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Verschwundener saudischer Journalist: Was wussten die US-Amerikaner?

Dschamal Chaschukdschi betritt das saudische Konsulat in Istanbul – und wird seither vermisst. Der Vorfall stellt das gute Verhältnis Trumps zu Riad auf die Probe. Zumal US-Geheimdienste von gegen den Journalisten gerichteten Plänen gewusst haben sollen.
Verschwundener saudischer Journalist: Was wussten die US-Amerikaner?Quelle: Reuters

Nach dem mysteriösen Verschwinden des saudischen Journalisten Dschamal Chaschukdschi richtet sich der Verdacht einem Medienbericht zufolge gegen den Kronprinzen des Königreichs. Mohammed bin Salman habe eine Operation angeordnet, um Chaschukdschi nach Saudi-Arabien zu locken und dort festnehmen zu lassen, meldete die Washington Post am Mittwoch.

US-Geheimdienstler hätten ein Gespräch von saudischen Vertretern abgefangen, in dem diese über einen solchen Plan gesprochen hätten. Die Zeitung beruft sich in dem Bericht auf Personen, die mit den Geheimdienstinformationen vertraut seien.

US-Präsident Donald Trump machte in dem Fall Druck auf die Regierung in Riad. "Es ist eine sehr traurige Situation, es ist eine sehr schlimme Situation", sagte Trump im Weißen Haus. "Wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas passiert, nicht mit einem Reporter, nicht mit irgendjemandem." Der Präsident forderte Aufklärung von Saudi-Arabien: Er wolle Informationen von der saudischen Regierung sehen – "und wir wollen sehen, was hier vor sich geht".

Der 59 Jahre alte Chaschukdschi hatte vor mehr als einer Woche das saudische Konsulat in Istanbul betreten und wird seitdem vermisst. Türkische Polizei- und Regierungskreise gehen Medienberichten zufolge davon aus, dass er im Konsulat ermordet wurde. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück und versprach, den Fall aufzuklären.

Chaschukdschi war vor mehr als einem Jahr aus Angst vor politischer Verfolgung ins US-Exil gegangen. Dort schrieb er unter anderem Artikel für die Washington Post, die er mit Jamal Kashoggi zeichnete. Der Journalist begrüßte grundsätzlich Mohammed bin Salmans Reformen, kritisierte aber dessen zunehmend autoritäre Tendenzen.

Der 33 Jahre alte Kronprinz, Sohn von König Salman, ist der eigentliche starke Mann des sunnitischen Königreichs. Er verantwortet den ehrgeizigen Umbau der saudischen Wirtschaft, die unabhängiger vom Öl werden soll. Zudem trieb er gesellschaftliche Reformen voran, die vor allem bei jungen Saudis auf große Zustimmung stoßen. So dürfen Frauen seit diesem Jahr in dem islamisch-konservativen Land Auto fahren. Auch Kinos und Konzerte sind mittlerweile erlaubt.

Zugleich geht Mohammed bin Salman, oft kurz "MbS" genannt, mit harter Hand gegen Kritiker vor. Im Mai wurden mehrere Menschenrechtsaktivisten verhaftet. Auch zahlreiche Journalisten und Blogger sitzen in Haft. Im vergangenen November wurden Dutzende Prinzen wegen angeblicher Korruption festgenommen.

Der Kronprinz pflegt enge Beziehungen zu Washington, vor allem zu Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Der Fall Chaschukdschi stellt eine Belastungsprobe für die Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien dar. Unter Trump hat sich das Verhältnis Washingtons zum saudischen Königshaus wieder deutlich verbessert, nachdem es sich unter seinem Vorgänger Barack Obama abgekühlt war.

Das Weiße Haus teilte mit, dass Kushner und Trumps Sicherheitsberater John Bolton mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über Chaschukdschi gesprochen hätten. Anschließend habe Außenminister Mike Pompeo noch einmal mit ihm in Kontakt gestanden. Alle drei forderten demnach mehr Details von der saudischen Regierung und riefen sie dazu auf, die Ermittlungen transparent zu gestalten.

Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministers, Robert Palladino, erklärte am Mittwochnachmittag, er könne definitiv ausschließen, dass die US-Regierung im Vorfeld von Chaschukdschis Verschwinden gewusst habe. Auf die anschließende Frage eines Journalisten, ob die Regierung etwas davon gewusst habe, dass eine Bedrohung für Chaschukdschi bestehe, sollte er in das Konsulat gehen, erklärte Palladino: "Wir hatten keine Kenntnisse im Vorfeld." 22 US-Senatoren forderten in einem Brief an Trump eine Untersuchung.

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(rt deutsch/dpa)

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