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Boris Johnson und Steve Bannon: Wenn der "Politclown" mit "Darth Vader" klüngelt

Der eine ist ein potenzieller Konkurrent für Theresa May um den Posten des britischen Premierministers. Der andere will Nationalisten in Europa unter die Arme greifen, damit sie an die Macht kommen. Was läuft zwischen den beiden?
Boris Johnson und Steve Bannon: Wenn der "Politclown" mit "Darth Vader" klüngeltQuelle: Reuters © Bildcollage: Olaf Krüger/RT Deutsch

Beide mussten vor kurzem einen Karriereknick hinnehmen, dennoch scheinen beide immer noch voller Tatendrang zu sein: Boris Johnson, ehemaliger britischer Außenminister, und Steve Bannon, ehemaliger Berater des US-Präsidenten Donald Trump. Wenn es nach BuzzFeed geht, haben die beiden Männer jedoch noch mehr gemeinsam – das Medienportal spekuliert über eine mögliche Zusammenarbeit der Enfants Terrible des internationalen Politbetriebs.

Laut BuzzFeed stehen die beiden in regelmäßigem Kontakt. Bei einem Besuch in London in diesem Monat, der sich mit Trumps Arbeitsbesuch in Großbritannien überschnitt, äußerte sich Bannon in mehreren Interviews auffällig enthusiastisch über Johnson und forderte ihn gar auf, Premierministerin Theresa May herauszufordern. Eine ungenannte Quelle, die Bannon während der Reise begleitet haben soll, erklärte gegenüber BuzzFeed, Bannon habe während seines Aufenthalts in Großbritannien in privatem Kontakt mit Johnson gestanden.

Es sei zwar unklar, was die beiden Männer besprochen hätten, aber die Quelle mutmaßt, das es bei den Gesprächen nicht um "Kricket-Ergebnisse" ging. Eine ehemalige britische Regierungsquelle erzählte dem Medienportal, dass Bannon und Johnson sich schon seit einiger Zeit kennen und Textnachrichten austauschen. Auch schon, als Johnson noch Außenminister war und Bannon im Weißen Haus arbeitete.

Auf eine Anfrage BuzzFeeds, ob Johnson Rat und Anleitung von Bannon gesucht habe oder ob Bannon ihn aufgefordert habe, eine Gegenkandidatur zu May auf die Beine zu stellen, wollte Johnsons Sprecher keinen Kommentar abgeben. Bannon soll zuvor auch den konservativen Abgeordneten Jacob Rees-Mogg getroffen haben, der eine einflussreiche Fraktion der konservativen Abgeordneten leitet, die sich für einen harten Bruch mit der Europäischen Union einsetzen.

Johnson trat diesen Monat aus Protest gegen den neuen Ansatz der Premierministerin in Sachen Brexit zurück. Seitdem hielt sich der "Politclown", wie er mal unter anderem vom Handelsblattbetitelt wurde, für seine Verhältnisse ungewöhnlich zurück. Nicht wenige britische Polit-Analysten gehen aber davon aus, dass Johnson bald damit beginnen wird, die Regierung von May aggressiv anzugehen.

Bannon wiederum sieht offenbar in Europa sein neues Betätigungsfeld. Er plant, eine neue Organisation mit Sitz in Brüssel zu gründen, um nationalistisch orientierten Parteien zu helfen, die Kontrolle über das Parlament der Europäischen Union zu übernehmen. Dabei wäre ein Bündnis mit Johnson sicher hilfreich. "Jetzt ist der richtige Moment", sagte Bannon in einem Interview mit der britischen Zeitung Daily Telegraph. "Wenn Boris Johnson sich das ansieht (...). Da kommt ein Wendepunkt. Der Chequers-Deal war ein Wendepunkt. Wir müssen sehen, was passiert."

Mit "Chequers-Deal" meint Bannon die dreiseitige Regierungserklärung, die nach einer Marathon-Kabinettsitzung Anfang Juli im Landhaus "Chequers" der Premierministerin herausgegeben wurde. Darin geht es um einen "softeren Brexit". Die Erklärung war der Auslöser für den Rücktritt des Brexit-Ministers David Davis.

Während einer Radiosendung auf dem Sender LBC sagte Bannon, er sei immer "sehr beeindruckt" von Johnson gewesen:

"Wenn man sich Boris' Rücktrittsbrief ansieht und wenn man ihn und seine Schriften ansieht, wenn man sich sein Buch über Churchill ansieht (…). Er ist ein Schüler von Churchill."

Doch die vermeintliche Liaison mit Bannon entbehrt für Johnson nicht eines gewissen Risikos. Es könnte ihn Stimmen in der politischen Mitte kosten, die Bannon als zu weit rechts empfinden. Bannons enge politische Beziehungen im Vereinigten Königreich beschränkten sich in der Vergangenheit vor allem auf Nigel Farage und dessen UKIP, die sich für den harten Ausstieg aus der EU und für strengere Einwanderungskontrollen einsetzt.

Auch das von Bannon gern gepflegte Image als "Lord der Finsternis" könnte zu einem Problem werden. In einem seiner Interviews verglich sich Bannon mit Darth Vader. Wörtlich sagte Bannon: "Dick Cheney. Darth Vader. Satan. Das ist Macht." Und er ergänzte: "Finsternis ist gut."

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