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Russisches U-Bahn-Bauunternehmen: Liebherr wollte Kräne in Russland per Fernsteuerung blockieren

Unter Berufung auf EU-Sanktionen versuchte der Liebherr-Konzern, seine Autokräne, die vom Bauunternehmen der Moskauer U-Bahn einst gekauft wurden, per Fernsteuerung zu blockieren. Das enthüllte nun der Leiter der Korporation Mosmetrostroi in einem Interview.
Russisches U-Bahn-Bauunternehmen: Liebherr wollte Kräne in Russland per Fernsteuerung blockierenQuelle: Sputnik © Grigory Sysoev

Vor dem Konflikt in der Ukraine lieferte das Unternehmen Liebherr seine Geräte an russische Bauunternehmen. Zu den Abnehmern gehörte auch der Konzern Mosmetrostroi, der seit Sowjetzeiten Tunnel und U-Bahnlinien baut. Dieses Unternehmen hat nichts mit der Rüstungsindustrie zu tun und ist seit Jahrzehnten nur im Bereich der zivilen Infrastruktur tätig.

Nun stellt sich heraus, dass der deutsch-schweizerische Hersteller im Jahr 2022 versucht hatte, die Autokräne von Mosmetrostroi zu manipulieren beziehungsweise zu blockieren. Wahrscheinlich im Rahmen der westlichen Sanktionen. Damals schränkte eine Reihe ausländischer Unternehmen aufgrund der russischen Militäroperation in der Ukraine die Lieferung von Komponenten für die Luftfahrt-, Bau- und Automobilindustrie nach Russland ein. Außerdem schlossen einige ausländische Hersteller den Zugang russischer Firmen zu Wartung und cloudbasierten Software-Updates.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtet Sergei Schukow, der CEO des russischen Unternehmens Mosmetrostroi:

"Man kann da den Versuch von Liebherr erwähnen, unsere Krananlagen ferngesteuert zu deaktivieren und zu blockieren, aber unsere IT-Spezialisten haben einen Weg gefunden, das Problem zu lösen, und heute funktioniert alles. Die Schwierigkeiten sind praktisch verschwunden, und auf dem Markt gibt es ja nun zahlreiche asiatische Pendants. Das ist wie bei Mercedes: Da kann man beim Austausch einer Windschutzscheibe das Original für den dreifachen Preis bestellen oder ein billigeres chinesisches Gegenstück mit der gleichen Funktionalität verwenden."

Der Leiter der Mosmetrostroi-Korporation betonte in dem Gespräch mit der Agentur RIA Nowosti, in der Zukunft werde man sich eher an Lieferanten aus asiatischen Ländern wenden oder die Technik russischer Hersteller bevorzugen.

Spannend ist, dass auf der Webseite von Liebherr kein Wort über mögliche Sanktionen gegen Russland zu finden ist. Auch von einem Rückzug aus dem russischen Markt ist nicht die Rede. "Russland zählt zu den größten Absatzmärkten von Liebherr. Seit 1965 ist die Firmengruppe hier erfolgreich aktiv", teilt man auf der Liebherr-Webseite lediglich mit. Und führt fort:

"Heute betreibt Liebherr in Russland zwei Produktionsgesellschaften und eine Vertriebs- und Servicegesellschaft mit Niederlassungen in allen Regionen Russlands."

Im Februar dieses Jahres erwähnte der Südwestrundfunk (SWR)das UnternehmenLiebherr in einem Artikel über die Unternehmen, die noch immer in Russland tätig sind – trotz Sanktionen und dem Handelskrieg des Westens gegen das Land:

"Auf SWR-Anfrage schreibt ein Sprecher der Firmengruppe Liebherr, man verurteile die 'durch nichts zu rechtfertigende russische Aggression gegen die Ukraine' und stehe hinter den Sanktionen. Liebherr habe etwa sein Neukundengeschäft in den Bereichen Aerospace, Verkehrstechnik und Mining 'bis auf Weiteres vollständig eingestellt', das Servicegeschäft eingeschränkt und liefere keine Geräte und Ersatzteile mehr an sanktionierte Unternehmen. Das in Kirchdorf an der Iller (Kreis Biberach) gegründete Unternehmen (heute ist der Unternehmenssitz in der Schweiz) gehe über die Sanktionsmaßnahmen hinaus und habe 'sämtliche Investitionen in Russland gestoppt'.

Weiterhin beschäftigt Liebherr eigenen Angaben zufolge in Russland aber 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem in einem Produktionsstandort bei Dserschinsk in der Region Nischni Nowgorod rund 420 Kilometer östlich von Moskau. Die dort produzierten Teile dürfen wegen der EU-Importverbote derzeit nicht mehr an die Liebherr-Schwesterwerke geliefert werden. Die Auswirkungen seien beträchtlich, weil 'kurzfristig alternative Lieferquellen aufgebaut werden mussten'."

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