Meinung

K.-o.-Tropfen für die Gesellschaft: Das Problem mit dem Antirassismus

Weisen Ihre äußerlichen Merkmale auf eine "kaukasische" Herkunft hin? Dann bleiben ihnen zwei Möglichkeiten: Sie können Buße tun, bis Sie sich in einer Schuld-Pfütze aufgelöst haben. Oder aber Sie stellen sich tot und hoffen, dass der Zeitgeist auch wieder vorbei sein wird.
K.-o.-Tropfen für die Gesellschaft: Das Problem mit dem AntirassismusQuelle: AFP © / Annegret Hilse

von Jens Zimmer

Machen Sie sich aber keine zu großen Hoffnungen. Erst jüngst stellte unser aller strahlend weißer Bundespräsident klar:

Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein. Wir müssen Antirassisten sein!

Das sind deutliche Worte! Was also werden sie tun, wenn morgen wieder ein US-Polizist einen Schwarzen erschießt? Verstecken gilt ja nun nicht mehr. Als quasi zwangsrekrutierter Antirassist müssen Sie Stellung beziehen. 

Eine Möglichkeit wäre, sich anstelle des Schützen schuldig zu fühlen. Sie könnten auch Ihre Privilegien prüfen. Oder aber Sie gehen auf die Straße und demonstrieren. All das wird in gewisser Weise nämlich von Ihnen erwartet. Sie werden quasi in die Pflicht genommen. Und das nicht zwischen den Zeilen, sondern jetzt ganz unverblümt. "Wer nicht hüpft, der ist ein Nazi!", wie eine deutsche Philosophin es mal erklärte. Darum seien sie nicht dumm. Seien sie kein Rassist!

Der qualvolle Tod George Floyds war natürlich barbarisch. Einfach widerlich und zudem kein Einzelfall. Immer wieder erreichen uns aus den USA solch erschreckende Bilder. Das Smartphone erweist sich hier als echter Game-Changer. Zahllose Videos zeugen mit aller Regelmäßigkeit von dem, was sich dort alles abspielt.

Nur was hat das mit uns zu tun? Weder sind wir eine vollkommen entsolidarisierte Gesellschaft, noch haben wir 10 Prozent der Bevölkerung als Sklaven gehalten und unlängst erst zu vollwertigen Bürgern erklärt. Hier werden auch nicht täglich Menschen von der Polizei erschossen. Keine schwarzen, keine Indianer, keine "fill-in-your-favorite-Minority-here".

Dennoch reden auch wir nur noch über "Rassismus". Endlos repetierte Mantras von Moral und von unser aller vermeintlichen Schuld. Natürlich haben wir hier auch Rassisten! Diese Frage stellt sich gar nicht. Wir sind aber keine "rassistische Gesellschaft". Diese ständig insinuierte Behauptung ist verantwortungsloser Unsinn.

Ich will die vorhandenen Probleme damit gar nicht negieren, im Gegenteil. Es gibt bei uns das, was man Alltagsrassismus nennt. Die vielen kleinen Hürden und Schikanen. Wenn beispielsweise die Berliner Polizei vermehrt Schwarze kontrolliert. Oder Shishabars. Oder Sinti und Roma. Das ist ja immer wieder ein Thema. Berlin hat aktuell sogar ein "Antidiskriminierungsgesetz" verabschiedet.

Doch warum sind die Umstände so, wie sie sind? Der Polizei rassistische Motive zu unterstellen, ist doch nur die einfachste Antwort. Dahinter steckt aber mehr. Der Drogenhandel auf der Straße wurde nun mal von Schwarzen übernommen. Was also macht die Polizei falsch, wenn sie dementsprechend kontrolliert?

Shishabars werden häufig vom Clan-Milieu betrieben und auch frequentiert. Kontrollen dort sind also keine bloße "Diskriminierung". Dahinter steckt ein ganz pragmatischer Gedanke. Und wie viele Sinti oder Roma kennen Sie eigentlich persönlich? Ich habe nämlich welche kennengelernt und verrate Ihnen was: Einige der Gerüchte und Klischees sind durchaus wahr! Und sie lachen sympathisch, wenn sie ihnen das bestätigen.

Sind das demnach alles Diebe? Natürlich nicht! Und die Polizei weiß das, wenn sie die kontrolliert.

Dabei werden natürlich die Falschen erwischt, immer wieder, jeden Tag. Ohne jeden Zweifel ist das so. Auch in anderen Belangen haben sie es ungleich schwerer. Zum Beispiel bei Behörden, Vermietern, in Geschäften und generell. Diverse Minderheiten stehen vor Problemen vielfältiger Art. Das zu bestreiten wäre ignorant. Doch macht uns das wirklich schon zu "Rassisten"?

Ein Freund von mir beklagt sich auch über Rassismus. Sobald er ein Geschäft betritt, wird er argwöhnisch überwacht. Die Lage entspannt sich erst, wenn er etwas sagt. Anthony (Name geändert) ist nämlich US-Amerikaner und spricht ein deutliches American English. Und er ist schwarz.

Ich bin weiß und habe ihm widersprochen. "Whitesplaining" nennt sich das neuerdings. Laut seiner Schilderung wird er nämlich freundlich bedient, sobald die Leute erkennen, dass er Amerikaner ist. Es geht den vermeintlichen Rassisten demnach also gar nicht um seine Hautfarbe. Denn auch als US-Bürger ist Anthony ja immer noch "schwarz".

Allerdings verlieren die Verkäufer ihr Misstrauen ihm gegenüber. Die Hautfarbe, die eben noch so wichtig schien, wird irrelevant und das Merkmal "Amerikaner" tritt in den Vordergrund. Seine Farbe ist im Grunde genommen also unerheblich und er wird lediglich "verwechselt"! Und zwar mit Gaunern, die auf den ersten Blick so aussehen wie er.

Ich stimme zu: Für ihn macht das keinen Unterschied. Es ist und bleibt eine Zumutung! Zumal er nichts Falsches getan hat. Darum beschwert er sich auch vollkommen zu Recht.

Aber bei wem? Die Ladenbesitzer und Verkäufer haben nämlich auch gewisse Rechte. Und sie verhalten sich ihm gegenüber nicht "rassistisch", sondern "rational". Sie machen die wiederholte Erfahrung, dass Menschen mit bestimmten Merkmalen bei bestimmten Handlungen überdurchschnittlich vertreten sind. Und dann reagieren sie entsprechend auf die Träger dieser Merkmale. Sind sie deshalb rassistisch?

Sie sind es nicht. Tatsächlich wird ihnen ebenso viel zugemutet, wie Anthony, wenn er einen Laden betritt und einzig aufgrund seiner Hautfarbe wie ein Dieb behandelt wird. Denn auch sie machen nichts verkehrt und werden als "Rassisten" bezeichnet. Und was können sie schon dafür? Was sollen sie denn tun? Sie können sich nur korrigieren, sobald sie ihren Irrtum bemerken. Und das ist genau das, was sie machen.

Ein Großteil des liederlichen Alltagsrassismus sind solch ungerechte Behandlungen bei der falschen Einschätzung des Gegenübers. Häufig hat das überhaupt nichts mit wirklichen Vorurteilen zu tun. Es geht um die gemachten "Erfahrungen". Fragen Sie doch mal in Behörden, was dort täglich vor sich geht. Unter der Hand natürlich, pssst! Fragen sie Vermieter, ob es Personenkreise gibt, die überdurchschnittlich viele Probleme bereiten. Fragen Sie Kassiererinnen oder Busfahrer. Fragen Sie die Feuerwehr oder in der Notaufnahme. Sie bekommen überall ähnliche Antworten. Und dabei fallen auch sehr böse, politisch nicht korrekte Worte.

Und dennoch sind das nicht alles "Rassisten"! Genauso wenig, wie alle Schwarzen im Görlitzer Park automatisch Dealer oder alle Araber im dicken Mercedes Mitglieder eines kriminellen Clans sind. Je eher alle Seiten diese einfachen Tatsachen begreifen, umso eher nähern wir uns auch wieder Sinn und Verstand.

Dazu müssten wir aber auch beginnen, uns wieder die Wahrheit zu sagen. Auch wenn sie noch so unschön ist. Wir haben nämlich kein Problem mit Rassismus. Wir haben vielmehr ein Problem mit einem staatlich und medial geförderten Antirassismus, der die real existierenden Probleme der Zuwanderung überdeckt. Der schon die Benennung dieser Probleme als Rassismus brandmarkt. Und der radikalisiert sich in beängstigender Weise.

Tatsächlich haben die Verkäufer und Anthony in der Quintessenz das gleiche Problem: Antirassisten, die verhindern, dass ein Problem benannt wird und darum weiter vor sich hin schwelen kann. Das Gleiche gilt für die Polizei und die ständig zu Unrecht kontrollierten Menschen. Ich verrate Ihnen dazu mal was aus dem Berliner Polizeialltag: Bis zu 90 Prozent der Einsätze haben zu tun mit Ausländern, Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund! Die Polizeipräsidentin wird das sofort dementieren. So etwas erfährt man nicht über die offiziellen Kanäle. So etwas erfährt man von den Polizisten, die diese Arbeit auf der Straße erledigen. Natürlich unter der Hand, pssst!

Sind Sie über diese 90 Prozent überrascht? Macht Sie diese Aussage wütend? Freuen Sie sich nach dem Motto "Endlich sagt das mal jemand" oder wollen Sie mir jetzt auf die Fresse hauen, weil ich ein Nazi bin?

Ich verrate Ihnen noch was: Wie Sie sich bei dieser Aussage fühlen, ist vollkommen egal! Das ändert nämlich nichts an den Tatsachen. Wir müssen uns abgewöhnen, die Realität unseren Emotionen anpassen zu wollen. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil es auf Dauer einfach nicht funktioniert. Wir müssen stattdessen wieder lernen, der Wirklichkeit gegenüberzutreten. Das Leben ist nun mal kein Safe Space. Nur kleine Kinder denken, dass die unangenehme Welt verschwindet, wenn sie die Augen nur fest genug zukneifen. Das ist infantiler Unsinn! Und von mündigen Bürgern ist mehr zu erwarten.

Alle leiden wir gemeinsam unter diesem Irrsinn. Die vielen Menschen, denen es unter solchen Umständen viel schwerer fällt, sich in diese Gesellschaft zu integrieren. Und auch die vielen Menschen, denen ständig eingeredet wird, dass sie ganz schlimme Rassisten seien.

Profitieren werden davon nur die Gauner, die Verbrecher und Gewalttäter, all die unangenehmen Leute, über die nicht geredet werden darf. Sie treffen auf eine von Rassismusvorwürfen zerfleischte Gesellschaft, die kaum noch zur Gegenwehr in der Lage ist. Kein Land kann diesen Zustand auf Dauer ertragen. Ereignisse wie auf der Kölner Domplatte oder jetzt in Stuttgart sind nur die Ausläufer eines größeren Sturms. Und dunkle Wolken stehen am Horizont. Der Status quo bleibt halbwegs stabil, solange man den Menschen täglich ihre Rassismus-K.-o.-Tropfen in den Drink kippt. Doch wie lange soll das noch gut gehen? Irgendwann steht Schlimmes zu befürchten.

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