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Nachrichtenagentur als Propagandawaffe: Großbritanniens Geheimfinanzierung von Reuters

Dokumente der britischen Regierung zeigen, wie diese in den 1960er- und 1970er-Jahren die Nachrichtenagentur Reuters geheim finanzierte. Dies geschah auf Geheiß einer antisowjetischen Propagandaeinheit im Geheimdienstumfeld. Die Mittel flossen auf Umwegen über die BBC.
Nachrichtenagentur als Propagandawaffe: Großbritanniens Geheimfinanzierung von ReutersQuelle: www.globallookpress.com © Stefan Kiefer

Reuters 'konnte und würde' das liefern, was die Regierung brauchte, obwohl die Regierungsbeamten zugestanden, dass Reuters nicht den Anschein erwecken wollte, Entscheidungen auf Geheiß der britischen Regierung zu treffen.

Dies geht aus historischen Dokumenten zur geheimen Finanzierung der Nachrichtenagentur Reuters durch die britische Regierung in den 1960er- und 1970er-Jahren hervor, die das Außenministerium veröffentlicht hat, wie die Nachrichtenagentur Reuters in eigener Sache dazu schreibt.

Das Geld wurde verwendet, um die Berichterstattung von Reuters über den Nahen Osten und Lateinamerika zu erweitern, und floss über erhöhte Nachrichten-Abonnementzahlungen von der BBC verdeckt an Reuters", so die Nachrichtenagentur.

Die geheimen Unterlagen zu der Vereinbarung zwischen der britischen Regierung (Her Majesty's Government, HMG) und Reuters wurden im vergangenen Jahr deklassifiziert.

Die Interessen der HMG sollten durch die neue Regelung gut bedient werden", zitiert Reuters aus den Dokumenten.

Arrangiert wurde diese geheime Zusammenarbeit vom Information Research Department (IRD), einer dubiosen Abteilung, die 1948 innerhalb des Außenministeriums eingerichtet wurde, um die Propagandaschlacht mit der Sowjetunion zu führen und verdeckt antikommunistisches Material zu produzieren, berichtet die BBC:

1969 stimmte Reuters auf geheimen Wunsch des IRD der Einrichtung eines neuen Büros im politisch instabilen Nahen Osten zu. Es sollte Nachrichten in englischer und arabischer Sprache über lokale und weltweite Ereignisse zur Wiederverwendung durch Zeitungen und Rundfunkanstalten in der Region bereitstellen.

Reuters zufolge belegen die Dokumente die damalige enge Verbindung zwischen der britischen Regierung und der Nachrichtenagentur und die ausdrückliche Geheimhaltung der Vereinbarung über die Finanzierung.

Viele Nachrichtenorganisationen erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg Formen staatlicher Subventionen. (...) Aber die Vereinbarung von 1969 war nicht in Übereinstimmung mit unseren Vertrauensgrundsätzen, und wir würden dies heute nicht mehr tun", sagte David Crundwell, ein Sprecher von Reuters.

Die Vertrauensgrundsätze von Reuters sollen die Integrität, Unabhängigkeit und Freiheit von Einseitigkeit der Nachrichtenagentur bewahren.

Britische Diplomaten im Nahen Osten waren besorgt über Einflusskanäle, die von "feindlichen oder halb-feindlichen Agenturen", wie der in Ägypten ansässigen Middle East News Agency, der sowjetischen Agentur Tass und sogar der Agence France Presse, bedient wurden, schreibt die BBC zu den damaligen Hintergründen:

Sie wollten 'einen objektiven und genauen Service von hoher Qualität', um das zu bekämpfen, was sie als 'kalkulierte Anfertigungen' von 'schrägen' Agenturen bezeichneten.

Reuters habe damals international vor großen finanziellen Schwierigkeiten gestanden und für den neuen Dienst Subventionen benötigt. Doch das britische Außenministerium habe sie nicht offen finanzieren wollen, da es der Ansicht war, dass dies dem Ruf der Agentur schaden könnte.

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Daher sei ein "unorthodoxer" Plan ausgebrütet worden, der vorsah, dass die BBC "erhöhte Abonnements" an Reuters für den Zugang zu ihrer Nachrichtenkopie zahlte. Das Finanzministerium würde dann die von der Regierung finanzierten internationalen Dienste der BBC für diese zusätzlichen Kosten entschädigen.

Auf diese Weise würde Reuters eine 'verdeckte Unterstützung' erhalten. In einem Memo des Außenministeriums hieß es, es sei wichtig, 'jeden Anschein einer geheimen Absprache zwischen HMG und Reuters' zu vermeiden", so die BBC.

Laut BBC lehnt das britische Außenministerium bisher zwar Kommentare zu der damaligen geheimen Zusammenarbeit mit Reuters ab, veröffentlicht aber nach und nach mehr historische Aufzeichnungen über das IRD und bekennt sich mehr zu seinen vergangenen Aktivitäten.

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