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Andreas von Bülow: "Ein deutsch-russisches Bündnis soll mit aller Macht verhindert werden"

"Es ist ein trostloser Anblick, den man im Augenblick geliefert bekommt. Trostlos vonseiten der Europäer, die entweder das Spiel nicht durchschauen oder nicht wagen, irgendwo eine eigene Position zu finden." Mit diesen Worten steigt Andreas von Bülow in das neue RT-Interview ein und gibt danach 30 Minuten lang vorzüglichen Nachhilfeunterricht für die Euro-Eliten.

Das primäre Ziel US-amerikanischer Außenpolitik sei es, einen Keil in die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland zu treiben, um somit die eigene globale Vormachtstellung zu festigen. Dies sagte einst George Friedman, Gründer und Leiter der einflussreichen US-amerikanischen Denkfabrik Stratfor. Gegenwärtig könnte man zur Auffassung kommen, dass im Zuge des Ukraine-Krieges genau diese Strategie zur Anwendung kommt.

"Es war schon immer im Interesse der USA, ein eurasisches Bündnis zu verhindern", sagt der ehemalige SPD-Politiker Andreas von Bülow im Interview. Hintergrund sei die Urangst der sogenannten "Seemächte" Großbritannien und USA, durch ein Zusammenrücken der Kontinentalmächte China, Russland und Europa und die Schaffung effektiver Transportmöglichkeiten auf dem Land ihren Einfluss zu verlieren und an den Rand der Entwicklung gedrängt zu werden:

"Die Amerikaner haben Angst, dass auf dem riesengroßen Kontinent zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, Eurasien genannt, eine neue Machtstruktur entsteht mit Russland, China, aber auch Deutschland und den ganzen westeuropäischen Ländern."

Schon die Entspannung nach 1989 war, erinnert sich von Bülow an seine aktive politische Zeit, eine Gefahr für die US-Vorherrschaft in Europa. Er plaudert aus dem "Nähkästchen" der Gespräche über die deutsche Wiedervereinigung, die von der sowjetischen Seite schon Anfang der Achtziger angestoßen wurden und an denen er teilweise selbst beteiligt war:

"Die sowjetische Bedingung für die Wiedervereinigung war, dass die NATO die Situation nicht ausnutzen darf, um ihre Militärstrukturen an die russischen Staatsgrenzen zu verschieben. Diese Selbstverpflichtung der NATO-Staaten hat der amerikanische Außenminister abgegeben, die hat Mitterand abgegeben, die hat Margaret Thatcher abgegeben. Alle haben gesagt, wir werden das nicht ausnutzen, wir werden die Militärstruktur der NATO nicht ostwärts erweitern. Und das ist von den Nachfolgern wie eine Zechprellung nicht gehalten worden."

Er erklärt auch, was aus russischer Sicht die Gefahr ist und warum es nun zum heißen Krieg in der Ukraine gekommen ist: 

"Die Gefahr aus russischer Perspektive besteht darin, dass man wenige Raketenflugminuten von Moskau entfernt amerikanische Raketen stationiert bekommt. Und damit die Möglichkeit eröffnet wird, einen Enthauptungsschlag durchzuführen, der in der amerikanischen Diskussion immer wieder eine Rolle gespielt hat."

Von Bülow appelliert im Gespräch an eine Rückbesinnung auf eine friedliche Außenpolitik, wie sie damals beispielsweise unter Willy Brandt betrieben wurde und die in ihrer Konsequenz zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt habe.

Nochmals interessant wird es dann in der zweiten Hälfte des Interviews. Was ist eine Verschwörungstheorie, wer hat wann diesen Begriff erfunden, vor allem aber zu welchem Zweck? Was hat es mit den Änderungen des § 130 StGB auf sich, und warum verstößt seine Existenz gegen die grundlegendsten Existenzvoraussetzungen nicht nur der Demokratie, sondern gar einer zivilisierten Gesellschaft überhaupt?

Es lohnt sich, dem Nachhilfeunterricht von Bülows zuzuhören. Zumindest, um nicht wie ein "Schlafwandler" in einen Dritten Weltkrieg zu taumeln.

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