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Zum Abschied gab es Beethoven: 104-jähriger Australier Goodall erhielt tödliche Infusion 

Seine letzten Tage hat David Goodall im Kreis seiner Familie verbracht. Auch die Angehörigen versuchten nicht, ihn am freiwilligen Abschied aus dem Leben zu hindern. Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert erneut organisierte Sterbehilfe.
Zum Abschied gab es Beethoven: 104-jähriger Australier Goodall erhielt tödliche Infusion Quelle: Reuters © Stefan Wermuth

Der 104 Jahre alte Australier David Goodall ist auf eigenen Wunsch nach einer tödlichen Infusion gestorben. Der Wissenschaftler habe am Donnerstag in der Schweiz im Beisein mehrerer Enkelkinder das tödliche Mittel erhalten, teilte ein Sprecher der Sterbehilfeorganisation Exit International mit. "Er war ruhig und gelassen. Er wollte, dass alles so schnell wie möglich geht", sagte der Sprecher weiter. Begleitend zur Infusion sei auf den Wunsch des Sterbenden die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven aufgelegt worden.

Goodall wollte wegen seiner Altersgebrechen nicht mehr länger leben und war in die Schweiz gereist, wo Sterbehilfe erlaubt ist. Mit seinem Schritt wollte er auch in anderen Ländern die Diskussion um die Art eines würdevollen Abschieds vom Leben anstoßen. Der Fall hatte international Aufsehen erregt, weil Goodall auch im Fernsehen offen über seinen Todeswunsch gesprochen hatte.

Mit scharfer Kritik reagierte die Deutsche Stiftung Patientenschutz. "Was organisierte Sterbehelfer als schöne, neue Welt verkaufen, ist ein fatales Signal in die Gesellschaft", meinte Patientenschutz-Vorstand Eugen Brysch. Gewerbliche Hilfe zur Tötung habe nichts mit Solidarität zu tun. Vielmehr sei das Vorgehen ein Anschlag auf die Hilfeleistungsethik. "Es gibt ein Recht auf Sterben, aber kein Recht auf Tötung", sagte Brysch. 

Seine letzten Tage hatte der seit einem Sturz im Rollstuhl sitzende Botanikprofessor mit Verwandten verbracht. Seine Familie verstehe seinen Entschluss, sagte Goodall bei einer Pressekonferenz einen Tag vor seinem Tod. Der Forscher war seit 20 Jahren Mitglied der Sterbehilfeorganisation Exit International. Während in Deutschland Sterbehilfe verboten ist, gibt es in der Schweiz etwa zehn Vereine, die Sterbebegleiter stellen.

Für die Anhänger der Sterbehilfe war der Fall Goodall noch einmal Gelegenheit, für ihr Anliegen zu werben. Ein Sprecher der Organisation Lifecircle sagte, "wir können stolz sein, diese Möglichkeit in der Schweiz zu haben, um einen würdevollen Abschied zu ermöglichen". Erika Preisig, Ärztin und Gründerin von Lifecircle spricht wie ähnliche Organisationen von "Freitodbegleitung", nicht von Suizid. Der Verein hat 2017 nach ihren Angaben 73 Menschen in den Tod begleitet. "Ich bin der Meinung: Jeder, der älter als 85 ist, soll ohne Rechtfertigung sterben dürfen", sagte sie.

Laut Exit International wollte Goodall, dass seine Asche verstreut wird. Er wolle kein Begräbnis oder irgendeine Zeremonie, so die Sterbehilfeorganisation. Der 104-Jährige glaube nicht an ein Leben nach dem Tod.

Einen Tag vor seinem Tod hatte Goodall in einer Pressekonferenz noch einmal seine Beweggründe geschildert. "Ich will nicht mehr länger leben. Ich verliere mein Augenlicht und mein Gehör", sagte der Botanikprofessor. Goodall wirkte geistig völlig klar.

Mit 102 Jahren ging es dem in London geborenen Wissenschaftler nach eigenem Bekunden noch recht gut. Doch dann ging es gesundheitlich bergab. "Ich will sterben", sagte er an seinem 104. Geburtstag Anfang April. "Ich bedauere es sehr, dieses Alter erreicht zu haben." Vor einer Woche machte sich Goodall auf den Weg in die Schweiz.

Was er vermissen werde, wollte ein Reporter wissen. Die Ausflüge ins Landesinnere Australiens, antwortete Goodall. Aber das sei ihm ohnehin schon lange nicht mehr möglich gewesen.

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(rt deutsch/dpa)

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