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Kontaktsperre im Fall Skripal: Was will London vor Diplomaten, Familie und Nachbarn verbergen?

Die Nichte von Sergej Skripal richtet sich an die britische Regierungschefin Theresa May. Sie will ihre Familienangehörigen sehen. London aber mauert. Die britische Polizei verweigerte auch einem Nachbarn Skripals den Besuch im Krankenhaus.
Kontaktsperre im Fall Skripal: Was will London vor Diplomaten, Familie und Nachbarn verbergen?Quelle: Reuters © Tatyana Makeyeva

von Maria Müller

Viktoria Skripal, Nichte von Sergej und Cousine von Julia, hat noch nicht resigniert. Nachdem ihr Antrag vom 6. April auf ein Einreisevisum zum Besuch ihrer Familie von britischer Regierungsseite abgelehnt wurde, wendet sie sich nun direkt an die Regierungschefin, Theresa May.

In dem Schreiben betont Viktoria: "Im Mittelpunkt eines großen politischen Skandals stehen gewöhnliche Menschen. Es ist unsere Familie, die gerade jetzt zusammenhalten muss." Und:

Für mich ist heute die Hauptsache, sie persönlich zu sehen und unserer Großmutter aus erster Hand über den Gesundheitszustand ihres Sohnes und ihrer Enkelin zu berichten.

Die 90-jährige Mutter Skripals wird von Viktoria betreut.

Regierung deutet Antrag auf Touristenvisum in Einwanderungsantrag um

Die britische Regierung verweigerte Viktoria Skripal die Einreise mit der Begründung, der Antrag erfülle nicht die erforderlichen Formalitäten für eine Einwanderung. Doch es liegt auf der Hand, dass es sich in diesem Fall lediglich um den Antrag auf ein Touristenvisum, nicht um einen Einwanderungsantrag handelt, den die Angehörige des mutmaßlichen Vergiftungsopfers eingebracht hatte.

Viktoria Skripal hatte zuvor öffentlich ihr Misstrauen gegenüber der Theorie von einer Vergiftung mit einem Nervengift zum Ausdruck gebracht. Sie glaubt an ein vergiftetes Fischgericht, das ihre Angehörigen im Restaurant "Zizzi" verzehrt haben könnten. Bestimmte Meeresfrüchte sollen tatsächlich ein gefährliches Gift produzieren, wenn sie nicht mehr frisch sind. Das kann durch Mängel in der Gefrierkette hervorgerufen werden.

In einem Interview mit russischen Medien brachte sie auch Bedenken hinsichtlich des Telefonats mit ihrer Cousine vor:

Sie wirkte steif und unsicher. So, als ob ihr jemand vorgeschrieben hätte, was sie sagen soll.

Julia ahnte Verweigerung der Besuchserlaubnis voraus

Vor allem habe sie überrascht, dass Julia ihr darin versicherte, dass sie kein Visum erhalten werde - und das bereits einen Tag vor der offiziellen Absage.

Niemand wird Dir ein Visum geben", waren ihre Worte.

Wie konnte es sein, dass Julia Skripal das im Voraus gewusst hat? Die Episode belegt jedenfalls, dass sie im direkten Kontakt mit den britischen Behörden steht.

Die russische Botschaft richtete sich wegen der Besuchsverweigerung bereits direkt an die britische Regierung. Sie forderte eine Erklärung dafür, warum entgegen allen humanitären Gesichtspunkten ein Familienkontakt versagt wird. Außerdem beantragte sie ein direktes Gespräch mit dem britischen Außenminister Boris Johnson, um über dieses Thema und viele andere damit verbundene Fragen direkt zu sprechen.

Das britische Aussenministerium bestätigte die Anfrage: "Wir haben eine Anfrage bekommen. Wir werden zu gegebener Zeit antworten."

Die Skripals wurden von Anfang an von der Außenwelt abgeschottet. Auch ein britischer Freund des Ex-Spions durfte diesen nicht im Krankenhaus besuchen, als beide noch bewusstlos waren.

Nachbar besuchte Skripals am Vortag der Vergiftung

Ross Cassidy ist seit 2011 mit der Familie Skripal befreundet, seitdem diese sich damals im Nachbarhaus am Ende einer U-förmigen Wohnanlage niedergelassen hatte. 

Sergej Skripal war oft verreist. Er brachte mir immer einen guten Whisky mit", erzählte er gegenüber der Presse.

Als Julia Skripal am Samstag, dem 3. März, aus Russland zu Besuch kam, fuhr das Ehepaar Cassidy gemeinsam mit Julias Vater zum Flughafen Heathrow. Auf Wunsch Skripals benutzte man das Auto der Nachbarn. Sie kannten die Tochter von deren früheren Aufenthalten in Salisbury gut. Als sie wieder zuhause waren, bat Skripal die Freunde, eine Dusche in dessen Haus zu begutachten, die nicht funktionierte. So betrat Frau Cassidy um 17.30 Uhr nachmittags die Wohnung, um sich den Schaden anzusehen. Sie hatte später keinerlei Vergiftungserscheinungen.

Entsprechend schockiert war das Ehepaar über die Nachricht von dem Attentat auf die beiden Skripals. Schon wenige Tage später bemühten sie sich um einen Kontakt mit ihnen.

Das teilte Herr Cassidy am 28. März in einem Gespräch mit RT News mit. Doch der Antrag wurde abgelehnt:

Wir fragten mehrmals die Polizei, ob wir hingehen und sie sehen könnten, in Ruhe und abseits der Presse, aber uns wurde ganz kategorisch mitgeteilt, dass wir keine Erlaubnis dafür erhalten. Wir fragten nach den Gründen, und die Antwort war 'Nein'.

Cassidy: Gericht tischte Fake-Begründung auf

Am 22. März hatte der Oberste Gerichtshof in London weitere Blutentnahmen bei den Skripals verordnet und ihnen dabei den Status von schwerbehinderten Personen zugeordnet, da sie bewusstlos waren. Es hätten sich außerdem keine Freunde oder Verwandten gemeldet, um die Rolle von Bevollmächtigten für sie zu übernehmen. 

Das ist eine glatte Falschinformation", erklärte Ross Cassidy zu dieser richterlichen Begründung.

Auch die russische Botschaft in London hatte bisher vergeblich von der britischen Regierung verlangt, die Skripals nach herrschendem Konsularrecht besuchen zu dürfen. Außerdem forderte sie, detaillierte Informationen über den Gesundheitszustand von Sergej Skripal und seiner Tochter Julia zu erhalten. Zudem verlangte die diplomatische Vertretung der Russischen Föderation Beweise dafür, dass die Skripals wirklich mit einem Nervengift angegriffen wurden. 

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