Meinung

Bundesdeutsche Medienrealität: Der Ossi als Impfskeptiker und rechter Verschwörungstheoretiker

Bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen zeichnet sich ein Trend ab: Die Westdeutschen ziehen als "gute Demokraten" im Großen und Ganzen ordentlich mit, während die Ostdeutschen mal wieder nicht so richtig Mitspielen – für die Presse ein gefundenes Fressen: Hat der Ossi immer noch nicht die "Demokratie" verstanden?
Bundesdeutsche Medienrealität: Der Ossi als Impfskeptiker und rechter VerschwörungstheoretikerQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Kahnert

von Kaspar Sachse

Der Blick auf den "Impffortschritt" gegen COVID-19 zeigt immer wieder: In den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern ist die Impfbereitschaft deutlich geringer ausgeprägt als im Westen – gerade die mitteldeutschen Länder sind die "Schlusslichter" im Ranking. Kurzsichtig konstatierte die Zeit vor einigen Wochen:

"Die Entwicklung ist schon deshalb kurios, weil der Osten – eigentlich – eine Region der Impffreunde ist. In der DDR waren viele Immunisierungen für die Bevölkerung vorgeschrieben."

"Medienrealität"

Und nach bester Haltungsjournalismusmanier fragte Matthias Deiß im ARD-Sommerinterview letzten Sonntag den Linken-Politiker Dietmar Barsch mehrfach, warum er denn gegen eine Corona-Impfpflicht sei? Bartsch "habe doch selbst noch in der DDR die Impfpflicht erlebt."

Doch dann deutete Bartsch an, was viele (nicht nur) im Osten denken:

"Eine Impfpflicht für Masern halte ich für sehr sinnvoll, aber eine Impfpflicht heute, was Corona betrifft, ausdrücklich nicht."

Auf das penetrante Nachgefrage nannte Bartsch etwas umständlich die Skepsis gegenüber den neuartigen Impfstoffen: "in der jetzigen Situation, wo auch bei den Impfstoffen wir noch gar nicht so weit sind, dass abschließend etwas gesagt wird". Denn klar ist auch: Man sollte nicht Birnen mit Äpfeln vergleichen. Doch genau das passiert, wenn man völlig kritiklos insbesondere die neuartigen m-RNA-Impfstoffe mit denen wie in der DDR jahrzehntelang erprobten Totimpfstoffe in einem Kontext setzt. Dazu kommt, dass der gelernte DDR-Bürger Propaganda durchaus erkennt und zwischen den Zeilen lesen kann:

Damals wie heute gab es verschiedene Zeitungen bzw. Medien, die aber alle mehr oder weniger das gleiche bericht(et)en – damals gelenkt von der SED, heute als Interessenvertretung riesiger Medienkonzerne und transatlantischer "Partnerschaften" – letzteres Zeigen auch die Parteibücher der Programmdirektoren. Bestes Beispiel ist Christine Strobl (CDU), Tochter von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), Ehefrau von Thomas Strobl (ebenfalls CDU und unter anderem Vizeregierungschef und Innenminister in Baden-Württemberg) und seit Mai ARD-Programmdirektorin.

Die vor allem auch von öffentlich-rechtlichen Sendern geschürte 24/7 Corona-Dauerschleife seit 1,5 Jahren, die verstärkt zu einer Werbeaktion für bestimmte Impfstoffe mutiert macht besonders im Osten viele stutzig: Warum werden eigentlich keine russischen, chinesischen oder die von Winfried Stöcker erprobten Impfstoffe zugelassen – wenn denn die Seuche so wütet? Sind beispielsweise die begehrten Reisefreiheiten dauerhaft weg? Und was wird unter den Teppich gekehrt? Warum berichtet der Mainstream kaum über die skandalösen "Pfizer-Deals"? Oder über die Instabilität des Finanzsystems, die Einführung des digitalen Euros bis 2026 oder anstehende Hyperinflation. Fragen über Fragen, die aber im bundesdeutschen medialen Framing kaum eine Rolle  spielen – genauso wie die Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe.

Der ostdeutsche Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen hat dafür den Begriff der "Medienrealität" geschaffen – und der ist eben besonders für viele Westdeutsche Tatsache: Trotz katastrophalen Umgangs mit der Corona-, Klima- und Flüchtlingskrise, Denk- und Sprechverboten in Wissenschaft, Politik und eben den Medien, Rekordsteuern und Rekordinflation inmitten einer völlig gespaltenen und abgestumpften Gesellschaft wähnt man sich immer noch "im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat" (Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier).

Der Ossi mag nicht mitspielen

Dem Ossi ist jedoch spätestens im Umgang mit der Ukraine-Krise 2014 und der "Flüchtlingskrise" ab 2015 klar geworden, dass die lang erwünschte Demokratie und Meinungsfreiheit sich eher als Demokratur und erzwungene Selbstzensur entpuppt haben. Corona hat dieser Entwicklung – nomen est omen – noch die Krone aufgesetzt.

Doch das mag man im Westen natürlich gar nicht hören und haut lieber mit der Keule auf die Ostskeptiker und Spielverderber. So schrieb der Focus vor ein paar Tagen über: 

"Niedrige Impfbereitschaft und Verschwörungsglaube in Sachsen" 

In der Zeit gab der Politikwissenschaftler der TU Dresden, Hans Vorländer, folgendes Statement zu einer Studie zu den Corona-Maßnahmen im Freistaat ab:

"Corona-bezogenes Verschwörungsdenken ist hier deutlich stärker verbreitet als in anderen Regionen Deutschlands."

Und gar 35 Prozent der Befragten glauben, die Regierung nutze die Pandemie als Vorwand, "um die Überwachung der Bürger voranzutreiben". Na sowas! Wie fast aller seiner Professorenkollegen in den Geistes- und Sozialwissenschaften an ostdeutschen Hochschulen kam Vorländer zu Beginn der 1990er Jahre aus dem Westen an die neu geschaffenen akademischen Fleischtröge im Osten – mental angekommen sind sie offenbar nicht.

Wenn "Verschwörungstheorien" wahr werden

Die kognitive Dissonanz gegenüber der eigenen Regierung und den Mainstreammedien ist einfach zu groß, um zu erkennen, dass manche "Verschwörungstheorien" – früher auch als kritische Sozialwissenschaft bekannt (Max Otte) – tatsächlich einen wahren Kern haben oder anders ausgedrückt: Regierungen und Medien handeln eben nicht immer zum Wohl aller Bundesbürger. Man möchte Vorländer regelrecht fragen: Was macht die Regierung denn genau? Der digitale Impfpass ist kaum noch wegzudenken, ohne die drei (bald wohl nur noch zwei )"G" geht gar nichts mehr, und der Staat weiß zukünftig ganz genau wie oft man ins Fitnessstudio geht, welche Zugverbindungen man nutzt oder welche (auch politischen) Veranstaltungen man besucht.

Einschränkungen, an die viele Bürger vor zwei Jahren nicht im Traum gedacht hätten, sondern sie eher an 1984 oder Brave New World erinnert hätten. Gerade in Sachsen hat sich am Beispiel von Landeschef Michael Kretschmer gezeigt, wie die Politik die Nase nach dem globalistischen Wind dreht: Ging er letztes Jahr noch auf Demonstranten zu und lehnte eine Impfpflicht kategorisch ab, ist er ähnlich wie Bodo Ramelow in Thüringen immer stärker auf den Corona-Zug aufgesprungen – die Untertanen haben das aber nicht vergessen – gerade im ländlichen Raum: So wollten die Erzgebirgler schon immer "Deitsch on frei sei!" (Deutsch und frei sein!) und die "Granitschädel" aus der Oberlausitz lassen sich nicht gerne von quasi über Nacht und von außen aufgedrückten Innovationen wie m-RNA-Impfstoffen "begeistern" – das zeigen auch die permanenten kleinen und mittleren Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in diesen Gegenden – in den Redaktionen in Hamburg oder Frankfurt am Main freilich wenig beachtet oder verspottet.

Sündenbock AfD

Sündenbock ist natürlich die AfD, die für viele im Westen eben nicht ein Symptom als Reaktion der permanentem Krise ist, sondern aus deren Warte die Ursache für alle biblischen Katastrophen hierzulande schlechthin darstellt. Darin hat die AfD übrigens die Partei Die Linke, die mittlerweile im bundesrepublikanischen System angekommen ist und irgendwo zwischen SPD und Grünen in der Bedeutungslosigkeit verschwindet sowie früher mal ostdeutsche Protestpartei war, abgelöst. 

Zu konstatieren bleibt so oder so: Die "Integration" der Ostdeutschen in die Bundesrepublik ist auch über dreißig Jahre nach der "Deutschen Einheit" nicht vollzogen, im Gegenteil: Soziale Nachteile, fehlendes kulturelles Kapital und eben eine westdeutsche, medial-politische Gutsherrenmanier werden mittlerweile auf die nächste Generation "vererbt".

Kein ostdeutscher "Impfpatriotismus"

Daher passt es auch ins Bild, dass viele Ostdeutsche den von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geforderten "patriotischen Akt" des Impfens gerade nicht vollziehen – nicht für diesen Staat, der sie nach über dreißig Jahren noch immer wie Menschen zweiter Klasse behandelt und Kritiker wie am 1. August in Berlin von den Straßen knüppelt. An der Impfskepsis ändern auch dümmliche Aktionen wie das "Bratwurstimpfen", die wie so viele "Maßnahmen" eine Beleidigung des aufgeklärten Geistes darstellen, im thüringischen Sonneberg nichts. 

Sachsen hatte vor drei Wochen übrigens als einziges Bundesland die Maskenpflicht aufgehoben. Und es hat mit 6,7 die niedrigste Inzidenz bei positiven Corona-Tests aller Bundesländer gemeldet. Auch das passt wieder gar nicht in das bundesrepublikanische Mediennarrativ des corona-leugnenden "hässlichen Ossis" – das fortan monatlich noch mit 86 Cent mehr von Jedermann cofinanziert wird – ob das Sachsen-Anhalt nun will oder nicht. 

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