International

Pentagon-Analyse: Taliban beschlagnahmten US-Ausrüstung im Wert von mehr als 7 Milliarden Dollar

Nun steht fest, dass die Taliban beim chaotischen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan im vergangenen Jahr Kriegsgerät im Wert von mehr als sieben Milliarden US-Dollar erbeuteten. Das geht aus einer Analyse des US-Verteidigungsministeriums hervor, die der US-Kongress zuvor in Auftrag gab.
Pentagon-Analyse: Taliban beschlagnahmten US-Ausrüstung im Wert von mehr als 7 Milliarden DollarQuelle: www.globallookpress.com © Maciej Goclon/Fotonews

Bei dem chaotischen Abzug aus Afghanistan im vergangenen Jahr hat die US-Regierung nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums militärische Ausrüstung im Wert von mehr als sieben Milliarden US-Dollar zurückgelassen. "Wir haben natürlich kein vollständiges Bild davon, wo jeder einzelne Artikel des Verteidigungsmaterials geblieben ist, aber mit Sicherheit ist ein beträchtlicher Teil davon in die Hände der Taliban gefallen", hatte der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, im vergangenen Jahr auf einer Pressekonferenz zum überstürzten Abzug der US-Truppen aus Afghanistan erklärt.

Ein Jahr später zeigt eine vom US-Kongress in Auftrag gegebene Analyse des US-Verteidigungsministeriums nun auf, was "ein beträchtlicher Teil" bedeutet – und das Ergebnis ist gelinde gesagt alarmierend.

Einem Bericht des federführenden Aufsichtsbehörde des US-Verteidigungsministeriums zufolge schätzt das Verteidigungsministerium, dass sich rund 7,12 Milliarden US-Dollar an von den USA finanzierter militärischer Ausrüstung – darunter "Militärflugzeuge, Bodenfahrzeuge, Waffen und andere militärische Ausrüstung" – noch immer im Bestand der Afghanischen Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte (ANDSF) befanden, als die Zentralregierung in Kabul letztes Jahr zusammenbrach.

Diese 7,12 Milliarden Dollar entsprechen demnach etwa 38 Prozent der 18,6 Milliarden US-Dollar, die die USA den ANDSF von 2005 bis August 2021 für die Beschaffung von Waffen und Ausrüstung zur Verfügung gestellt hatten. Diese Gesamtsumme "umfasste Militärflugzeuge im Wert von 923,3 Millionen US-Dollar sowie Flugzeugmunition im Wert von 294,6 Millionen US-Dollar", heißt es in dem Bericht. "Von den 7,9 Milliarden US-Dollar, die seit 2005 für die Beschaffung von Landfahrzeugen für die afghanischen Streitkräfte ausgegeben wurden, befanden sich Fahrzeuge im Wert von etwa 4,12 Milliarden Dollar noch in ihrem Bestand, als die frühere Regierung zusammenbrach, darunter HMMWVs, MRAPs und andere taktische Fahrzeuge."

Die meisten größeren Verteidigungsgüter wurden laut dem Bericht "demilitarisiert und während der Evakuierung funktionsunfähig gemacht", und selbst diejenigen, die nicht demilitarisiert wurden, würden den Taliban auf lange Sicht wahrscheinlich nicht dienen, da es an logistischer Unterstützung, Ersatzteilen und der notwendigen Ausbildung der Taliban-Kräfte fehle, um beispielsweise erbeutete UH-60-Black-Hawk-Hubschrauber länger als ein paar Stunden in der Luft zu halten.

Das Gleiche gelte jedoch nicht unbedingt für die zurückgelassenen Gewehre, Pistolen, Panzerfäuste sowie anderen Kleinwaffen, deren "Betriebszustand unbekannt" war, als sie von den Taliban inmitten des Zusammenbruchs der ANDSF beschlagnahmt wurden. "Seit 2005 hat das Verteidigungsministerium 427.300 Waffen im Wert von 612 Millionen US-Dollar für das afghanische Militär und die afghanischen Sicherheitskräfte beschafft, darunter 258.300 Gewehre, 6.300 Scharfschützengewehre, 64.300 Pistolen, 56.155 Maschinengewehre, 31.000 Panzerfäuste und 224 Haubitzen", heißt es in dem Bericht.

"Das Büro des stellvertretenden Verteidigungsministers für Nachrichtendienste und Sicherheit stellte fest, dass sich 316.260 dieser Waffen im Wert von 511,8 Millionen Dollar in den Beständen der afghanischen Streitkräfte befanden, als die frühere Regierung fiel."

Anzumerken ist jedoch, dass in der nun vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Analyse die Menge der den Taliban in die Hände gefallenen Ausrüstungsgegenstände möglicherweise stark unterschätzt werden. Einem Bericht des Government Accountability Office, eines dem US-Kongress unterstellter Rechnungshofs, aus dem Jahr 2017 zufolge hat das US-Militär allein zwischen den Steuerjahren 2003 und 2016 rund 75.898 Fahrzeuge, 599.690 Waffensysteme und 208 Flugzeuge an die ANDSF geliefert.

Die Taliban veröffentlichten in den vergangenen Monaten immer wieder Videos, in denen ihre Kämpfer die von den USA zurückgelassenen Ausrüstungsgegenstände vorführten, darunter Nachtsichtgeräte und das Sturmgewehr M-4. Republikanische Abgeordnete des US-Kongresses hatten im vergangenen Jahr in einem Brief an US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bemängelt:

"Es ist unverzeihlich, dass von den US-Steuerzahlern bezahlte Hightech-Militärtechnik in die Hände der Taliban und ihrer terroristischen Verbündeten gefallen ist. Die Sicherung von US-Vermögenswerten hätte vor der Ankündigung des Abzugs aus Afghanistan zu den obersten Prioritäten des US-Verteidigungsministeriums gehören müssen."

Die letzten US-Truppen hatten Afghanistan im August 2021 nach einem fast 20 Jahre andauernden "Krieg gegen den Terror" verlassen. Die Taliban hatten daraufhin die Macht in Kabul übernommen. Der internationale Abzug wurde durch ihren rasanten Eroberungsfeldzug erschwert und gestaltete sich chaotisch. Insgesamt stieß der Afghanistan-Abzug der USA international auf heftige Kritik und Unverständnis.

Mehr zum Thema Russland über afghanische Flugzeuge und Hubschrauber in der Ukraine besorgt

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.