Meinung

Demokratie der Lobotomierten: "Falsche Wahl" in Radebeul

Im sächsischen Radebeul ist ein neuer Kulturamtsleiter gewählt worden. Ganz demokratisch, aber, nun ja, falsch. Denn der Gewählte, der Schriftsteller Jörg Bernig, gilt als "Rechter". Und das ist im Deutschland des Jahres 2020 ein Ausschlusskriterium.
Demokratie der Lobotomierten: "Falsche Wahl" in RadebeulQuelle: www.globallookpress.com

von Jens Zimmer

Vor einigen Tagen wurde der Schriftsteller Jörg Bernig zum Kulturamtsleiter der Stadt Radebeul gewählt. Keine rein symbolische, aber realpolitisch eine doch eher unbedeutende Position. Trotzdem sorgte die Personalie überregional für große Empörung. Zum einen wurde hier offenbar jemand mit den Stimmen der AfD gewählt. Zum anderen ist Jörg Bernig ein erklärter Kritiker der Migrationspolitik der Regierung. Damit hätten wir die wichtigsten Zutaten für den perfekten "Un-Kandidaten" also beisammen. Und das Juste Milieu schäumt!

Rechtslastig sei dieser Bernig, ein Neurechter, sogar "ultrarechts"!

Wer sich auf die Suche nach Belegen für diese Aussagen macht, wird nichts Entsprechendes finden. Allenfalls stößt man auf Vorwürfe, dass Bernig Kontakte zu bekannten Rechten pflege. Oder zu Leuten, die Kontakte zu Rechten pflegen. Auch der immer wieder angeführte Text "Zorn allenthalben" kann bei klarem Verstand unmöglich als Grundlage für die weitreichenden Anschuldigungen herangezogen werden.

Dazu bedarf es schon einer Menge ideologischer Voreingenommenheit. Der häufig erwähnte Text auf Götz Kubitscheks zweifellos rechter Seite Sezession taugt dazu ebenfalls nicht. Er ist der Versuch einer Erklärung, warum sich ausgerechnet die Sachsen so renitent der Berliner Politik verweigern. Rechts, neurechts oder ultrarechts ist das aber nicht.

Bernig wird außerdem vorgeworfen, ein Erstunterzeichner der "Erklärung 2018" zu sein. Die man sehr wohl konservativ nennen kann. Aber "rechts"?

Nun sind Kunst und Kultur in diesem Lande ausdrücklich "links". Nicht das schmutzige, alte Links mit den schwieligen Händen und dem Staub im Gesicht. Es ist ein neues, elegantes Links. Es riecht nach Joop und klingt wie Sektflöten. Mit den gesellschaftlichen Verhältnissen mag es sich nicht besudeln, es sei denn, Migranten oder Schwule sind betroffen.

Dieses Links ist so tolerant wie der Champagner auf der weltoffenen Vernissage eines schwulen afrikanischen Milliardärs. Wo wirklich alle willkommen sind, die einen Armani-Anzug tragen. Und jede Verirrung  bekommt ihr eigenes Klo, so links sind wir und die Kunst.

Und weil wir alle so links sind, hat Radebeuls Oberbürgermeister – wohl gezwungenermaßen – sein Veto gegen die Wahl des eindeutig nicht-linken Kandidaten Jörg Bernig eingelegt. Paragraph 52 der sächsischen Gemeindeordnung gesteht ihm dieses Recht zu. So soll "Schaden" von der Stadt abgewendet werden.

Der Gemeinderat wird demnächst also erneut abstimmen müssen. Zur "Wahl" stehen die gleichen Kandidaten, wie auch schon zuvor. Wir erleben ein wahres Feuerwerk der Demokratie! So wie vor einigen Monaten in Thüringen, nur ging es dort um bedeutend mehr. In Thüringen wurde die Wahl des frisch gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich kurzerhand wieder "rückgängig" gemacht. Ganz demokratisch, versteht sich.

Und warum nun Radebeul? Wer genau empört sich? Und wieso gibt man nach?

Medial wurde die Antwort auf diese Fragen bereits in die Köpfe geklopft. Doch seien wir bitte realistisch: Geht es wirklich um die vier Träger des Kunstpreises der Stadt Radebeul, die ihren Preis zurückgeben wollen, sollte Jörg Bernig Kulturamtsleiter werden? Geht es um die "sehr empörte" Kunstszene? Geht es wirklich um die "hunderten Bürger der Region", die einen offenen Protestbrief unterschrieben haben?

Selbstverständlich nicht. Hätten Bestürzung, Proteste und offene Briefe tatsächlich politisches Gewicht, so gäbe es kein Hartz 4, keine Auslandseinsätze, keine US-Atombomben in Büchel, keine EU, wir hätten die D-Mark, und Sahra Wagenknecht wäre Kanzlerin.

Das ist aber nicht der Fall! Und auch in Radebeul hat sich nicht etwa "der Wille der Bevölkerung" durchgesetzt. Das tut er nämlich nie.

Immer wenn Bestürzung, Proteste und offene Briefe medial dermaßen trompetet werden, dann ist das der Versuch, eine "Minderheitenmeinung" in der Breite zu installieren. Nie geht es dabei um den Willen der Bevölkerung. Es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen oder um die Deutungshoheit. Der Pöbel wird dabei lediglich über seine Meinung "unterrichtet". Hier in Form der Empörung einiger, die angeblich für alle sprechen.

Die Bevölkerung wird auf Linie, oder, wie Bernig, hoffentlich zum Schweigen gebracht. Und zwar auf vollkommen demokratische Weise. Nicht etwa mit so grobschlächtigen Mitteln wie Panzern oder Gewehren, sondern mit der feinen Klinge der Public Relations. Das freie, liberale Deutschland schneidet seinen Bürgern nicht in das Fleisch. Es schneidet in den Verstand! Die medial Lobotomierten klatschen im Takt, halten sich für den Souverän und machen auf Zuruf ihrer Vortänzer bei der großen Empörungs-Laola mit.

Der Schriftsteller Jörg Bernig ist kein "Ultrarechter". Er ist ein Widerborst, der seine abweichende Meinung gekonnt in Worte zu kleiden weiß. Zusammen mit anderen Intellektuellen tut er das, was Intellektuelle zu allen Zeiten in allen Ländern getan haben: Sich der vorgegebenen Linie widersetzen! In den Köpfen aller Künstler sollten die Lampen aufleuchten, wenn es in Kunst und Kultur, in der Musik, im Fernsehen und in allen Bereichen der Unterhaltung nur noch eine vertretbare und richtige Meinung gibt. Mit der denkbar einfachen Begründung, alles andere sei abgrundtief böse! Wer nicht in der Lage ist, das heute zu hinterfragen, hätte auch "damals" keine Chance gehabt.

Doch die politischen Mehrheiten verändern sich bereits. Und der Apparat reagiert. Es ist das ewige Spiel "Macht versus Volk", mit all seinen Facetten, und immer wird es irgendwann autoritär. Statt nach einem Interessenausgleich zu suchen, wird verurteilt, dämonisiert, werden Existenzen vernichtet und schlussendlich wohl auch Verhaftungen vorgenommen.

Mit Gut und Böse, Links und Rechts hat das nichts zu tun. Jörg Bernig ist so böse, wie Angela Merkel gut. So rechts, wie Katja Kipping links. Er wurde nicht als Kulturamtsleiter verhindert, weil er ein Rassist, ein Menschenfeind oder sonst etwas wäre. Er opponiert gegen die Politik dieser Regierung! Und das wird mit brachialer Impertinenz als "böse" gebrandmarkt. So war das immer schon, überall. Chinesen vom Schlage eines Jörg Bernig nennen wir deshalb ehrfurchtsvoll "Dissidenten". Hier bei uns ist er einfach nur: Ein Rechter!

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