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Delegierte feiern "Durchbruch" bei UN-Klimakonferenz – Umweltschützer üben Kritik

Knapp 200 Staaten einigten sich bei der UN-Klimakonferenz in Polen auf Maßnahmen um die Erderwärmung zu begrenzen. Ein "historischer Moment" wurde gefeiert, während Umweltschützer die Übereinkunft kritisieren.
Delegierte feiern "Durchbruch" bei UN-Klimakonferenz – Umweltschützer üben KritikQuelle: Reuters

Die UN-Klimakonferenz in Polen hat nach zweiwöchigen Verhandlungen ein „Regelbuch“ für die praktische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gebilligt. Kernziel ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Umweltverbände zeigten sich in der Nacht zum Sonntag enttäuscht und forderten mehr Klimaschutz und Solidarität mit armen Ländern. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprach nach dem Gipfel in Kattowitz (Katowice) von einem „soliden“ Ergebnis. Nötig sei aber weiterhin mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz. Weltweit müsse der Treibhausgasausstoß nun zügig und deutlich gedrückt werden, der Klimawandel sei nach wie vor „schneller als wir“.

Die Bilder nach dem Beschluss erinnerten an den Abschluss der Pariser Klimaverhandlungen - die Delegierten applaudierten sich, manche fielen sich in die Arme. Jubel gab es diesmal aber keinen. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte, in geopolitisch schwierigen Zeiten habe der Gipfel der fast 200 Staaten gezeigt, „dass es sich lohnt, beharrlich an einem globalen Konsens zu arbeiten“.

EU-Umweltkommissar Miguel Arias Cañete erklärte:

Wir sind auf die Dringlichkeit der Wissenschaft eingegangen“. Dies sei der EU und ihren Verbündeten ein wichtiges Anliegen gewesen.

Schon jetzt hat sich die Erde um rund ein Grad erwärmt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Um den Trend zu stoppen, müsse der Ausstoß von Treibhausgasen, etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder auch der Tierhaltung, in den kommenden Jahren drastisch reduziert werden.

Vertreter aus 196 Staaten und der EU hatten in Polen zwei Wochen lang um die Regeln gerungen, nach denen Staaten künftig über ihre Pläne und Fortschritte im Klimaschutz berichten sollen. Vergleichbarkeit und Transparenz sind wichtig, da das Pariser Abkommen auf gegenseitigem Vertrauen beruht und keine Sanktionen vorsieht, wenn Länder nicht vorankommen. Vor allem der Gruppendruck soll alle auf Kurs halten.

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zeigte sich enttäuscht:

Ein Jahr voller Klima-Katastrophen und einer eindringlichen Warnung von den besten Wissenschaftlern der Welt hätten zu viel mehr führen sollen. Anzuerkennen, dass mehr Ehrgeiz nötig ist, und Regeln für den Klimaschutz zu verabschieden, ist nicht mal annähernd genug, wenn ganzen Nationen die Auslöschung droht," zeigte sie sich überzeugt.

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Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland sagte ebenfalls, der Kompromiss greife zu kurz.

Die Regierungen der Welt brauchen viel mehr Druck von ihren Bürgerinnen und Bürgern, endlich mit dem Klimaschutz Ernst zu machen.

Vitumbiko Chinoko von der Nichtregierungsorganisation Care sagte:

Verletzliche Staaten können nicht die Last der Welt auf ihren Schultern tragen.

Sabine Minninger von Brot für die Welt nannte es bedauerlich ist, dass es keine Einigung auf finanzielle Unterstützung von besonders armen und verletzlichen Staaten bei der Bewältigung von Klimaschäden gelang. Strittig waren in Kattowitz auch Fragen rund um Finanzhilfen der reicheren Länder für die ärmeren. Die vom Klimawandel besonders gefährdeten Staaten hatten ein deutliches Signal eingefordert, dass es größere Anstrengungen im Klimaschutz braucht, um dramatische Folgen zu begrenzen. Bis zuletzt gab es auch Ärger um den internationalen Handel mit Verschmutzungsrechten.

Konferenzpräsident Michal Kurtyka nannte die Beschlüsse dagegen „1000 kleine Schritte nach vorne. Sie können stolz sein.“

Ob die Schrittchen jedoch ausreichen werden, wird offensichtlich bezweifelt.

Die Verhandlungen sollten eigentlich am Freitag enden, zogen sich aber hin bis durch die Nacht. Sitzungen wurden immer wieder verschoben. Die Entscheidung fiel schließlich erst einen ganzen Tag später - was für Klimagipfel aber nichts Ungewöhnliches ist. Zuletzt hatten noch Brasilien und die Türkei für Verzögerungen gesorgt.

Bedauerlich ist, dass eine Einigung auf finanzielle Unterstützung von besonders armen und verletzlichen Staaten bei der Bewältigung von Klimaschäden nicht gelungen ist“, sagte Sabine Minninger.

Das Präsidiumsmitglied des Deutschen Naturschutzrings, Hermann Ott, warf derweil einer kleinen Gruppe von Staaten, „notorisch die USA, Russland und Saudi-Arabien“, vor, die Verhandlungen in Polen aus Eigeninteresse gebremst zu haben, um demzufolge ihre heimische Öl- und Gasindustrie zu schützen.

Der nächste UN-Klimagipfel tagt in Chile, und zwar nach Angaben des dortigen Umweltministeriums entweder im Dezember 2019 oder Januar 2020.

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(rt deutsch/dpa)

 

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