Deutschland

Falsch gezählt: Berlin doch nicht europäische Mord-Hauptstadt

Bei bestimmten Statistiken ticken Journalisten gerne mal aus. Vor allem, wenn es um Mord und Totschlag geht. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schaffte es ungeprüft in mehrere Medien – trotz eines hanebüchenen Fehlers.
Falsch gezählt: Berlin doch nicht europäische Mord-HauptstadtQuelle: Reuters © Hannibal Hanschke

"Metropole der Morde", "Die Mörder sind unter uns" oder auch "Nirgendwo wird mehr getötet" lauteten einige der Schlagzeilen, als das DIW eine aufsehenerregende Studie zu Berlin veröffentlichte. Denn laut den präsentierten Zahlen kommt Berlin auf 4,4 vorsätzlich getötete Menschen pro 100.000 Einwohner – und wäre damit tatsächlich die Hölle auf Erden im Vergleich zu anderen Metropolen in Europa. London, Athen und Amsterdam kommen laut der Studie auf Werte unter 2,0. Die Sache ist nur: Zumindest die Zahlen für Berlin gehören ins Fabelreich und nicht in die Nachrichten.

Das DIW beruft sich in seiner Studie auf Statistiken der OECD. Doch die zählt für Deutschland auch versuchte Tötungen sowie andere Delikte. Darunter zum Beispiel auch Arbeitsunfälle und sogar "Werbung für Schwangerschaftsabbrüche". Bereinigt man die Statistik dahingehend, kommt auch Berlin ungefähr auf eine Quote um die 1,0. Doch das Kind war medientechnisch schon in den Brunnen gefallen, und die AfD erklärte Berlin kurzerhand zu einem "Failed State".

Der Facebook-Beitrag ist übrigens immer noch online. Erst als der freie Journalist Tobias Wilke auf seinem Twitter-Account "watchdog" auf die Ungereimtheiten hinwies, kam Bewegung in die Sache. Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Focus, die über die Studie berichtet hatten, mussten ihre Beiträge korrigieren.

Das DIW wies laut Übermedien offenbar lediglich darauf hin, dass alle Zahlen aus derselben Quelle bei der OECD stammten, um Vergleichbarkeit herzustellen. Dabei hätte man lediglich gegenprüfen müssen, was die offiziellen Zahlen für Berlin aussagen. Laut der Kriminalstatistik für das Jahr 2018 ist die Zahl der offiziell registrierten Verbrechen zum dritten Mal in Folge rückläufig. Das betrifft vor allem Einbrüche, Taschendiebstähle und Autodiebstähle.

Gestiegen ist dafür die Zahl der Angriffe auf Polizisten, ebenso die Internetkriminalität. Im Bereich des Rauschgifts nahmen die Kokaindelikte zu. Auf einem hohen Niveau hielten sich sogenannte Rohheitsdelikte wie Körperverletzung, Raub und Bedrohung. Die Zahl der Tötungsdelikte stieg zwar von 91 auf 94. Aber im Vergleich zu Zahlen aus vorangegangenen Jahren sind diese eher niedrig – und auf jeden Fall weit weg von den Zahlen der DIW-Studie. Schon bei dieser extremen Grafik der OECD hätte man stutzig werden können:

Doch offenbar ist die Lust auf Katastrophen manchmal mächtiger als der gesunde Menschenverstand. Bleibt nur zu hoffen, dass das DIW zumindest bei seinen Wirtschaftsprognosen richtig zählt.

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