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Putin zu Erdoğan: "Europa muss der Türkei für stabile Gaslieferung dankbar sein"

Die Präsidenten Russlands und der Türkei haben sich am Freitag im russischen Sotschi zu einer längeren Unterredung getroffen. Vor Beginn des Treffens lobte Wladimir Putin die störungsfreie Arbeit der Gaspipeline Turkish Stream, über die russisches Erdgas nach Südosteuropa gelangt.
Putin zu Erdoğan: "Europa muss der Türkei für stabile Gaslieferung dankbar sein"Quelle: Sputnik © Wjatscheslaw Prokofjew / RIA Nowosti / POOL

Der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan sind am Freitag erneut zu einem Austausch unter anderem über den Krieg in der Ukraine zusammengekommen. Putin dankte Erdoğan bei einem Statement vor den Gesprächen für dessen Vermittlung im Konflikt um Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer sowie bei einer "Paketlösung über die störungsfreie Lieferung russischer Lebens- und Düngemittel auf die Weltmärkte", die mit der UNO vereinbart wurde. 

Außerdem erinnerte der russische Staatschef daran, dass die Türkei ein wichtiger Partner auf dem Energie- und Gasmarkt sei. Insbesondere Europa sollte der Türkei verbunden sein für stabilen Transit russischen Gases über die Gaspipeline Turkish Stream: Putin lobte:

"Turkish Stream funktioniert, anders als alle anderen Routen für unsere Kohlenwasserstoffe, einwandfrei, rhythmisch und ohne Ausfälle.

Das Treffen findet auf dem Gelände des Sanatoriums Rus an der Schwarzmeerküste statt. Es wird erwartet, dass die Staats- und Regierungschefs die bilaterale Zusammenarbeit erörtern, einen Erfahrungsaustausch über die Wirksamkeit der Getreideexporte aus ukrainischen Häfen führen und sich über die Lage in der Ukraine austauschen werden. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, räumte ein, dass Putin und Erdoğan sich auf die Situation in Bergkarabach konzentrieren würden.

Die Türkei und Russland haben in einigen Bereichen gemeinsame Interessen, allerdings ist die Türkei Mitglied des NATO-Bündnisses. Erdoğan hatte im Zuge der russischen Intervention in der Ukraine mehrfach die Rolle eines Vermittlers eingenommen – unter anderem bei den Ende Juli unterzeichneten Abkommen über Getreideexporte.

Erdoğan sagte, man werde auch über die Situation in Syrien sprechen. Die Türkei kündigt seit Wochen eine neue Offensive im Norden des Landes an. Russland ebenso wie Iran – beide Akteure im syrischen Bürgerkrieg – hatten der Türkei bisher von einem solchen Schritt abgeraten. Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und begründet eine erneute Offensive mit "terroristischer Bedrohung" vonseiten der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Terrororganisation ansieht.

Das Gespräch dauerte etwa vier Stunden, am frühen Abend reiste der türkische Präsident ab, was Kameras festhielten. Die gemeinsame Erklärung, die auf der Webseite des Kreml veröffentlicht wurde, spricht von erzielten Einigungen in zahlreichen Fragen der bilateralen Zusammenarbeit:

"Die beiden Staatsoberhäupter führten umfassende Konsultationen über die bilaterale Agenda zwischen Russland und der Türkei und kamen überein, den bilateralen Handel in ausgewogener Weise zu steigern und ihre Ziele zu erreichen, die Erwartungen der anderen Seite in den Bereichen Wirtschaft und Energie zu erfüllen und konkrete Schritte zu unternehmen, um die Interaktion bei Themen zu verstärken, die seit langem auf der Tagesordnung beider Länder stehen, z. B. in den Bereichen Verkehr, Handel, Landwirtschaft und Industrie."

Eine gemeinsame Pressekonferenz war von vornherein nicht vorgesehen. 

(rt/dpa)

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