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MH17: Vorwürfe der Ermittler verweisen erneut auf Russland - Moskau sieht darin Voreingenommenheit

Dem am Donnerstag vorgelegten Bericht des Ermittlerteams zufolge wurde die Maschine durch einen Raketenwerfer getroffen, der vom russischen Militär stamme. Russland verweist demgegenüber darauf, dass relevante Quellen nicht in die Auswertung eingeflossen sind.
MH17: Vorwürfe der Ermittler verweisen erneut auf Russland - Moskau sieht darin VoreingenommenheitQuelle: Reuters

Das von den Niederlanden geleitete Ermittlerteam gab am Donnerstag an, dass die Rakete, welche die Maschine auf dem Flug MH17 über der Ukraine getroffen habe, von einer Einheit im Westen Russlands stamme. An dem internationalen Team beteiligen sich Ermittler aus Malaysia, Australien, Belgien und der Ukraine. Russland hatte nur eingeschränkten Zugang.

Das Flugabwehrsystem vom Typ Buk gehörte zu Beständen der 53. Flugabwehr-Brigade der Russischen Föderation, stationiert in Kursk", sagte der niederländische Chefermittler Wilbur Paulissen am Donnerstag in Bunnik bei Utrecht.

Zahlreiche Fotos, Videos und Zeugenaussagen würden das belegen.

Der Kreis der Verdächtigen habe sich auf ein paar Dutzend reduziert, sagte der leitende Staatsanwalt Fred Westerbeke:

Wir untersuchen nun gezielt, inwieweit die betreffende Brigade selbst aktiv am Abschuss der Maschine beteiligt war.

Während der Präsentation der Untersuchungsmaterialien in den Niederlanden zeigten die Teilnehmer in einem Film, wie sie zu dieser Schlussfolgerung gelangten.

Technische Daten sollen Ermittlern Nachvollziehen des Transportwegs ermöglicht haben

Insbesondere behaupten die Ermittler, dass sie den gesamten Transportweg des Buk-Raketensystems von Kursk in den Osten der Ukraine nachverfolgen hätten können, von dem laut der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe eine Rakete abgefeuert wurde. Darüber hinaus lieferten die Ermittler technische Daten, die ihnen zufolge die Richtigkeit ihrer Erkenntnisse belegt hätten.

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Staatsanwalt Westerbeke sprach von großen Fortschritten: "Wir kommen jetzt in die letzte Phase und kommen den Verantwortlichen immer näher." 

Der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, lobte laut dpa die internationale Zusammenarbeit und äußerte die Hoffnung, dass demnächst Anklage erhoben werden könne.

Das Böse wird bestraft und die Gerechtigkeit wieder hergestellt werden", wird Poroschenko zitiert.

Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erfreute sich an den heutigen Ergebnissen, welche er laut einer Twitter-Mitteilung unterstütze. 

In diesem Zusammenhang verweist Stoltenberg darauf, dass die Verantwortlichen bestraft werden müssten. Anders als bei früherem Vorgehen mit NATO-Bezug bezieht sich Stoltenberg auf den Sicherheitsrat der UNO, der fordere, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

Der Vize-Befehlshaber der Volkswehr der selbsterklärten Volksrepublik Donezk, Eduard Bassurin, teilte der Agentur Interfax mit, man habe keine russischen Buk-Systeme besessen.

Unabhängige Recherchen widersprechen einander

Behauptungen über eine russische Herkunft des Raketensystems waren bereits vor zwei Jahren von der Aktivistengruppe Bellingcat aufgestellt worden. Diese fand auch heute im Rahmen der Pressekonferenz als Urheberin einer "unabhängigen Recherche" Erwähnung. Die Recherchen von Bellingcat wurden indes bereits zum damaligen Zeitpunkt von mehreren Seiten ernsthaft in Frage gestellt. Unter anderem hatten "Anti-Bellingcat"-Aktivisten, darunter Luftfahrtexperten, russische Blogger, Journalisten und Freiwillige auf erhebliche Mängel und Ungenauigkeiten in der Bellingcat-Version der Tragödie hingewiesen.

Eine solche bezog sich beispielsweise auf die Behauptung, dass das Buk-Raketensystem über die russisch-ukrainische Grenze zu dem Ort transportiert worden sei, an dem die Rakete angeblich abgefeuert und von dem aus sie anschließend wieder zurückgebracht worden sei. Der Bellingcat-Bericht verwendet Bilder und Daten aus offenen Quellen, die Aufnahmen von Buk-Systemen auf beiden Seiten der Grenze zeigen und behaupten, es handele sich jeweils um dasselbe. Allerdings bemerkten die Aktivisten, dass die in Russland entdeckte Ausführung eine andere Variante darstellte und wiesen darauf hin, dass dies anhand der linken Seite der abgebildeten Gerätschaften auch zu erkennen sei.

Russland zweifelt Ergebnisse an - Zeugenaussagen und Radarinfo nicht berücksichtigt

Das Außenamt der Russischen Föderation teilte mit, dass es die am heutigen Donnerstag präsentierte Version der Ereignisse bedauernswert finde, da die "Auswahl unbegründeter Vorwürfe" darauf abzielten,

unser Land in den Augen der internationalen Gemeinschaft in Misskredit zu bringen. Natürlich wurden keine Beweise präsentiert, außer einem farbenfroh gestalteten Videoclip, der auf Daten von Bloggern der Agentur Bellingcat basiert, die zuvor wegen betrügerischer Fakten zur Unterstützung der Hypothese einer russischen Beteiligung am Absturz des Passagierflugzeugs beschuldigt worden waren.

Weiterhin sei es verwunderlich, dass die Ergebnisse in einem Moment präsentiert wurden, in dem in Russland noch dabei war, die Anträge der niederländischen Staatsanwaltschaft auf Rechtshilfe zu prüfen. Das russische Außenamt kritisierte zudem, dass eine Reihe der von Russland zur Verfügung gestellten Informationen von den Ermittlern nicht einmal erwähnt worden seien. Moskau hatte niederländischen Experten und Ermittlern der Staatsanwaltschaft technische Daten und andere Details der Buk-Raketen zur Untersuchung übergeben. Auch habe Russland primäre Rohdaten der Radarüberwachung des Luftraums an die Ermittler übergeben, welche nicht in die Ergebnisse eingeflossen sein können, da sie den dargelegten Verlauf nicht unterstützen. Dennoch wolle das russische Außenamt weiterhin mit den Ermittlern kooperieren.

Aus dem Verteidigungsministerium hieß es, dass die niederländischen Ermittler vorhandene Zeugenaussagen über einen angeblichen Start der Rakete aus dem von den ukrainischen Streitkräften kontrollierten Gebiet nicht berücksichtigt haben.

Und vor allem wollen wir Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass die niederländischen Ermittler die Aussagen von Augenzeugen aus den von der Ukraine kontrollierten Gebieten in der Nähe des Katastrophengebietes völlig ignorieren und ablehnen, die einen Start der Rakete aus dem von den ukrainischen Streitkräften kontrollierten Territorium bezeugen", teilt die russische Behörde mit.

Bei diesen zahlreichen Zeugen der Tragödie handele es sich immerhin um konkrete Personen - statt anonymer Kommentatoren in sozialen Netzwerken - welche ihre Aussagen zur Verfügung stellen. Unter ihnen seien auch Vertreter europäischer und US-amerikanischer Medien.

Bereits zuvor hatte das Verteidigungsministerium betont, es habe

niemals ein einziges Flugabwehrraketensystem der Streitkräfte der Russischen Föderation die russisch-ukrainische Grenze überschritten.

Noch im vergangenen Monat verwies der russische Außenminister Sergei Lawrow auf die von Russland zur Verfügung gestellten, unveränderten Radar-Standortdaten, "die nicht gefälscht oder verändert werden können" und die "deutlich" zeigen, dass die Rakete nicht aus der von den Ermittlern behaupteten Richtung kommen konnte. Die angebotenen Daten habe das multinationale Ermittlerteam jedoch nur selektiv akzeptiert, sagte Lawrow auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem niederländischen Amtskollegen Stef Blok in Moskau.

Das Ermittlerteam hatte zuvor öffentlich eine angeblich mangelnde Kooperation der russischen Behörden angeprangert. Russische Behörden waren jedoch den an sie gerichteten Forderungen nachgekommen und hatten Radaraufzeichnungen geliefert. Das JIT behauptete daraufhin, dass diese nicht auszuwerten gewesen seien, da sie nicht auf dem Eurocontrol-Format Asterix basierten.

Russland ist jedoch nicht einmal Mitglied der Eurocontrol und auch Experten wie Prof. Dr.-Ing. Oliver Lehmann, Leiter des Fachgebietes Flugführung und Luftverkehr an der Universität Abu Dhabi, sowie der Jurist und Experte für Luftverkehrsrecht Professor Dr. Elmar Giemulla sind der Ansicht, dass unverfälschte, nicht konvertierte Rohdaten "am dichtesten an der Wahrheit" sind.

Nach Angaben der russischen Behörden zeigen die Radardaten, dass zur Zeit des Unglücks keine Rakete von dem verdächtigten Gebiet aus abgeschossen wurde. Zudem hatte die russische Flugbehörde Rosaviatsia bereits im Februar vergangenen Jahres angeboten, den niederländischen Behörden bei der Auswertung der Daten behilflich zu sein. Offiziell aber wurde weiterhin von Ermittlern und Medien verkündet, dass Russland nicht kooperiere.

Russlands ständiger Vertreter bei der EU, Wladimir Tschischow, zeigte sich skeptisch gegenüber dem Zwischenbericht der Internationalen Kommission zur Untersuchung des Absturzes der malaysischen Boeing MH17 in der Ukraine. Die darin angesprochene Version einer russischen Buk wurde bereits 2014 in Umlauf gebracht, sagte er der Agentur Interfax in Sankt Petersburg.

Dieser Ansicht ist auch der ehemalige Flugkapitän und Autor Peter Haisenko, wie er RT am Donnerstag auf Anfrage mitteilte.

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