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Notfallausschuss der WHO entscheidet am 23. Juni, ob Affenpocken-Fälle nächste Pandemie darstellen

Knapp 2.000 weltweite Affenpocken-Fälle beunruhigen die Weltgesundheitsorganisation dermaßen, dass am 23. Juni entschieden wird, ob eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" zu erkennen ist. Dafür wird eigens der Notfallausschuss der WHO einberufen. Deutschland hat bereits 240.000 Impfdosen bestellt.
Notfallausschuss der WHO entscheidet am 23. Juni, ob Affenpocken-Fälle nächste Pandemie darstellenQuelle: Gettyimages.ru © Gallo Images / Kontributor

Laut offiziellen Statistikdaten zum weltweiten Aufkommen von Affenpocken (englisch: Monkeypox) beträgt die aktuelle Zahl von international gemeldeten Affenpocken-Infektionen 1.806 Fälle (Stand 14. Juni 2022). Für Deutschland wurden 228 bekannte Fälle gelistet. Die Webseite der Vereinten Nationen ergänzt zum aktuellen Stand:

"Es wurden zudem 1.500 Verdachtsfälle von Affenpocken aus 39 Ländern gemeldet, darunter sieben Länder, in denen Affenpocken schon seit Jahren nachgewiesen wurden, und 32 neu betroffene Länder. Mindestens 72 Todesfälle wurden aus den bereits betroffenen Ländern gemeldet. Aus den neu betroffenen Ländern wurden bisher keine Todesfälle gemeldet."

Im Jahr 2022 wurden in fünf afrikanischen Ländern bisher mehr als 70 Todesfälle durch Affenpocken gemeldet. So sind im Kongo neun Menschen an den Affenpocken gestorben, während in Nigeria der erste Todesfall in diesem Jahr zu verzeichnen war. Dr. Aime Alongo, Leiter der Sankuru-Gesundheitsabteilung im Kongo, sagte am Montag, dass "465 Fälle der Krankheit im Kongo bestätigt worden sind, was das Land zu einem der am schlimmsten betroffenen in West- und Zentralafrika macht, wo die Krankheit endemisch ist". Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, wird bezüglich der aktuellen Entwicklungen mit den Worten zitiert:

"Der weltweite Ausbruch von Affenpocken ist eindeutig ungewöhnlich und besorgniserregend."

Die WHO hat die Prüfung in Erwägung gezogen, ob das Affenpocken-Aufkommen zu einer internationalen Notlage erklärt werden soll. Zur endgültigen Beschlusslage hat WHO-Leiter Ghebreyesus daher für die kommende Woche den zuständigen Notfallausschuss einberufen. Das Gremium soll entscheiden, ob es sich – wie bei der Situation rund um das Coronavirus, die seit Ende Januar 2020 auch weiterhin gültig ist – um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) handelt. Die Erklärung der PHEIC ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann.

Eine solche Erklärung hat keine unmittelbaren Folgen, ermöglicht den individuellen Ländern aber, Maßnahmen zu ergreifen und einzufordern. Die WHO hat Empfehlungen für Regierungen zur Erkennung und Bekämpfung von Pockenfällen laut UN-Angaben bereits übermittelt. Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge bezieht sich "die Sorge der WHO auf drei Bereiche":

"Das Virus verhält sich ungewöhnlich, es sind immer mehr Länder betroffen und damit ist eine koordinierte Reaktion nötig."

Der stellvertretende WHO-Direktor für Notfallmaßnahmen, Ibrahima Socé Fall, erklärte laut UN-Angaben, dass nach seiner Einschätzung das Risiko der Ausbreitung in Europa "hoch" sei und im Rest der Welt als "mäßig" eingestuft würde. Es lägen zudem noch "Wissenslücken hinsichtlich der Übertragung des Virusweges" vor. Man wolle nicht warten, "bis die Situation außer Kontrolle geraten ist", so Fall.

Vor Journalisten in Genf sagte die WHO-Pockenexpertin Rosamund Lewis zu Wochenbeginn, es sei wichtig, "die Bevölkerung für das Risiko zu sensibilisieren und die Empfehlungen zur Vermeidung der Ansteckung von engen Kontakten und Familienmitgliedern zu erläutern". Zu den Übertragungswegen heißt es:

"Affenpocken werden durch engen körperlichen Kontakt mit einer Person übertragen, die Symptome aufweist. Der Ausschlag, die Flüssigkeit und der Schorf sind besonders ansteckend. Auch Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Gegenstände wie Essbesteck oder Geschirr, die mit dem Virus kontaminiert wurden, können andere anstecken."

Es sei jedoch noch nicht eindeutig belegbar, ob Menschen, "die keine Symptome haben, die Krankheit verbreiten können", so die Expertin. Elf deutsche Bundesländer haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) Betroffene der Viruserkrankung gemeldet, wie die dpa berichtet. Die größte Gruppe infizierter Personen findet sich demnach in Berlin, wo nach aktuellstem Stand vom Montag 142 Fälle registriert waren.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bestätigte, dass der in großen Mengen bestellte Affenpocken-Impfstoff ab dem 15. Juni bereitstehe. Ein Konzept der Impfung werde gerade vorbereitet, so die dpa. Ende Mai hatte Lauterbach erklärt, dass zusätzlich zu den ersten 40.000 Einheiten zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal 200.000 Dosen erwartet würden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte vergangene Woche bereits Details zur geplanten Impfempfehlung mitgeteilt, die sich an bestimmte Gruppen richtet. Dazu heißt es ergänzend in der Mitteilung:

"Für die Bekämpfung des Affenpockenausbruchs ist es neben der Impfung vor allem wichtig, Fälle und deren Kontaktpersonen frühzeitig zu identifizieren, Isolations- und Quarantänemaßnahmen einzuleiten, mögliche Verdachtsfälle zeitnah diagnostisch abzuklären sowie die betroffenen Risikogruppen aufzuklären und über Schutzmaßnahmen zu informieren."

Zu der Situation in Deutschland teilte Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin, der dpa mit, dass der Ausbruch "eher nicht die Eigenschaft hat, exponentiell wachsende Fallzahlen zu entwickeln". Eine sexuell übertragbare Infektionserkrankung "breitet sich langsamer aus als eine, bei der Erreger durch die Luft übertragen werden". 

Mitte der Woche wurde bekannt, dass die WHO zudem den Affenpocken eine neue Bezeichnung geben will. Es gebe seit Langem Bestrebungen, Krankheiten nicht mehr nach Tieren oder Regionen zu benennen, um jeglicher Möglichkeit von Diskriminierung oder Stigmatisierung vorzubeugen, so ein WHO-Sprecher laut der dpa. Zuvor hatte WHO-Chef Ghebreyesus in Genf angekündigt, dass es in Kürze eine dementsprechende Entscheidung geben soll.

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