Meinung

Zehn Jahre Krieg in Syrien: Ein Kampf gegen Barbarei und Regime-Change-Agenda

Syrien kämpft seit 2011 nicht nur gegen Aufständische und Islamisten, sondern generell gegen die Barbarei und von internationalen terroristischen Banden geförderte Gewaltaktionen. Das Ausmaß derer Gräuel lässt sich kaum ermessen.
Zehn Jahre Krieg in Syrien: Ein Kampf gegen Barbarei und Regime-Change-AgendaQuelle: AFP © Louai Beshara

von Seyed Alireza Mousavi

Im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings waren Mitte März 2011 Proteste in Syrien ausgebrochen, die sich rasch zu einer von außen aufgeputschten und mit brutaler Gewalt aufgeladenen Rebellion gegen die staatliche Existenz Syriens entwickelten. Die Regime-Change-Agenda des Wertewestens fuhr von Beginn an eine große Medienkampagne gegen Syrien, da das Land die letzte arabische Bastion gegen globalisierte Weltordnung in der islamischen Welt war.

Die Darstellung der Lage in Syrien war und ist insofern bei den Medienkartellen stark von westlichen Interessen geprägt. Die Berichterstattung großer westlicher Medien verhindert bislang die Aufklärung und vermittelt der Öffentlichkeit lediglich manipulierte Teileinsichten im komplexen Syrien-Krieg. Dieser Krieg war von Anbeginn kein Kampf zwischen "Demokraten" und "Autokraten", wie von der westlichen Berichterstattung schön dargestellt, sondern eine Schlacht um die Existenz Syriens. Die USA sollen im Bündnis mit Großbritannien, Frankreich, Jordanien, Saudi-Arabien und Israel seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges Wege zu einer möglichen Aufteilung Syriens zur Verschiebung der geopolitischen Machtgefüge in der Region erörtert haben. 

Syrien unter Präsident Baschar al-Assad kämpft seit dem Jahr 2011 nicht nur gegen Aufständische und Islamisten, sondern generell gegen die Barbarei und von internationalen terroristischen Banden geförderten Gewaltaktionen. Das Ausmaß derer Gräuel lässt sich auch mit Blick auf die letzten Jahrzehnte kaum ermessen.

Von Anfang des Bürgerkriegs in Syrien an stand Iran der syrischen Regierung zur Seite im Kampf gegen den Terrorismus. Der Medienkampagne des Westens gegen die syrische Regierung  war dermaßen mächtig, dass Iran am Anfang seiner eigenen Bevölkerung die Operation in Syrien verheimlicht hatte. In Iran gab und gibt es nämlich kein Medium, das mit den westlichen Medienkartellen bei der Berichterstattung mithalten könnte.

Mitten während des Bürgerkrieges fehlte Iran eine modernisierte Rüstung im Bereich der Luftverteidigung, um Bodenziele konsequent aus der Luft mit Kampfflugzeugen zu bekämpfen. Dies war ein entscheidender Grund dafür gewesen, dass Iran und Assad Russland baten, sich militärisch gegen den Terrorismus in Syrien zu engagieren. Sonst hätte die Achse des Widerstands keine Aussicht auf Erfolg gehabt. 

Russland schaltete sich erst 2015 militärisch in den Konflikt ein und stellte sich – gemäß einer Beistandsvereinbarung – auf die Seite Assads, der dann auch durch die Beteiligung proiranischer Milizen wie der Hisbollah weite Teile des Landes wieder unter seine Kontrolle bringen konnte. 

Unabhängig davon, dass Russlands Beitrag die Barbarei der Islamisten und sogenannten moderaten Kräfte in Syrien gegen Zivilisten sowie die große Flüchtlingswelle in Richtung Europa weitestgehend gestoppt und den Zusammenbruch der syrischen Regierung verhindert hat, stellte der russische Eingriff in den syrischen Bürgerkrieg die Weichen für eine geopolitische Umwälzung in der Region, bei der sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten in Richtung des aufstrebenden eurasischen Machtblocks (Stichwort: Russland und China) verschieben. Insbesondere nachdem Russland in Syrien militärisch und diplomatisch die Oberhand gegen die Golfstaaten und den Westen gewonnen hatte, konnte Moskau erneut einen strategischen Zugang über das Schwarze Meer zum Mittelmeer erringen und auch die US-Präsenz in der Region und deren Regime-Change-Agenda gegen souveräne Staaten wie Syrien und Iran zerschlagen. Der Westen sah Syrien nämlich als eine Brücke, um dadurch Iran zu erreichen und das schiitische Land zu destabilisieren.  

Es besteht zwar seit zehn Jahren Bürgerkrieg keine akute Gefahr der Zerteilung Syriens mehr, aber der Westen versucht weiterhin aggressiv, seine Agenda in Syrien durchzusetzen. US-Besatzungstruppen verstärken ihre Präsenz im Nordosten des Landes. Der vorherige US-Präsident Donald Trump hatte vergeblich angeordnet, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen. Schließlich akzeptierte er eine geringe Truppenstärke, "um das Öl zu schützen". Das illegal geförderte Öl wird weiterhin in Tanklastwagen unter dem Schutz von US-Truppen und Terrororganisationen zum Verkauf in benachbarte Länder geschmuggelt. Drei Raketen schlugen kürzlich in einer illegalen Ölraffinerie in Nordsyrien ein, wo Rohöl außer Landes geschmuggelt wird. Die Gebiete werden von der Türkei und Islamisten kontrolliert. Die Raketen sollen von russischen Kriegsschiffen abgefeuert worden sein.

Gemeinsam mit den arabischen Golfstaaten unterstützen die USA die permanente Verletzung der syrischen Souveränität durch Israel, um mögliche iranische "Sicherheitsbedrohungen" Israels von Syrien aus zu neutralisieren. Israels Armee intensivierte in letzter Zeit Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen der Iranischen Revolutionsgarde und der Hisbollah in Syrien. Sie verletzt damit syrisches Territorium und stört die Bekämpfung des Terrorismus in diesem noch umkämpften Land. Russland will nicht, dass syrisches Territorium "als Plattform für den iranisch-israelischen Konflikt" genutzt wird. Daher warnte Moskau kürzlich vor militärischen Konsequenzen einer jeden Fehlkalkulation Israels in Syrien.

Diese anstehenden Herausforderungen schließen dennoch nicht aus, dass die unipolare Weltordnung des Westens sowie dessen Interventionspolitik seit dem Bürgerkrieg in Syrien großen Schaden in der Weltpolitik erlitten hat und faktisch seit dem Misserfolg des Westens bei der Bewältigung der Corona-Krise einen drastischen Rückgang der US-Präsenz und jener der US-Verbündeten in der Levante zur Folge hatte.  

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