung der montenegrinischen Justizbehörden.

Die Geschichte über die angebliche politische Verfolgung Ismailows in Russland hat mehr als eine Seite.

Nach den öffentlich zugänglichen Ermittlungsergebnissen soll Telman Ismailow nämlich zusammen mit seinen Brüdern Rafik und Vagif einen Mordplan ausgearbeitet haben, nach welchem am 15. Mai 2016 in Moskau zwei Unternehmer – Wladimir Sawkin und Juri Brylew – erschossen worden seien.

Es ist offensichtlich, dass dies für die montenegrinischen Justizbehörden, die dem Präsidenten Milo Đukanović nahestehen, kein Hindernis war, dem Oligarchen in einem beschleunigten Verfahren Asyl zu gewähren und damit seine Strafverfolgung in Russland zu verhindern. Die Gesetzgebung des kleinen Balkanlandes verbietet die Auslieferung eines Bürgers an andere Länder, dem Schutzstatus gewährt wurde.

Ismailow besitzt im Übrigen zahlreiche Unternehmen auf der ganzen Welt, hat in Russland Wirtschaftswissenschaften studiert und den größten Teil seines Lebens auch dort verbracht. Er ist Eigentümer des Luxuskomplexes "Mardan Palace" im türkischen Ferienort Antalya. Es gilt als eines der teuersten Hotels Europas, dessen Bau über anderthalb Milliarden Dollar gekostet haben soll.

Im Jahr 2009 berichteten Medien, dass einer von Ismailows Gästen in dem türkischen Luxus-Resort der damalige montenegrinische Premierminister und heutige Staatspräsident Milo Đukanović war. Ende 2018 kaufte Ismailows Sohn Alekper die Hälfte der Anteile am Unternehmen "Casino Avala", wodurch er die Leitung des Casinos im gleichnamigen Hotel in Budva, der Hauptstadt des montenegrinischen Elitetourismus, übernahm.

Es wird spekuliert, dass all diese Transaktionen dank der politischen Unterstützung und Hilfe von Đukanović getätigt wurden, dem Politiker, der seit mehr als drei Jahrzehnten in dem kleinen Mittelmeerland die Fäden zieht.

Đukanović wird – wie Ismailow – selbst mit zahlreichen Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Er soll inzwischen zu den reichsten Balkanpolitikern gehören, doch sein Vermögen hat er angeblich durch schmutzige Geschäfte wie Tabak- und Zigarettenschmuggel gemacht. Derzeit sieht alles danach aus, dass Đukanović bis zum Ende seiner Amtszeit 2023 auf dem Posten des Staatschefs bleiben wird. Seine Partei erlitt bei den letzten Parlamentswahlen allerdings eine Schlappe.

Auf der anderen Seite bekräftigt Đukanović mit seinem immer noch starken Einfluss auf die Justiz sein Bekenntnis zum Westen, der trotz schwerer Vorwürfe weiterhin an einer Zusammenarbeit mit ihm festhält. Schließlich führte der ehemalige Jungkommunist das Land in die NATO-Mitgliedschaft.

Gleichzeitig erfüllt Đukanović weiterhin eifrig sämtliche Forderungen des Westens bezüglich Russland. So hat Montenegro seitens der EU verhängte Sanktionen gegen Moskau unterstützt, zudem erhebt das Land in regelmäßigen Abständen Vorwürfe "bösartigen Einflusses" Russlands auf dem Balkan.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Geschwindigkeit der Erteilung des "Asyls" für den Oligarchen Ismailow zu betrachten. Zumal sein Anwalt mehrmals darauf verwies, dass der internationale Haftbefehl gegen seinen Mandanten ein Produkt der "politischen und wirtschaftlichen Verfolgung der Behörden der Russischen Föderation" sei.

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