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Afghanistan: Sieg der USA wäre es, Taliban an den Verhandlungstisch zu zwingen

Die Trump-Regierung hat den Amerikanern nach mehr als 16 Jahren des Krieges den "Sieg in Afghanistan" versprochen. Dieser soll laut US-Verteidigungsminister James Mattis nun darin bestehen, die Taliban in Verhandlungen mit der Regierung in Kabul zu zwingen.
Afghanistan: Sieg der USA wäre es, Taliban an den Verhandlungstisch zu zwingenQuelle: Reuters © Bob Strong

Die Regierung des US-Präsidenten Donald Trump scheint die ursprünglichen Ziele der Afghanistan-Politik Washingtons neu definiert zu haben. Während eines Überraschungsbesuches des US-Verteidigungsministers James Mattis in Kabul erklärte dieser am Dienstag, ein Sieg in Afghanistan würde eher bedeuten, einen Verhandlungsprozess zwischen den radikal-islamischen Taliban und der Regierung in Kabul herzustellen als die Terroristen tatsächlich auf dem Schlachtfeld zu besiegen.

Wie AP berichtet, soll sich Mattis den Einschätzungen des obersten Kommandanten der US- und NATO-Truppen, General John Nicholson, angeschlossen und verkündet haben, das Ziel der Regierung Trump sei es, die Taliban in Friedensverhandlungen mit der Regierung zu zwingen, indem man ihnen deutlich mache, dass sie auf dem Schlachtfeld selbst nicht gewinnen können.

Wir rechnen mit einem Sieg in Afghanistan", erklärte Mattis und ergänzte: "Nicht einem militärischen Sieg - der Sieg wird in einem politischen Verhandlungsprozess [mit den Taliban] bestehen."

Die Taliban selbst haben bislang Kompromisse mit der Regierung strikt abgelehnt. Die USA hatten vor fast 17 Jahren zusammen mit ihren Verbündeten Truppen nach Afghanistan entsandt mit der Begründung, die damals regierenden Taliban hätten das Land zu einem "sicheren Hafen" für Terroristen gemacht, deren Ziel Angriffe auf die USA wären. Die Taliban hatten unter anderem der Terrororganisation Al-Kaida Unterschlupf geboten, die mutmaßlich hinter den Anschlägen auf mehrere US-amerikanische Städte am 11. September 2001 stand.

Afghanistan droht längst wieder zum sicheren Hafen für Terroristen zu werden

Dass Afghanistan nun wieder ein solches ruhiges Hinterland für terroristische Organisationen werden könnte, bleibt in jedem Fall ein akutes Risiko.

[…] das Verteidigungsministerium und Geheimdienstoffiziere sagen jetzt, exakt das sei wieder in Reichweite", schreibt die New York Times.

Vor einigen Tagen hatte der afghanische Präsident Aschraf Ghani den Taliban selbst einen Waffenstillstand und eine mögliche Beteiligung an der politischen Macht angeboten, was einige Analysten als ein Signal für mögliche Friedensverhandlungen mit Rückendeckung durch die USA sehen.

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Nachdem Donald Trumps Amtsvorgänger Barack Obama wie zuvor angekündigt die meisten regulären US-Kampftruppenverbände bis zum Ende des Jahres 2014 abgezogen hatte, witterten die Taliban wieder Morgenluft und verübten allein im Laufe des Jahres 2015 insgesamt 1.093 Anschläge und bewaffnete Überfälle - was sogar die Zahl der Anschläge durch den "Islamischen Staat" übertraf, der im gleichen Jahr selbst einen blutigen Rekord aufgestellt hatte.

Mattis: Kleine Taliban-Teile haben bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert

Donald Trump hatte nach seinem Amtsantritt einen Sieg gegen die Taliban versprochen. Sein Oberkommandierender vor Ort, General Nicholson, präzisierte die im August 2017 herausgegebene Afghanistan-Strategie dahingehend, dass

die Taliban, wenn sie mit so starkem Druck konfrontiert sind, nicht gewinnen können. Ihre Handlungsalternativen sind dann, zu verhandeln, in der Bedeutungslosigkeit zu leben oder zu sterben.

Eine offizielle Reaktion der Taliban auf Ghanis Angebot gibt es bislang noch nicht, Mattis deutete jedoch an, dass einzelne Mitglieder der Gruppierung zumindest die Möglichkeit erwägen, sich an Verhandlungen in Kabul zu beteiligen. Der US-Verteidigungsminister erklärte laut Reuters:

Wir haben bislang einige Gruppen von Taliban - kleine Gruppen -, die entweder schon an uns herangetreten sind oder ein Interesse an Gesprächen erkennen ließen. […] Mit anderen Worten: Es ist nicht davon auszugehen, dass die gesamten Taliban in einem Aufwaschen alle zu uns an den Tisch kommen. Das wäre wohl etwas zu viel der Erwartungen. Aber es gibt Elemente unter den Taliban, die eindeutig daran interessiert sind, mit der afghanischen Regierung zu sprechen.

Radikal-islamische Terrorverbände stärker als 2001

Der New York Times zufolge bleibt Afghanistan in der Zwischenzeit jedoch ein "sicherer Hafen" für Terrorgruppen von den Taliban über die Haqqani-Strukturen bis hin zu ihren Al-Kaida-Verbündeten und wachsenden Präsenzen des IS, der im Januar 2015 - nur einen Monat nach dem verkündeten Abzug der US-Kampftruppen – sein "Engagement" am Hindukusch verkündet hatte.

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Dem US-Militär zufolge sei die Region, die Afghanistan und Pakistan umfasst, jene mit der weltweit höchsten Konzentration an terroristischen Elementen, deren Hochburgen vielfach in den Grenzregionen zwischen beiden Staaten liegen. Donald Trump hatte Pakistan vorgeworfen, nichts Substanzielles gegen die Präsenz der Terroristen zu unternehmen und deshalb die Zahlung von Hilfsmitteln in Höhe von etwa zwei Milliarden US-Dollar für Islamabad beendet.

Der Chef des US-Militärgeheimdienstes DIA, Generalleutnant Robert Ashley, warnt insbesondere vor einem Zustrom von IS-Kämpfern aus den Gebieten des weitgehend zerschlagenen "Kalifats" in Syrien und im Irak sowie vor Al-Kaida, welche

die Absicht und eine begrenzte Fähigkeit wiedererlangt hat, Koalitionstruppen, afghanische Einheiten und deren Interessen in der Region zu bedrohen.

In den USA ist unterdessen der Unmut darüber angewachsen, dass die Amerikaner zwar mittlerweile bereits mehrere tausend Militärangehörige verloren haben, unabhängigen Analysten zufolge die terroristischen Vereinigungen seit der Kriegserklärung Washingtons an den Terror in Reaktion auf 9/11 sogar noch an Stärke gewonnen hätten und die sicheren Häfen wieder da wären.

Trump sucht den Ausweg für Helden

Parallel dazu gelingt es den Taliban, kontinuierlich Gebiete, die sie während der Kriegshandlungen 2001 und 2002 verloren hatten, wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Derzeit kontrollieren oder bedrohen Daten des Pentagon zufolge radikale islamische Terroristen, hauptsächlich die Taliban, etwa 45 Prozent des afghanischen Staatsgebiets.

Obwohl Präsident Donald Trump Anzahl und Intensität der Militäraktionen gegen Terrorgruppen und deren Unterstützerumfeld ausgeweitet hat, erweisen sich die Taliban als resilient. Das US-Nachrichtenportal Breitbart News berichtet unter Berufung auf sowohl unabhängige als auch regierungsamtliche Quellen, dass die Taliban in Afghanistan ein historisches Maß an Stärke und Einfluss erlangt hätten.

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Die radikalen Islamisten in einer solchen Situation in verbindliche Verhandlungen mit der Regierung in Kabul zu zwingen, dürfte der sicherste Weg für Trumps Regierung sein, das seit fast zwei Jahrzehnten ohne den erwünschten Erfolg betriebene militärische Abenteuer ohne Gesichtsverlust zu beenden.

Immerhin könnte Trump, wenn sein Kalkül aufgeht, das Ende des Krieges auf eine Weise herbeizuführen, die sowohl dem Wunsch des amerikanischen Volkes als auch dem der Taliban gerecht wird: nämlich mit dem tatsächlichen Abzug aller US-Truppen.

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