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Der deutsche Kniefall von Außenminister Maas wird in Saudi-Arabien als "großer Sieg" gefeiert

Diplomatie für die einen, heuchlerischer Opportunismus für andere: Das öffentliche Eingeständnis von "Missverständnissen" von Heiko Maas soll wieder "business as usual" ermöglichen. In Saudi-Arabien wird die Entschuldigung als "Sieg der saudischen Diplomatie" gefeiert.
Der deutsche Kniefall von Außenminister Maas wird in Saudi-Arabien als "großer Sieg" gefeiertQuelle: AFP © Adem Altan

Für das Auswärtige Amt war es keine Glanzstunde, als Außenminister Heiko Maas sich kurz und bündig bei seinem saudischen Amtskollegen Adel al-Dschubeir öffentlich entschuldigen musste. Daran konnte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nichts ändern, als sie Anfang des Jahres mit Kronprinz Mohammed bin Salman telefonierte. Die Nachricht war klar: ohne Entschuldigung von Deutschland wird es keine saudischen Millionen geben. Und um genau die buhlen westliche Länder wie hungrige Wölfe.

Der diplomatischen Eiszeit ist eine Aussage von Maas-Vorgänger Sigmar Gabriel vorausgegangen, als er im November 2017 während eines Besuchs in Beirut seinem Amtskollegen gesagt hatte, dass Saudi-Arabien mit seinem "politischen Abenteurertum" für die Krise im Libanon verantwortlich sei. Daraufhin zog Riad den saudischen Botschafter aus Berlin ab und verweigerte dem neuen deutschen Botschafter in Saudi-Arabien die Akkreditierung. Dass aber Gabriel lediglich das aussprach, wovor der deutsche Geheimdienst BND zwei Jahre zuvor in einem außergewöhnlichen Schritt warnte, spielte sowohl im Auswärtigen als auch im Kanzler-Amt keine Rolle mehr. Dabei warnte der BND explizit vor einer destabilisierenden Rolle Saudi-Arabiens in der arabischen Welt und beschrieb Kronprinz Mohammed bin Salman als jemanden, der sich als "Anführer der arabischen Welt profilieren" möchte.

Im krassen Gegensatz dazu beurteilten nun die "Experten im Auswärtigen Amt" die Lage völlig anders und bescheinigten Saudi-Arabien eine "positive Rolle" auf der Arabischen Halbinsel. "Außerdem bildet das Königreich ein Gegengewicht zum dezidiert israelfeindlichen Iran", heißt es dazu weiter.  

Während also Berlin nun wieder zum "business as usual" zurückkehren und so schnell wie möglich Gras über die ganze Angelegenheit wachsen lassen möchte, überschlagen sich die Kommentare in der Petrol-Monarchie vor Aufregung und Schadenfreude. Sami al-Murshid, ein politischer Analyst und außenpolitischer Experte mit Zugang zum Königshaus, ereiferte sich in einer Fernsehsendung von Saudi 24 über den "neuen Ansatz der Außenpolitik, der auf dem Prinzip 'Auge um Auge' basiert."

Saud al-Subaiey ist Anwalt und ehemaliger Berater des Vorsitzenden im Rat der Nation. Den deutschen Kniefall vor Saudi-Arabien ordnete er folgendermaßen ein:

Die von Saudi-Arabien verfolgte Politik von Zuckerbrot und Peitsche hat das Verhalten der Germanen (bestimmt) und (auch schon) die römischen Kaiser unterworfen. Die unvermeidliche Lösung liegt in Riad.

Wie Saudi-Arabien sogar die römischen Kaiser unterworfen haben soll, wo doch der erste saudische Protostaat in Form des Emirats von Diriyah erst 1744 gegründet wurde, blieb al-Subaiey als Antwort allerdings schuldig. Ibrahim Basha hat zwar mit Außenpolitik zumindest beruflich nicht viel zu tun. Aber als eine der einflussreichsten Social Media Persönlichkeiten - nicht nur im Königreich, sondern auf der gesamten Arabischen Halbinsel - hat das, was er zu sagen hat, durchaus auch Einfluss auf die generelle Debatte in der Bevölkerung. Er ist auch Unterstützer der sogenannten "Vision 2030" von Mohammed bin Salman, um die Initiative unters Volk zu bringen. Und auch für Basha steht fest, dass das Herrscherhaus "einen Namen trägt, auf den die Geschichte und künftige Generationen stolz sein werden".

Der Tenor in Saudi-Arabien ist klar. Man hat einen "Sieg" nicht gegen irgendwen, sondern gegen Deutschland errungen. Und man ist sich sicher, dass als Nächstes auch Kanada den gleichen Weg wie Heiko Maas gehen wird. Denn was am Ende zählt, ist nicht etwa eine moralische Prinzipientreue in der Kunst der Diplomatie, sondern schlicht und ergreifend der schnöde Mammon.

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