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Deutsche Welle: Mehrere Mitarbeiter sollen nach Untersuchung zu Antisemitismus-Vorwürfen gehen

Über Wochen lief eine externe Untersuchung zur Arabisch-Redaktion der "Deutschen Welle". Gegen einige Mitarbeiter stand der Vorwurf des Antisemitismus im Raum. Nun sollen fünf Redakteure gehen. Die Prüfung ergab aber, dass es keinen "strukturellen" Antisemitismus bei dem Sender gebe.
Deutsche Welle: Mehrere Mitarbeiter sollen nach Untersuchung zu Antisemitismus-Vorwürfen gehenQuelle: AFP © Ina Fassbender

Die Deutsche Welle (DW) habe in "fünf Fällen ein Trennungsverfahren" eingeleitet. Das gab Peter Limbourg, Intendant des deutschen Auslandssenders, laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa bei einem Pressegespräch diese Woche bekannt. Der Entscheidung war eine externe Untersuchung gegen mehrere Mitarbeiter vorausgegangen. Der Vorwurf, der im Raum stand: Antisemitismus. Es ging dabei um die Arabisch-Redaktion der deutschen, staatlich finanzierten Sendeanstalt.

Die Vorwürfe waren durch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) Ende November öffentlich geworden. Für die Zeit der Untersuchung wurden die Mitarbeiter von dem Sender freigestellt. Die externe Untersuchung unter der Leitung der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und des Psychologen Ahmad Mansour befasste sich mit antisemitischen Äußerungen am Arbeitsplatz und außerhalb des Arbeitsplatzes.

Wie es in einem dpa-Bericht heißt, geht die DW neben den fünf "Trennungsverfahren" elf weiteren Verdachtsfällen nach. Neben acht Verdachtsfällen, die sich aus der Prüfung ergeben hätten, seien in den vergangenen Wochen drei weitere Fälle entdeckt worden – im Zuge eigener DW-Untersuchungen. Eine dieser drei Personen sei nicht mehr bei dem Sender beschäftigt, so Limbourg laut dpa

Einer der Leiter der Untersuchung, der Islamismus-Experte Mansour, sagte zu den Ergebnissen der Prüfung: Die Suspendierung von fünf Mitarbeitern sei gerechtfertigt gewesen. Es gebe zudem acht weitere Fälle mit teilweise schwerwiegenden antisemitischen Äußerungen. Diese wurden an die Deutsche Welle weitergeleitet, damit man sich damit gemeinsam auseinandersetze. Mansour machte zugleich klar: Auch in der Berichterstattung gebe es punktuelle Fehler. Es sei aber "kein struktureller" Antisemitismus festgestellt worden. Allerdings warnte der Psychologe im Hinblick auf die Arabisch-Redaktion als Ganzes davor, dass diese "zutiefst gespalten" sei. Ein Neuanfang und eine Umstrukturierung seien notwendig. Wenn das nicht passiere, habe man die große Sorge, dass in einigen Monaten erneut etwas passieren könnte, das für den Sender möglicherweise rufschädigend sei.

Die Arabisch-Redaktion hat mehr als 200 Mitarbeiter. Intendant Limbourg erklärte laut dpa auch, dass der Leiter der arabischen Redaktion in der vergangenen Woche angeboten habe, seine Führungsfunktion abzugeben. Das Angebot habe man angenommen. Man danke ihm für seine Arbeit.

Limbourg, der von Versäumnissen und Fehlern sprach, betonte demnach auch, dass es ihm und der Geschäftsleitung "aufrichtig" leid tue, "dass wir in dieser Situation sind." Allein der Verdacht, "dass es in einer deutschen steuerfinanzierten Einrichtung Antisemitismus gibt, muss für Juden in diesem Land und weltweit unerträglich sein."

Die Untersuchung war Mitte Dezember gestartet und umfasste Gespräche mit 32 DW-Mitarbeitern. Zudem wurden öffentlich zugängliche Informationen ausgewertet, wie etwa Beiträge in den sozialen Medien. Auch die Partnersender der Arabisch-Redaktion in der Region wurden stichprobenartig unter die Lupe genommen.

Vor der Prüfung sorgte vor allem ein SZ-Bericht über einige Mitarbeiter des deutschen Auslandssenders für Empörung. Darin wurde unter anderem von einem Beirut-Korrespondenten der Deutschen Welle berichtet, der auf dem Kurznachrichtendienst Twitter Sätze schrieb wie:

"Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur."

Ein anderer Mitarbeiter habe laut SZ den Holocaust als "künstliches Produkt" bezeichnet. In einem später gelöschten Post auf seinem Facebook-Profil soll er geschrieben haben, dass die Juden "die Gehirne der Menschen durch Kunst, Medien und Musik" kontrollieren würden. Seiner Ansicht nach werde der Kulturbereich von jüdischen Netzwerken beherrscht.

Eine Mitarbeiterin soll vor ihrem Arbeitsbeginn bei DW unter anderem geschrieben haben, dass sie "in den Reihen des Islamischen Staates sein werde", wenn dieser "die Israelis aus dem Heiligen Land rausschmeißen werde." Nach SZ-Angaben soll die Journalistin Israel auch in Verbindung gebracht haben mit "Krebs, der herausgeschnitten werden soll." Wenige Monate später habe sie dennoch ein Praktikum und später eine Festanstellung bei dem deutschen Auslandssender bekommen.

Das Unternehmen kündigte nun an, Mitarbeitern und Geschäftspartnern "ausführliche Leitlinien" zur Definition von Antisemitismus zur Verfügung zu stellen. Auch wolle man "zusätzliche Mitarbeiter" für das Israel-Korrespondenzbüro einstellen. Die Deutsche Welle hat rund 1.500 feste und ebenso viele freie Mitarbeiter. Der deutsche Auslandssender wird jährlich mit fast 400 Millionen Euro Steuergeldern finanziert.

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