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Top-Spezialisten erklären: Was man über das Coronavirus und COVID-19 wissen sollte

Wissenschaftler meinen, dass vom Coronavirus, das bereits Tausende von Menschen auf der ganzen Welt getötet hat, eine Pandemie ausgehen könnte. RT sprach mit Top-Medizinern über die Herausforderungen beim Eindämmen des Virus und die Chancen, die Krankheit zu überleben.
Top-Spezialisten erklären: Was man über das Coronavirus und COVID-19 wissen sollteQuelle: Reuters © Daniele Mascolo

Das neuartige Coronavirus, ursprünglich in China entstanden, hat sich weit über Chinas Grenzen global ausgebreitet und Tausende Menschen, insbesondere in Südkorea, Italien und im Iran, infiziert. Es scheint, dass die manchmal drastischen Maßnahmen, die von der chinesischen und anderen Regierungen zur Eindämmung der Verbreitung und der tödlichen Folgeerkrankungen ergriffen wurden, nur teilweise erfolgreich waren.

Womit genau sind wir also konfrontiert? Und sollten wir uns auf das Schlimmste vorbereiten?

Was ist das neuartige Corona-Virus?

In Wirklichkeit ist das beängstigende Virus, das Millionen von Menschen auf der ganzen Welt beunruhigt, weder neu noch einzigartig. Viele aus der großen Familie der Corona-Viren koexistieren mit dem Menschen, ohne dass es Probleme mit ihnen gibt. Michael Favorov, ein weltbekannter Epidemiologe und Experte des US-Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) erklärte in einem Interview mit dem Journalisten Anton Krasowski dazu:

Wir wissen von mindestens 40 [verschiedenen] Corona-Viren.

Dutzende von ihnen könnten beim Menschen auftreten, und die meisten von ihnen "verursachen nur minimale Symptome und stellen keine Bedrohung dar", weil sich der Organismus der meisten Menschen an sie angepasst hätte und die Menschen eine Immunität dagegen entwickelt hätten. Der Spezialist, der auch als stellvertretender Generaldirektor der Abteilung für Translationale Forschung am von der UNO gegründeten Internationalen Impfstoffinstitut arbeitete, hob hervor, dass das Problem mit dem neuartigen Coronavirus die vermeintliche Tatsache ist, dass es erst unlängst von einer anderen als der menschlichen Spezies – höchstwahrscheinlich von einer Fledermaus – auf den Menschen übertragen wurde.

Wenn Fledermäuse, die als natürliches Reservoir für das Virus dienen, eine eigene Epidemie haben, entwickeln ihre Viren Milliarden von Formen, von denen einigen eine artenübergreifende Übertragung möglich ist, so Favorov. Dies sei höchstwahrscheinlich in Wuhan geschehen, wo die neue Krankheit erstmals aufgetreten ist oder zumindest entdeckt wurde.

Ein solches Virus ist nicht an den menschlichen Körper angepasst und könnte sehr wohl die Zellen des Wirts "zerstören", was zu einer schwereren Form der Krankheit und möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen führen könnte, warnte der CDC-Experte. Dennoch passt sich das Virus an und diejenigen, die sich später infizieren, könnten weniger schwere Symptome entwickeln.

Wer ist am stärksten gefährdet?

Obwohl jeder potentiell infiziert werden könnte, leiden ältere Menschen tendenziell stärker unter den Auswirkungen des Virus. Während bestätigte Fälle bei Kindern bisher recht selten sind, nehmen diese bei Menschen über 20 Jahren rasch zu. Die tödlichen Folgen sind bei Patienten im Alter ab 50 Jahren oder älter höher, so der Analytiker.

Favorov erklärte, dass das Virus ein nützliches Protein nachahmt, das von menschlichen Zellen aufgenommen wird. Es scheint, dass die Zellen eines älteren Organismus dieses "nützliche" Biomolekül in viel größeren Mengen benötigen und somit bereitwilliger das Virus aufnehmen.

Der Grad der Exposition sei wichtig, so der Experte. "Im Alltag sind wir normalerweise nicht so vielen Viren ausgesetzt", fügte er hinzu und wies darauf hin, dass die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle bei Fachärzten, die routinemässig mit verschiedenen Krankheiten in Kontakt kommen, besonders hoch ist.

Die Mediziner fallen in eine separate Risikogruppe.

Was könnte mit einer Person geschehen, die durch die Virusinfektion an COVID-19 erkranken?

Was das Coronavirus gefährlich macht, ist die Tatsache, dass eine akute Lungenentzündung bei einer infizierten Person nur schwer zu behandeln sein kann. "Die neuartige Erkrankung COVID-19 hat vier Stadien", erklärt Aleksandr Tschutschalin, Russlands Top-Pulmologe und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Das erste Stadium sieht wie eine relativ harmlose Erkältung aus und dauert zwischen sieben und neun Tagen", sagte er gegenüber RT.

Für viele Menschen könnte sich eine Coronavirusinfektion durchaus auf diese leichten Symptome beschränken, bei anderen könnte sich jedoch eine virale und bakterielle Lungenentzündung entwickeln, wenn die Krankheit Immunbarrieren durchbricht und ihren Weg in eine zuvor sterile Umgebung wie die Lunge findet.

Sollte es den Ärzten in diesem zweiten Stadium nicht gelingen, die Krankheit einzudämmen, könnte sich ein akutes Atemnotsyndrom entwickeln – ein lebensbedrohlicher Zustand, der nur mit Hilfe einer künstlichen Beatmungseinheit behandelt werden kann. Selbst wenn die Patienten dieses Stadium überleben, könnte ihr Immunsystem am Ende so weit geschwächt sein, dass sie an einer anderen (auch Lungen-)Erkrankung sterben könnten. Tschutschalin erklärte weiter:

Die Hälfte der tödlichen Coronavirus-Fälle betraf Menschen, die lange Zeit auf künstliche Beatmung angewiesen waren und deren Lungenbläschen möglicherweise schließlich auch von Pilzen besiedelt waren.

Der Pulmologe hob hervor, dass es sowohl noch keine wirksame Immunisierung gegen das Coronavirus selbst gibt, während andererseits auch eine antimikrobielle Standardbehandlung bei einer durch dieses Virus verursachten Lungenentzündung COVID-19 ineffizient sein könnte. Er fügte hinzu:

Wahrscheinlich würden auch Immunstimulatoren benötigt. Es ist jedoch noch unklar, welche genau wir verwenden müssen.

Eine solche Situation erhöht die potenziellen Risiken für Menschen mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie dem bullösen Emphysem, unabhängig von ihrem Alter, sowie für Menschen, die an Diabetes oder Krebs leiden.

Ist das Coronavirus das tödlichste von allen?

Das Virus hat weltweit von aktuell weit mehr als 100.000 infizierten Menschen über 3.500 Menschen getötet, was einer Sterblichkeitsrate von etwa 3,5 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Eine normale Grippe hat eine Sterblichkeitsrate von etwa 0,5 Prozent. Da die Grippe jedoch viel ansteckender ist, hat sie – wenn man die absoluten Zahlen betrachtet – in einem vergleichbaren Zeitraum viel mehr Menschen getötet als das Coronavirus. Allein in den USA zum Beispiel hat die Grippe laut CDC in dieser Saison schon bis zu 18.000 Menschen getötet.

Es hängt auch von dem jeweiligen Virusstamm ab, mit dem eine Person infiziert wird.

Alles hängt davon ab, woher Sie das Virus haben", erklärte Favorov.

Der Mediziner wies darauf hin, dass die Sterblichkeitsrate von Corona-Viren in den verschiedenen Ländern unterschiedlich hoch ist. Er hob hervor:

In Südkorea liegt sie bei 0,5 Prozent, während sie in Italien bei etwa drei Prozent liegt. Das bedeutet, dass sich ein lokaler 'Patient Null' mit einem Virus aus China angesteckt haben muss, das sich noch nicht sehr gut an den menschlichen Organismus angepasst hatte.

Tatsächlich liegt die Coronavirus-Sterblichkeitsrate in Italien nach den Daten des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention derzeit bei etwa 3,9 Prozent und damit sogar etwas höher als in China selbst, wo sie 3,8 Prozent beträgt. Solche Zahlen könnten für Europa durchaus Anlass zur Sorge geben.

Sollte man sich beeilen, sich testen zu lassen, bevor die Symptome auftreten?

Leider sei es weitgehend sinnlos, den Test auf Corona-Viren im Voraus zu machen, sagte Favorov, denn die in verschiedenen Ländern entwickelten Tests seien wirkungslos, da den Wissenschaftlern einfach das biologische Material fehle, um genauere Tests zu entwickeln.

"Wir werden erst in sechs Monaten genug Material haben", sagte er und warnte, dass die derzeitigen Tests das Virus im menschlichen Organismus nicht nachweisen und sogar fälschlich anzeigen könnten, dass eine Person infiziert sei, obwohl dies nicht der Fall ist.

Tests sind nur für diejenigen Patienten sinnvoll, die bereits klinische Symptome aufweisen.

Am Montag wurden die ersten Todesfälle in Deutschland gemeldet.

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