Deutschland

PR statt Politik: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Dorfkinder

Mit einer neuen PR-Kampagne will Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Wahrnehmung des ländlichen Lebens ändern. Doch der Schuss geht nach hinten los: Klöckner und dem Ministerium wird vorgeworfen, Klischees zu verbreiten – und an den Problemen nichts zu ändern.
PR statt Politik: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Dorfkinder© Screenshot: Twitter / Julia Klöckner

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihr Ministerium haben vor einigen Tagen eine neue Kampagne für die ländlichen Regionen ins Leben gerufen. Auf der Seite des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wird die Kampagne so vorgestellt:

#Dorfkinder lenkt den Blick auf die Menschen, die Tag für Tag daran mitwirken, die Dörfer und Landgemeinden voranzubringen – mit Engagement, Ideen, Leidenschaft. #Dorfkinder stoßen zugleich eine Debatte über das Leben auf dem Land an. Und einen Austausch über Ideen, neue Entwicklungsansätze und echte Perspektiven für das Land.

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Bei der Bundespressekonferenz ergänzte die Sprecherin des Ministeriums am Montag, Ziel der Kampagne sei es, "die ländlichen Regionen positiv darzustellen". Es gehe um das "Mindset" der Menschen bei der Darstellung des Lebens auf dem Land.

Ganz in Übereinstimmung mit diesem Ansatz veröffentlichte Klöckner am Sonntag unter dem genannten Hashtag einen Tweet, in dem in vier gefühlige Kampagnenfotos das Leben auf dem Land in freundlichen Farben dargestellt wurde. Zu sehen sind Kinder beim Experimentieren, beim Fußball, Jugendliche bei der Feuerwehr und die Gründer eines Dorfladens.

Die Kommentare unter diesem Tweet waren überwiegend vernichtend. Sie zielten nicht auf die Darstellung des Landlebens, sondern auf die tatsächlichen Umstände des Lebens auf dem Land, die eben nicht einfach oder günstig seien. Verwiesen wurde auf mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten, immer schlechteren Nahverkehr, schlechte Netzabdeckung und die Folgen der Agrarpolitik der Regierung. Auch Hinweise auf Alkoholismus sowie die auf dem Land angeblich verbreitete Intoleranz und Rechtsextremismus fehlten nicht, blieben aber nicht unwidersprochen.

Ein Nutzer schrieb, dass die von der Ministerin geposteten Fotos nicht die Realität abbildeten, sondern wie bei PR-Kampagnen üblich aus Fotodatenbanken stammten und teilweise niederländische Kinder oder, im Fall des Dorfladens, eine Kulisse zeigten.

Manche Kommentatoren fanden, dass die Kampagne ungewollt die Verachtung für die Landbevölkerung deutlich machten, andere hielten dagegen, dass es nur darum gehe, durch die Unterscheidung von Stadt und Land die Gesellschaft einmal mehr zu spalten.

Der Journalist Mario Sixtus bemängelte, dass auf den Kampagnenfotos ausschließlich weiße Kinder zu sehen seien. Andere Kritiker aus dieser Richtung bemängelten neben der angeblich fehlenden "Diversität" auch Sexismus, wurden daraufhin aber zum Teil selbst verspottet.

Klöckner versuchte am Montag, die Debatte einzufangen und zu einem Erfolg umzudeuten. Sie schrieb wiederum auf Twitter:

Unsere #Dorfkinder-Kampagne hat heute viel Aufmerksamkeit bekommen. Das ist gut so, weil es mir ein großes Anliegen ist, dass das Leben auf dem Land attraktiver wird. Ich hoffe, die Debatte von heute ist ein Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen.

Tatsächlich weist die Ministerin mit dieser Aussage auf das eigentliche Problem hin: Ihre Kampagne zielt auf eine geänderte Wahrnehmung des ländlichen Raumes, beruht aber selbst auf Klischees statt auf einer Darstellung der realen Verhältnisse und Probleme. Die Aussage, dass die Debatte ein "Anstoß" zur Lösung der realen Probleme sein soll, lässt sich auch so interpretieren, dass Klöckner sich bei der Problemlösung gar nicht selbst in der Pflicht sieht.

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