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"Respektloses Verhalten" – Mike Pompeo besucht Türkei, aber nicht seinen Amtskollegen Çavuşoğlu

US-Außenminister Mike Pompeo landete am Montagabend mit einem Privatjet in Istanbul. Ziel seines Besuchs ist ein Treffen mit dem ökumenischen Patriarchen der griechisch-orthodoxen Kirche in Konstantinopel, Bartholomäus I. Seinen Amtskollegen Çavuşoğlu will er nicht treffen.
"Respektloses Verhalten" – Mike Pompeo besucht Türkei, aber nicht seinen Amtskollegen ÇavuşoğluQuelle: www.globallookpress.com © Riccardo Antimiani

US-Außenminister Mike Pompeo flog am Montagabend nach seinem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron von Frankreich nach Istanbul, um sich mit dem Patriarchen der griechisch-orthodoxen Kirche zu treffen.

Pompeo werde weder den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan noch sonst einen anderen Vertreter der türkischen Regierung treffen, hieß es schon im Vorfeld des Besuchs.

Dies wurde von den türkischen Offiziellen als Beleidigung aufgenommen.

Innerhalb von zehn Tagen soll Pompeo sieben Länder besuchen und sich dabei auf Themen der Religionsfreiheit konzentrieren, hieß es am Freitag gegenüber Journalisten. Eine Weiterreise in die türkische Hauptstadt Ankara sei aus diesem Grund nicht geplant.

Der türkische Außenminister Mevlüt  Çavuşoğlu bezeichnete das geplante Treffen als "höchst unangemessene" Einmischung und verteidigte das hohe Maß an Religionsfreiheit, die die Türkei auszeichne.

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Die Türkei und die USA hatten in den letzten Jahren oft gegenläufige Ziele, trotz der freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und dem türkischen Präsidenten Erdoğan. Nach den US-Präsidentschaftswahlen am 3. November gratulierte Erdoğan nach einer kurzen Phase des Zögerns schließlich doch dem offenbaren Wahlsieger Joe Biden. Zuvor hieß es, man wolle die offizielle Verkündung der endgültigen Wahlergebnisse abwarten. 

Ein türkischer Offizieller, der unerkannt bleiben will, sagte dem Nachrichtenportal Bloomberg, dass der US-Außenminister eine Einladung seines Amtskollegen Çavuçoğlu nach Ankara abgelehnt habe. Pompeo bat Çavuçoğlu, doch nach Istanbul zu kommen, wenn er ihn treffen möchte.

Çavuçoğlu habe dies abgelehnt, so die Quelle, die auf Anonymität Wert legt, und erzählte noch von einer Bemerkung Çavuçoğlus, dass Pompeo Ankara "die kalte Schulter zeige".

Das Büro des türkischen Außenministers verweigerte jeden Kommentar.

Die sieben Länder, die auf Pompeos Liste stehen, sind Frankreich, die Türkei, Georgien, Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate, Qatar und Saudi-Arabien. Die meisten Staatenlenker in diesen Ländern haben Joe Biden bereits zum Wahlsieg gratuliert. US-Präsident Donald Trump und sein Außenminister Pompeo weisen bis heute eine Anerkennung Joe Bidens als den nächsten Präsidenten der USA zurück.

Pompeo beabsichtigt die Staatsoberen all dieser Länder zu treffen. Zudem plant Pompeo ein bisher noch nie dagewesenes Ereignis: In Israel, wo er zwei Nächte verbringen wird, will er die Golan-Höhen und die israelischen Siedlungen auf der West Bank besuchen. Hohe Staatsgäste aus anderen Ländern halten sich in dieser Hinsicht gewöhnlich aus Rücksicht auf die palästinensische Seite immer zurück.

"Aggressive Aktionen" der Türkei

Kurz vor seiner Abreise aus Frankreich, wo er mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesprochen hatte, erklärte Pompeo, die USA und Europa müssten zusammenarbeiten, um sich mit den "aggressiven Aktionen" der Türkei während der letzten Monate zu befassen.

Diese Worte lösten eine heftige Kritik der türkischen Regierung aus, zumal Pompeo ja auch seinen türkischen Amtskollegen nicht sprechen will.

Der französische Präsident Emmanuel Macron und ich sind darin übereingekommen, dass die neuerlichen Aktionen der Türkei sehr aggressiv gewesen sind," sagte Pompeo in einem Interview mit Le Figaro am Montag.

Pompeo bezog sich darin auf die Unterstützung der Türkei für Aserbaidschan in dem Konflikt um die Region Bergkarabach, der am 27. September erneut ausgebrochen und eskaliert war. Außerdem erwähnte Pompeo auch die Intervention der Türkei in Libyen und den Streit mit Griechenland und Zypern um die Erdgasressourcen im östlichen Mittelmeer.

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Europa und die USA müssen zusammenarbeiten, um Erdoğan davon zu überzeugen, dass solche Aktionen nicht im Interesse seines Volkes sind," so Pompeo.

Er fügte hinzu, dass auch der verstärkte Gebrauch der militärischen Kapazitäten des NATO-Mitglieds Türkei ein Anliegen gewesen sei.

Die Türkei ist das einzige unter den sieben Ländern, wo Pompeo keine offiziellen Treffen halten will. Die türkische Regierung bewertete diesen Unterschied als ein "respektloses Verhalten".

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