International

UN-Flüchtlingshilfswerk: Mehr Flüchtlinge denn je, auch künftig mehr Flucht in Richtung Europa

Die Flüchtlingszahlen steigen weltweit unvermindert an. Die UNO warnt davor, dass die pandemiebedingte Armut weitere Menschen zur Migration veranlassen könnte. Zugleich hat die Corona-Krise aber auch internationale Solidarität deutlich gemacht.
UN-Flüchtlingshilfswerk: Mehr Flüchtlinge denn je, auch künftig mehr Flucht in Richtung EuropaQuelle: Reuters © LUISA GONZALEZ

Am 20. Juni wird der Weltflüchtlingstag begangen. Im Zusammenhang mit diesem Datum hat das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Donnerstag in einem Bericht mitgeteilt, dass die Flüchtlingszahl im Jahr 2019 einen neuen Rekord in der fast 70-jährigen Geschichte der Organisation darstellt. Die Flüchtlingszahl habe sich von rund 40 Millionen Menschen im Jahr 2010 bis ins Jahr 2019 fast verdoppelt, so der Bericht.

Demnach war Ende des vergangenen Jahres rund ein Prozent der Weltbevölkerung wegen Kriegen, Gewalt, Konflikten oder Angst vor Verfolgung aus ihrer Heimat auf der Flucht; weltweit insgesamt 79,5 Millionen Menschen. Das entspricht in etwa der Bevölkerung Deutschlands mit 83,2 Millionen Einwohnern.

Das UNHCR zählte erstmals Venezolaner, die vor der Krise im eigenen Land geflohen waren, in einer eigenen Kategorie. Die 3,6 Millionen Venezolaner, die seit dem Jahr 2015 überwiegend in Nachbarländer flüchteten, beantragten zwar größtenteils keinen Flüchtlingsstatus, sie bräuchten aber nach UNHCR-Angaben trotzdem Schutz und dürften zum Beispiel nicht abgeschoben werden.

Aber auch ohne die Flüchtlinge aus Venezuela waren mehr Menschen auf der Flucht als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Flüchtlinge außerhalb des eigenen Landes blieb mit 26 Millionen zwar praktisch konstant, die Zahl der im eigenen Land Vertriebenen stieg jedoch von 41,3 Millionen Ende 2018 auf 45,7 Millionen. Auch die Zahl der Asylsuchenden stieg, von 3,5 auf 4,2 Millionen.

Dreiviertel der Flüchtlinge lebten Ende 2019 in der Nähe ihrer Heimat. In Europa fanden insgesamt weniger als zehn Prozent aller Flüchtlinge Zuflucht. Mit 1,1 Millionen Flüchtlingen war Deutschland nach der Türkei, Kolumbien, Pakistan und Uganda das fünftwichtigste Aufnahmeland. Hinzu kamen in Deutschland nach der UNHCR-Statistik gut 309.000 Asylsuchende, über deren Status noch nicht entschieden war.

UNHCR-Chef Filippo Grandi zufolge dürfte die Corona-Krise und die damit verbundene Armut die Flucht in Richtung Europa verstärken. Einer der wichtigsten Treiber könnte der Arbeitsplatzverluste durch die COVID-19-Krise werden:

Ich habe keinen Zweifel, dass die wachsende Armut und der Mangel an Lösungen sowie die Fortsetzung von Konflikten zu mehr Bevölkerungsbewegungen führen wird, in den Regionen und darüber hinaus, nach Europa etwa.

Während in den 1990er-Jahren im Durchschnitt jedes Jahr 1,5 Millionen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehrten, waren es in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt weniger als 400.000 pro Jahr. Filippo Grandi erklärte diese Statistik unter anderem damit, dass der Weltsicherheitsrat nicht in der Lage sei, Konflikte zu lösen und Bedingungen zu schaffen, damit Flüchtlinge heimkehren könnten:   

Das ist ein Anzeichen für die Hartnäckigkeit von Konflikten, für neue Konflikte, und die Lähmung der internationalen Gemeinschaft.

Das UNHCR könne sich demnach nur um die humanitären Folgen von Konflikten kümmern und bei der Rückkehr von Flüchtlingen helfen, wenn die Bedingungen dafür geschaffen seien.

Gleichzeitig sagte der UNHCR-Chef, die Corona-Krise habe aber auch internationale Solidarität gezeigt. Aufnahmeländer hätten Flüchtlinge größtenteils in ihre Gesundheitsversorgung einbezogen. Auch Spendenaufrufe seien erfolgreich gewesen: Das UNHCR habe von Unternehmen und Einzelpersonen in diesem Jahr bereits 15 Prozent mehr Geld und Sachspenden erhalten als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. (rt/dpa)

Mehr zum ThemaDeutschland: Flüchtlingsausgaben mit 23,1 Milliarden Euro weiter auf Rekordniveau

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.