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Mossad und seine geheimen Tötungskommandos: "Gegen Feinde sind alle Mittel legitim"

Israels Geheimdienst Mossad soll mindestens 3.000 Menschen umgebracht haben. Auch Entführung und Mord an einem deutschen Raketenforscher aus München sollen die Tötungskommandos verübt haben. Den rechtlichen Rahmen für ihre Aktionen gibt es immer noch nicht.
Mossad und seine geheimen Tötungskommandos: "Gegen Feinde sind alle Mittel legitim"Quelle: Reuters

Heinz Krug, der während der Nazi-Zeit im Team des Raketenpioniers Wernher von Braun tätig war, soll 1962 von Mossad-Agenten entführt und Monate später umgebracht worden sein. Das behauptet der israelische Journalist und Buchautor Ronen Bergman in seinem neuesten Werk "Der Schattenkrieg – Israel und die geheimen Tötungskommandos des Mossad". Nach Bergmans Recherchen soll der deutsche Raketenforscher aus München entführt, über die südfranzösische Stadt Marseille nach Israel gebracht und dort monatelang verhört worden sein. Man habe ihn „harten Verhörmethoden“ unterzogen, um weitere Informationen über das ägyptische Raketenprogramm zu bekommen. Das Land war damals mit seinem Nachbar Israel verfeindet. Am Ende habe Mossad-Chef Isser Harel Krug erschießen lassen. Seine Leiche sei aus einem Flugzeug der Luftwaffe ins Meer geworfen worden, schreibt der Autor.

Viele unschuldige Menschen wurden zum Opfer der Geheimagenten

Dies ist nur eine der Geschichte, die der Chefkorrespondent für Militär- und Geheimdienstthemen bei der israelischen Tageszeitung Yediot  Acharonot in seinem Buch erzählt. Mehr als acht Jahre soll der 45-Jährige recherchiert, Tausende von Dokumenten gesichtet haben. Er sprach angeblich mit rund 1.000 Menschen, unter ihnen sechs frühere Mossad-Chefs und sechs israelische Ministerpräsidenten, wie Ehud Barak und Ehud Olmert, aber auch mit dem amtierenden Regierungschef Benjamin Netanjahu.

„Es ist das erste Buch über den Mossad oder den israelischen Geheimdienst, das auf autorisierten Interviews und vorher nicht veröffentlichten Dokumenten basiert“, sagte Bergman der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er verwies dabei auf 2.000 Fußnoten am Ende des Buches. In seinem nun erschienenen Werk beschreibt er, wie die israelischen Geheimdienste über 50 Jahre gezielte Tötungsaktionen durchgeführt haben. Wie hoch die Zahl der umgebrachten Personen sein soll, sagte er in einem Interview mit dem Spiegel: „Alles in allem reden wir über mindestens 3.000, darunter nicht nur die Zielpersonen, sondern auch viele Unschuldige, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren.“ So erschossen Agenten im Jahr 1973 im norwegischen Lillehammer irrtümlich einen marokkanischen Kellner.

Lange war es verboten, die Existenz des Mossad öffentlich zu machen

Allein während der zweiten Intifada – Palästinenseraufstand von September 2000 bis Februar 2005 - gab es laut Bergman Tage, an denen vier bis fünf „gezielte Tötungen“ angeordnet worden seien, in der Regel gegen Mitglieder der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.

Es gebe bis heute keinen gesetzlichen Rahmen für die Tätigkeit des Mossad, so der Autor. Jahrzehnte lang soll es überhaupt keine Gesetze gegeben haben, die Aufgaben und Rechte der israelischen Geheimdienste bestimmten. Es soll sogar bis in die Siebzigerjahre verboten worden sein, die Existenz des Mossad öffentlich zu machen, so der Autor. „Seit 2002 sei die Rolle des Inlandsdienstes Schin Bet definiert, während der Mossad weiterhin ohne rechtlichen Rahmen tätig ist.“

Einer der Gründe, die Geheimdienste aufzubauen, war laut Bergman der Holocaust. „Die Lehre daraus war, dass wir ein eigenes Land als Schutzraum für Juden brauchen und dieses Land gegen zahlreiche Feinde verteidigen müssen, mit allen Mitteln.“ Und jeder dieser Feinde soll mit Hitler gleichgesetzt worden sein. Deswegen galt es als legitim sich über internationale Gesetze und Normen zu stellen, um gegen Menschen wie Nasser oder Arafat vorzugehen. Für Israels Staatsgründer David Ben-Gurion sei Krieg das allerletzte Mittel gewesen. „Eine Dauermobilisierung der Streitkräfte konnte sich das junge, kleine Land nicht leisten.“ Die Geheimdienste boten eine Alternative.

Das Buchmanuskript wurde aber der Militärzensur vorgelegt 

Bergman beschreibt auch die Jagd des Mossad auf ehemalige Nazi-Verbrecher, wie die Entführung Adolf Eichmanns im Jahr 1960 aus Buenos Aires. Oder wie der israelische Geheimdienst im Jahr 1978 den militanten Palästinenser Wadi Haddad mit einer präparierten Zahnpasta vergiftete. Haddad war für das Kommando „Martyr Halimeh“, das im Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut“ von Mallorca nach Mogadischu entführte, verantwortlich gewesen. Er starb in einem Ost-Berliner Krankenhaus.

Der Autor erzählt weitgehend chronologisch die Entwicklung des israelischen Geheimdienstes seit dem Jahr 1948 bis zum Herbst 2017. Sein Buchmanuskript musste er aber der Militärzensur vorlegen. „Ich arbeite seit 25 Jahren als Journalist und befinde mich seither im Kampf mit diesem System. Hunderttausende Wörter, die ich geschrieben habe, durften nicht erscheinen.“ Vor Gericht habe er immer wieder verloren.

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