Deutschland

Nicht nur Toilettenpapier: Was hamstern die Deutschen in der Corona-Krise?

COVID-19 ist nicht nur eine gesundheitliche Gefahr. Hamsterkäufe und leere Supermarktregale folgen dem tückischen Virus auf dem Fuße. Klopapier ist demzufolge nur eines der Kassenschlager, die aufgrund des gefühlten Notstands heiß begehrt sind.
Nicht nur Toilettenpapier: Was hamstern die Deutschen in der Corona-Krise?Quelle: Reuters © Leon Kuegeler

Die Nachfrage regelt das Angebot, lautet eines der Dogmen, so auch im Einzelhandel. Das war vor Corona. Zum Teil bizarre Szenen sollen sich seit dem Ausbruch von COVID-19 und einem drohenden Gefühl des Versorgungsnotstands in den Gängen bundesdeutscher Supermärkte zugetragen haben.

So berichtete die Kreispolizeibehörde Oberbergischer Kreis am Mittwoch von einem skurrilen Vorfall. Demnach wollte eine 54-jährige Frau in einem Verbrauchermarkt mehrere Pakete Toilettenpapier kaufen. 

Als sie darauf hingewiesen wurde, nur ein Paket zu kaufen und die übrigen zur Seite zu legen, setzte sich die Frau auf das Kassenband und behinderte so den weiteren Verkauf an andere Kunden", heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung.

Als die Frau sich jedoch weigerte, vom Kassenband zu steigen, legten ihr die Beamten letztendlich Handfesseln an, um sie aus dem Geschäft und zur Polizeiwache zu transportieren.

Soll ich oder soll ich nicht hamstern? Diese Frage spukt Otto Normalverbrauchern seit Corona durch den Kopf. Wer stand in den letzten Wochen nicht selbst schon einmal vor beunruhigend leeren Supermarktregalen?

Das Statistische Bundesamt folgte der Kundenspur anhand einer Sonderauswertung experimenteller Daten für ausgewählte Produkte. Zutage förderte man Fakten und Zahlen zu Kaufartikeln, auf die es die Bürger aktuell vor allem abgesehen haben, um die schweren Zeiten zu überstehen.

Der Ansturm auf die entsprechenden Produkte begann demzufolge in der letzten Februarwoche. So gingen Teigwaren (+109 Prozent), Seife (+122 Prozent) oder Mehl (+150 Prozent) besser weg als die berühmten warmen Semmeln, genauer gesagt lagen die Absatzzahlen "mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der sechs Monate zuvor".  

Die Nachfrage nach Teigwaren ging daraufhin bis zur 12. Kalenderwoche langsam runter, was auch auf ein kurzfristig fehlendes Angebot in diesem Warensegment zurückzuführen sein dürfte", heißt es weiter.

Dann drehte sich der Wind etwas, und in der ersten Märzwoche griff der verunsicherte Kunde vor allem zu Desinfektionsmitteln (+751 Prozent). Deren Absatz stieg demnach gleich um "mehr als das Achtfache im Vergleich zum Durchschnitt des vorherigen Halbjahres an".

Einmal vergriffen, brachen mit der Nachfrage auch die Verkäufe entsprechender Reinigungsmittel massiv ein. In Folge lag deren Absatz "in der Kalenderwoche 12 nur noch bei der Hälfte des sonst üblichen Absatzes".

In der Woche vom 16. bis 22. März stiegen dann die Verkaufszahlen für ausgewählte Produkte wieder "auf ein extrem hohes Niveau". Mit Desinfektionsmitteln reichlich eingedeckt, griff der Bundesbürger nun besonders gerne zur guten alten Seife. Mit einem Plus von 337 Prozent erreichte das Kaufinteresse einen wohl bislang ungekannten Topwert und lag damit "in der 12. Kalenderwoche mehr als viermal so hoch wie in den sechs Monaten zuvor".

Damit konnte selbst das während der Corona-Krise zu neuer Beliebtheit gelangte Klopapier, laut experimentellen Daten des Statistischen Bundesamts, nicht ganz mithalten. Dessen Verkauf schnellte demzufolge um 211 Prozent in die Höhe und lag damit dreimal so hoch wie im Vorhalbjahr.

Der Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Christian Böttcher, legte für das Hygieneprodukt beeindruckende Zahlen vor. So habe der entsprechende Absatz zwischen Februar und März um ganze 700 Prozent zugelegt.

Das Toilettenpapier nehme beim Kaufverhalten der Deutschen demnach eine Sonderstellung ein. Wegen der Angst, man dürfe irgendwann nicht mehr das Haus verlassen, werde gebunkert. Es entstehe eine paradoxe Situation.

Einige wissen nicht, wohin damit. Andere haben zu wenig", so Böttcher.

Derweil ergab der am Mittwoch veröffentlichte "Corona Consumer Check", dass aufgrund der Corona-Krise rund jeder dritte deutsche Verbraucher in der vergangenen Woche vor allem seine Lebensmittelvorräte aufstockte. Bei Hygieneartikeln habe demzufolge nur jeder Sechste häufiger zugegriffen als sonst. Für den "Corona Consumer Check" befragte das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen.

In Bezug auf Nahrungsmittel zeigte man sich zuletzt wieder vorsichtig optimistisch:

Wir stellen fest, dass sich die Regale wieder mehr und mehr füllen", sagte der Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Christian Böttcher, am Dienstag.

Das gelte auch für die in den vergangenen Wochen stark nachgefragten Produkte wie Nudeln oder Reis.

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