Kurzclips

Revolution in der Ukraine? Ja, bitte! Revolution in Frankreich? Nein, danke!

Den gewalttätigen Proteste 2013 in Kiew sicherten westliche Analysten und Regierungschefs schnell ihre ungeteilte Unterstützung zugunsten der regierungsfeindlichen "Revolution" zu. Völlig anders die Reaktion nach wochenlangen Protesten der Gelbwesten in Frankreich.
Revolution in der Ukraine? Ja, bitte! Revolution in Frankreich? Nein, danke!Quelle: Reuters © © Reuters / Stephane Mahe

Während westliche Regierungen und Kommentatoren die ukrainische Regierung von Viktor Janukowitsch anprangerten und forderten, dass er den Forderungen der Demonstranten vor fünf Jahren nachgibt, verurteilen sie diesmal die französischen Demonstranten und fordern von Präsident Emmanuel Macron, dessen Popularität bei etwa 25 Prozent liegt, sich gegen die unzufriedenen Bürger zu behaupten.

Videoaufnahmen von damals aus Kiew zeigen die Gewalt bei den Maidan-Protesten:

Auch die Berichterstattung in den westlichen Medien unterscheidet sich grundlegend von jenen Berichten, indem heute französische Demonstranten als Randalierer bezeichnet werden, während ukrainische Demonstranten 2013 und 2014 als revolutionäre Helden gefeiert wurden. Diese gegensätzliche Darstellung hat viele dazu veranlasst, die Frage zu stellen: Wenn eine sogenannte Revolution in der Ukraine stattfinden darf (und sogar begrüßt wird), warum dann nicht auch in Frankreich?

Die französische Polizei hat bei blutigen Zusammenstößen hart gegen die Gelbwesten durchgegriffen und Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt, um die riesigen Menschenmassen zu zerstreuen, aus denen auch Steine auf Beamte geworfen wurden. Das Ausmaß des Chaos hat sogar dazu geführt, dass Offizielle über die Verhängung des Ausnahmezustands nachdachten und Befürchtungen geweckt haben, dass sich die Protestbewegung auf Länder wie Deutschland und die Niederlande ausbreiten könnte. Besorgte Regierungsvertreter und französische und andere europäische politische Kommentatoren haben nachdrücklich gefordert, dass die "Rechtsstaatlichkeit" geachtet werden solle und gewalttätige Demonstranten die französischen Institutionen zu respektieren hätten.

Videoaufnahmen vom letzten Wochenende in Paris:

In Kiew jedoch, als Demonstranten Autos in Brand setzten, öffentliches Eigentum beschädigten oder zerstörten und Polizisten angriffen, wurden sie als Helden gefeiert. Recht und Ordnung waren den westlichen Medien, die die Maidan-Bewegung von ganzem Herzen unterstützten, wenig wert. Als 2011 in Syrien die Proteste gegen die Regierung begannen, befürworteten westliche Führer und Kommentatoren das und hofften auf den schnellen Sturz der Regierung. Sie unterstützten die Rebellen gegen die Regierung während des anschließenden Bürgerkriegs, der das Land zerrissen hatte, moralisch und auch materiell.

Bei einem Besuch in Argentinien anlässlich des G20-Gipfels am vergangenen Wochenende schwor Macron, gegenüber den "Schlägern", die "Zerstörung und UNOrdnung" wollen, "nicht nachzugeben". Seine Weigerung, angesichts einer massiven Protestbewegung nachzugeben, hat jedoch keine Aufrufe ausgelöst, dass er zurücktreten und den Willen des Volkes respektieren solle, wie es in der Ukraine und in Syrien geschehen war.

MEHR LESEN: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zeigt sich empört über Krawalle in Paris

Auf Twitter attackierte der bekannte französische Politkommentator und Medienstar Bernard-Henri Lévy die Demonstranten der Gelbwesten, beschuldigte sie, "mit dem Feuer zu spielen" und sagte, es gehe allein nur um die Achtung der französischen Institutionen und des demokratisch gewählten Präsidenten.

Die Anhänger von Lévy erinnerten ihn jedoch schnell daran, dass seine Reaktion auf Proteste in der Ukraine eine ganz andere war. Lévy, der während der Euromaidan-Bewegung in der Ukraine war, hat diese selsbt aktiv unterstützt, indem er Reden hielt und begeistert über die Proteste twitterte. Als Janukowitsch gestürzt wurde, bezeichnete er es als "eine historische Niederlage der Tyrannei".

Während die Proteste nun schon die dritte Woche andauern, verspotteten andere Twitter-Nutzer die herablassende westliche Reaktion auf Anti-Regierungsbewegungen in anderen Regionen. In einer wird angedeutet, dass sich vielleicht Hunderte von arabischen Experten auf illustren Konferenzen treffen könnten, um zu versuchen, die Ursachen dieses faszinierenden "europäischen Winters" zu entschlüsseln.

Eine andere Stimme sagte, es sei an der Zeit, dass der iranische Präsident Hassan Rouhani Macron aufruft, "Zurückhaltung" zu üben und dafür zu sorgen, dass die "Meinungs- und Demonstrationsfreiheit" in Frankreich geachtet wird.

Abgesehen vom Sarkasmus sieht es so aus, als wären gewalttätige Revolutionen und Regimewechsel nur eine gute Lösung für Krisen in solchen Ländern, die weit weg von den Zentren westlicher Macht und des westlichen Einflusses sind und in denen wenig kooperatinswillige Regierungen herrschen. Wenn das Dröhnen einer Revolution dagegen in Paris erschallt, wo Macron sich weiterhin für die Aufrechterhaltung einer neoliberalen und westlich orientierten Weltordnung einsetzt, ist das eine ganz andere Geschichte.

Ein Artikel von Danielle Ryan aus dem Englischen übersetzt.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.