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Deutsche Zeitschriftenverleger ehren Merkel – Jordanische Königin überreicht Preis

Jordanien steht auf der Liste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 132 – trotzdem soll die jordanische Königin Rania die Laudatio auf die Preisträgerin Angela Merkel halten. Diese Entscheidung finden nicht alle preiswürdig.
Deutsche Zeitschriftenverleger ehren Merkel – Jordanische Königin überreicht PreisQuelle: Reuters © Reuters

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) ehrt Kanzlerin Angela Merkel mit einem Preis für Führungsqualitäten. Die Goldene Ehren-Victoria für politisches Leadership soll die CDU-Politikerin am 5. November in Berlin erhalten. Überreicht wird die Trophäe durch Königin Rania von Jordanien, wie der VDZ am Montag mitteilte.

"Preisträgerin und Laudatorin machen die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und gegenseitiger Wertschätzung in diesen herausfordernden Zeiten besonders deutlich", erläuterte VDZ-Präsident Rudolf Thiemann. "In der Zusage, auf die Bundeskanzlerin zu sprechen, kommt auch die internationale Anerkennung ihrer Leistungen für eine pluralistische Gesellschaft, geprägt von Meinungsfreiheit und freier Presse, zum Ausdruck."

Die Wahl der jordanischen Königin und die Äußerungen des VDZ sorgen jedoch für Kritik. Auf der aktuellen Liste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt Jordanien Platz 132 (von 180). Auch bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kommt Jordanien nicht gerade gut weg. Unter anderem auch, weil sich das Land der Militärallianz Saudi-Arabiens im Krieg in Jemen anschloss. Die Vereinten Nationen werfen Saudi-Arabien Kriegsverbrechen im Jemen vor.

Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes, erklärte gegenüber dem Online-Portal MEEDIA:

Es mag ja sein, dass die Königin für Bildung und Menschenrechte eintritt, wie der VDZ in seiner Pressemitteilung hervorhebt. Das ändert aber nichts daran, dass Jordanien im RoG-Ranking auf einem der hinteren Plätze steht. Ich hoffe, dass der VDZ diesen Widerspruch erklären kann."

Der VDZ verteidigte seine Entscheidung. In einer Pressemitteilung erklärte der Verband, Jordanien sei in "herausfordernden Zeiten ein wichtiger Anker der Stabilität im Nahen und Mittleren Osten". Gemeinsames Engagement "im Rahmen der Flüchtlingskrise, im Kampf gegen Extremismus, in Bildungs- und Integrationsprojekten, verbindet Jordanien mit Deutschland schon sehr lange". Zudem setze sich die Königin persönlich "für zahlreiche gesellschaftliche und soziale Projekte ein und mit ihrer klaren Position gegenüber dem IS setzt sie politisch wichtige Signale".

Die Rolle Jordaniens als "Anker der Stabilität im Nahen und Mittleren Osten" könnte durch die neuesten Entwicklungen im Verhältnis zu Israel jedoch bald getrübt werden. Jordaniens König Abdullah will einen Pachtvertrag mit Israel nach 25 Jahren nicht verlängern und damit Teile des Grenzgebietes zwischen beiden Staaten wieder nach Jordanien holen. Jordanien wolle so wieder die gesamte Souveränität über die Gebiete Al-Bakura und Al-Ghamr (hebräisch: Naharajim und Zofar) erlangen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Petra den jordanischen König am Sonntag. Die beiden Orte seien immer von hoher Wichtigkeit für Jordanien gewesen.

Im Rahmen des Friedensvertrages von 1994 hatte Jordanien die Grenzgebiete für 25 Jahre an Israel verpachtet. Jordanien war das zweite arabische Land nach Ägypten, das ein Friedensabkommen mit Israel abgeschlossen hatte. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, Jordanien habe Israel über den Schritt informiert. "Wir werden Verhandlungen (mit Jordanien) aufnehmen über die Möglichkeit, die bestehende Regelung zu verlängern." Netanjahu betonte die Wichtigkeit des Friedensvertrags mit Jordanien.

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Seit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages zwischen Israel und Jordanien im Jahr 1994 ist es an der Grenze zwischen den beiden Staaten überwiegend friedlich. Im März 1997 wurden jedoch sieben israelische Schülerinnen getötet, als ein geistig verwirrter jordanischer Soldat in der jordanisch kontrollierten Enklave Naharajim im Jordan-Tal das Feuer auf eine Reisegruppe eröffnete.

In Jordanien war zuletzt der Druck auf die Regierung gestiegen, eine härtere Linie gegenüber dem Nachbarn Israel zu verfolgen. Hintergrund sind der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern und der gewaltsame Tod zweier Jordanier durch einen israelischen Wächter an der Botschaft in Jordanien.

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(Dieser Beitrag wurde unter Verwendung von dpa-Material erstellt)

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