International

Londoner Pressefreiheit: Ruptly-Produzent Akkreditierung zu NATO-Gipfel im letzten Moment entzogen

In London wurde ein für den NATO-Gipfel akkreditierter Produzent der russischen Nachrichtenagentur Ruptly von der Polizei verhört und seine Sachen durchsucht. Seine Akkreditierung wurde annuliert, obwohl alle Papiere in Ordnung waren und man nichts Verdächtiges fand.
Londoner Pressefreiheit: Ruptly-Produzent Akkreditierung zu NATO-Gipfel im letzten Moment entzogenQuelle: Reuters

Ein Produzent der russischen Nachrichtenagentur Ruptly, der für den NATO-Gipfel am 04. Dezember in London akkreditiert war, kam gerade bei der Veranstaltung an und wollte seinen Ausweis für diese abholen, als man ihn bat, zu warten. Nach einer Weile kam ein Mann in Zivil auf ihn zu und zeigte ihm einen Polizeiausweis. Der namentlich nicht genannte Produzent beschreibt den Ablauf wie folgt:

Da kommen also ein paar Polizisten hinzu und bitten mich, ihnen meine Dokumente zu zeigen – und zu erklären, was ich hier mache. Ich erkläre, dass ich Journalist bin und auf die Bestätigung meiner Akkreditierung warte; zeige meinen Pass, den Presseausweis und ein Genehmigungsschreiben für die Akkreditierung. Dann heißt es, dass ich wegen Terrorismusverdachts festgenommen bin. Meine Sachen werden durchsucht.

Nachdem erwartungsgemäß nichts Verdächtiges gefunden wurde, teilte ein Polizist dem Journalisten mit, dass seine Akkreditierung widerrufen wurde.

Ich antworte, dass dem nicht so ist, und ich zeige ihm die entsprechende E-Mail. Die Polizei besteht nachdrücklich darauf. Ich sage, ich wurde hierüber nicht informiert, also bin ich gekommen und habe das Gebäude betreten.

Zwanzig Minuten später ließ die Polizei ihn in Ruhe. Dies bedeutete glücklicherweise auch das Ende der Festnahme – aber leider auch seines Einsatzes: Auf dem NATO-Gipfel arbeiten ließ man den Ruptly-Produzenten letztendlich doch nicht.

Margarita Simonjan, Chefredakteurin der Medianagentur RT, der Ruptly angehört, kommentierte:

Ich weiß ja nicht, wie es bei der NATO selbst damit aussieht, aber wir stellen keine Terroristen ein. Das ist eben so eine Eigenheit von uns.

Die Nachrichtenagentur fragte offiziell eine Stellungnahme der NATO an, bekam bisher jedoch keine Antwort. Das seltsame Verständnis der NATO wie auch der britischen Funktionäre von der Pressefreiheit zeigte sich in der Vergangenheit mehrmals.

So wurde im Mai 2017 Ruptly-Journalisten die Akkreditierung für den Gipfel der NATO Strategic Command verweigert – ausdrücklich wegen ihrer Verbindung zu RT. Gleichzeitig sprach man den Ruptly-Mitarbeitern ab, Journalisten zu sein.

Im Juli dieses Jahres weigerte sich das britische Außenministerium, RT-Journalisten eine Akkreditierung für die Konferenz über Medienfreiheit zu erteilen, was durch eine angeblich "aktive Beteiligung" von RT und Sputnik an der Verbreitung von Desinformationen erklärt wurde. Russlands Außenminister Lawrow ging mit diesem Verhalten hart ins Gericht. Er sagte, dies habe das Ziel,

die etablierten universellen Standards der Nichtdiskriminierung in Bezug auf Medienfreiheit zu untergraben, eine voreingenommene Regulierung von Informationsressourcen einzuführen, sie in 'eigene' und 'fremde' zu teilen. Und, wenn wir es direkt benennen wollen, politische Zensur einzuführen.

Dieser Kommentar von Russlands Chefdiplomat hat nichts an Aktualität verloren.

 

Mehr zum Thema – Assange lässt grüßen: Großbritannien gründet "Koalition für Pressefreiheit" (Video)

 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.