Deutschland

"Nazischweine raus aus der Uni!": Studenten verhindern Vorlesung von Bernd Lucke an Uni Hamburg

Nach dem Ende als EU-Parlamentarier und seiner politischen Karriere arbeitet Bernd Lucke wieder als Wirtschaftsprofessor an der Uni Hamburg. Nicht allen dort gefällt das; am Mittwoch verhinderten lautstark protestierende und pöbelnde Studenten seine erste Vorlesung.
"Nazischweine raus aus der Uni!": Studenten verhindern Vorlesung von Bernd Lucke an Uni HamburgQuelle: www.globallookpress.com

Die erste Vorlesung Bernd Luckes seit seiner Rückkehr an die Universität Hamburg wurde am Mittwoch von mehreren hundert Störern verhindert. "Hau ab", riefen ihm diese im Hörsaal immer wieder zu. Und: "Nazischweine raus aus der Uni!"

Die Protestierenden bewarfen ihn mit Papierkugeln, Lucke wurde angerempelt, eine junge Frau versuchte mehrmals, seinen Laptop zuzuklappen. Die angekündigte Vorlesung mit dem Titel "Makroökonomik II" konnte unter diesen Umständen letztlich nicht stattfinden. Ein Team des ZDF war vor Ort und filmte die Vorgänge.

Der AfD-Mitbegründer und frühere Vorsitzende dieser Partei verließ nach zwei Stunden durch einen Seiteneingang und unter Begleitung der Polizei das Gebäude. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hatte zu Protesten vor dem Hauptgebäude aufgerufen und bezeichnete Lucke als "Tolerant für rechtsaußen". Von den Störern im Hörsaal distanzierte sich der AStA allerdings. Man sei "an inhaltlicher und sachlicher Kritik interessiert", ein Gespräch mit Lucke sei dafür bereits angesetzt.

Lucke wehrte sich gegen die Kritik. In einer E-Mail erklärte er, als AfD-Vorsitzender "stets unverzüglich und entschieden" gehandelt zu haben, wenn bei Parteimitgliedern der "Verdacht neurechten oder rechtsradikalen Gedankenguts" bestanden habe. Die Störung seiner Vorlesung bezeichnete er als beschämend.

Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Die Grünen) und Universitätspräsident Dieter Lenzen veröffentlichten ein gemeinsames Statement, dem die mangelnde Begeisterung über die Rückkehr Luckes deutlich anzumerken ist:

Prof. Dr. Bernd Lucke, ehemaliges Mitglied des Europaparlaments und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, ist – nachdem er nicht wiedergewählt wurde – pflichtgemäß an die Universität Hamburg zurückgekehrt. Als Beamter der Freien und Hansestadt Hamburg hat er die Pflicht, seine Amtsaufgaben durchzuführen. 

Nach einer kurzen Beschreibung der jüngsten Ereignisse und einem Bekenntnis zur Freiheit der Wissenschaft folgt in dieser gemeinsamen Erklärung der bemerkenswert ambivalente Satz:

Unabhängig davon ist festzustellen, dass Universitäten als Orte der Wissenschaft die diskursive Auseinandersetzung auch über kontroverse gesellschaftliche Sachverhalte und Positionen führen und aushalten müssen – insbesondere vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte.

Über die Haltung der Universität und vor allem die Verwendung des Begriffs "diskursive Auseinandersetzung" im Zusammenhang mit der Störung seiner Vorlesung im Sinne einer Verhinderung jeglichen Diskurses zeigte sich Lucke im Gespräch mit dem Morning Briefing des Journalisten Gabor Steingart verärgert:

Was die Universität da mitgeteilt hat, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Dieser Mob, muss man wirklich sagen, hat jeden niedergeschrieen, der etwas sagen wollte. Mich befremdet ehrlich gesagt, dass in dieser Erklärung nicht mit einem einzigen Wort das Verhalten der Störer verurteilt wird.

Lucke erklärte, dennoch Rückhalt von "seinen" Studenten zu erfahren. Diese hätten sich im Hörsaal um ihn versammelt und die "Autonomen" daran gehindert, bis zu ihm vorzudringen. Einschüchtern lasse er sich nicht:

Nächste Woche Mittwoch werde ich wieder im Hörsaal stehen.

Bernd Lucke war 2013 maßgeblich an der Gründung der AfD beteiligt und einer ihrer ersten Vorsitzenden. Damals war das zentrale Thema der Partei noch die Kritik am Euro. 2014 wurde er in das EU-Parlament gewählt und ließ sich daher von der Universität beurlauben. 2015 wurde er von Frauke Petry an der Spitze der AfD abgelöst und verließ die Partei daraufhin. Mit der von ihm später gegründeten "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (später umbenannt in "Liberal-Konservative Reformer") blieb Lucke jedoch weitgehend erfolglos.

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