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Fake News: "EU-Chefdiplomatin Mogherini lehnte bei UN-Sitzung Espresso von russischen Diplomaten ab"

Federica Mogherini, Chefdiplomatin der EU, soll bei einem Treffen mit russischen Kollegen eine Tasse Kaffee abgelehnt haben. Ukrainische und westliche Medien stürzten sich genüsslich auf das Thema. Doch etwas Recherche zeigt: An der Geschichte stimmt nichts.
Fake News: "EU-Chefdiplomatin Mogherini lehnte bei UN-Sitzung Espresso von russischen Diplomaten ab"© Auswärtiges Amt der Russischen Föderation

Die Außenbeauftragte der EU, Federica Mogherini, traf sich im Rahmen der UN-Generalversammlung am Dienstag mit ihrem russischen Kollegen Sergei Lawrow. Ein kurzes Video, das am Anfang des Treffens gedreht und von der russischen Seite veröffentlicht wurde, hat in den Teilen des digitalen Globus, die Russland gegenüber nicht gerade freundlich gesinnt sind, Aufregung ausgelöst:

Als die Diplomatin es sich am kleinen Konferenztisch bequem machte, bot der russische Kollege Wassili Nebensja ihr eine Tasse Kaffee an – die sie jedoch ablehnte. Diese Geste Mogherinis  wurde sofort auf die für Russland denkbar ungünstigste Art interpretiert:

Wer weiß, was sie in diese Tasse getan haben. Das Vertrauen gegenüber Russen ist gleich NULL", schrieb Blogger Rustem Adagamow.

"Kluges Mädchen", "Ich hätte den Kaffee prüfen lassen", schreiben Pieter van Pelt und Günther Zöchbauer in den Kommentaren bei Victor Fink.

Ähnlichen Töne hatten auch diverse ukrainische Medien angeschlagen.

"Ich sehe, das ist kein echter Kaffee. Sie geben mir keinen amerikanischen Kaffee", wird Federica Mogherini in Medien und sozialen Netzwerken zitiert. Doch hat sie den ihr angebotenen Kaffee wirklich aus Angst vor Vergiftung ausgeschlagen? Ist das Zitat überhaupt korrekt? Des Rätsels Lösung findet jeder, der auch nur über minimale Englischkenntnisse verfügt. Für alle anderen ist die Übersetzung unter dem Video gedacht:

"Das hat zu lange gedauert", hört man den russischen Außenminister Sergei Lawrow sagen. "Ja, aber Zeit haben wir doch …", entgegnet Federica Mogherini.
Lawrow führt sie in den kleinen Besprechungsraum hinein, wo sich die russischen Kollegen bereits versammelt haben – dort setzt sie ihren Satz fort: "… besonders, weil Sie hier richtigen Kaffee haben, wie ich sehe. Bei Ihnen bekomme ich keinen US-amerikanischen Kaffee."

So weit, so gut – die Italienerin Mogherini freut sich, bei den russischen Kollegen auch in New York mit vernünftigem Kaffee rechnen zu können.

Nun zu der aus dem Kontext gerissenen und falsch interpretierten Szene: Die EU-Diplomatin streckt Wassili Nebensja in ablehnender Geste die Hand entgegen, der ihr die Tasse Espresso reicht. Doch warum?

Die Geste sei hier wieder in Kontext gesetzt: Nebensja entgegnet auf Mogherinis Ablehnungsgeste: "Ich nehme mir später einen", und tatsächlich sind mehr Personen im Raum als Tassen mit Espresso. Auch Sergei Lawrow merkt an: "Da kommt noch mehr, hat es geheißen." Beide meinten also, die Dame solle sich nur die letzte Tasse Espresso nehmen. Damit ist auch die Ablehnung des Espresso durch Mogherini verständlich: Sie möchte keinen Kaffee trinken, solange nicht alle Kollegen einen haben, und lehnt daher entschieden ab: "Nein, nein".

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