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Weil Trump profitierte: Die selektive Hysterie um Cambridge Analytica

Die Aufregung um die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica und deren Nutzung von Facebook-Daten ist heuchlerisch: Die Hysterie wird nicht durch den Datenmissbrauch an sich angefacht, sondern weil Donald Trump der mutmaßliche Nutznießer des Vorgangs ist.
Weil Trump profitierte: Die selektive Hysterie um Cambridge AnalyticaQuelle: Reuters

Die internationale Aufregung über die britisch-US-amerikanische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica ist groß: Die Analytiker haben mutmaßlich Millionen von Facebook-Daten genutzt, um wirksamen Wahlkampf für den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump oder den Brexit zu organisieren. Um detaillierte Wähleranalysen zu erstellen, wertet Cambridge Analytica Nutzerdaten unter anderem von sozialen Netzwerken aus. Dadurch ermöglicht die Firma ihren Klienten, individuell zugeschnittene Wahlwerbung zu adressieren.

Diese Informationen sind nicht neu. Die Praxis mag moralisch anrüchig sein, juristisch eindeutig verboten ist sie offenbar nicht. Und vor allem: Der Plan, einen gläsernen Wähler zu erstellen, um ihn mit der Werbung zu konfrontieren, die maximale Wirkung erzielt, existiert wohl in allen Wahlkampflagern dieser Welt und es ist lange bekannt, dass er dort auch umgesetzt wird, beispielsweise schon im Jahr 2011 durch das Obama-Lager. 

Die aktuelle Hysterie wird nicht durch den Datenmissbrauch an sich angefacht, sondern durch den Fakt, dass Donald Trump der mutmaßliche Nutznießer des Vorgangs ist. Diese selektive Skandalisierung einer zwar unsympathischen, aber weit verbreiteten Praxis ist eine weitere Strategie, um den Wahlsieg Trumps mit einem Makel zu belegen. Und wohl nur wegen seiner Verbindung zu Trump ist auch der Analytica-Sponsor, der Milliardär Robert Mercer, plötzlich im Zentrum des internationalen Medieninteresses. Oder, wie Jens Berger es auf den Nachdenkseitenausdrückt

Man darf vermuten, dass Cambridge Analytica heute komplett unbekannt wäre, wäre Mercer stattdessen mit Hillary Clinton und Tony Blair befreundet. Der Skandal ist nach Ansicht der großen Medien ja nicht, dass Cambridge Analytica bestimmte Techniken nutzte, sondern dass ausgerechnet Donald Trump und die Brexit-Kampagne davon profitierten.

Folgerichtig wird in der weltweiten Debatte auch nicht gefordert, die von Cambridge Analytica angewandte Praxis eindeutig zu verbieten. Das wäre eine Forderung, der man sich gerne anschließen würde, spätestens wenn man die entlarvenden, großmäuligen und zynischen Zitate gehört hat, die der Sender Channel 4 bei Cambridge Analytica mit versteckter Kamera aufgezeichnet hat.

Statt der von Cambridge Analytica und mutmaßlich zahlreichen weiteren Firmen praktizierten Schnüffelei grundsätzlich zu Leibe zu rücken, dominiert aktuell aber die Forderung, zu "untersuchen", ob Cambridge Analytica Donald Trump die Wahl erschwindelt hat. Insofern ist die aktuelle Debatte eher eine (Neben-)Kampagne des unter "Russia-Gate" firmierenden Versuchs, der Wahl Trumps die Legitimation abzusprechen. Neu ist daran, dass die Rolle des Bösewichts (wahrscheinlich nur vorübergehend) von Russland auf die Internet-Schnüffler übergegangen ist.

Mehr zum Thema - Facebook und Cambridge Analytica: Datenskandal oder Wahlkampf der Zukunft? (Video)

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