Deutschland

Die Grünen – Volkspartei der Zukunft?

Die Grünen erleben mit ihrer neuen Führung einen Höhenflug in den Umfragen. Sie möchten wieder regieren, auch ein Großteil der Medien würde die Grünen gern in der Regierung sehen. Ob und wie lange das grüne Hoch anhält, muss sich aber erst noch zeigen.
Die Grünen – Volkspartei der Zukunft?Quelle: www.globallookpress.com

Die Grünen stehen in den jüngsten Umfragen bundesweit bei 15 Prozent. In Bayern sind sie demnach mit 17 Prozent sogar zweitstärkste Kraft. Manche Medien sehen die Grünen sogar auf dem Weg zur neuen Volkspartei – als Nachfolgerin der SPD.

Tatsächlich steht die Partei auf den ersten Blick vergleichsweise gut da, vor allem mit Blick auf die gerupfte Konkurrenz. Die Union rutscht in Umfragen unter die 30-Prozent-Marke und kämpft noch immer mit der in der Flüchtlingskrise zutage getretenen Spaltung. Die SPD liegt mittlerweile dauerhaft unter 20 Prozent und ringt mit der AfD um Platz zwei in den Umfragen. Die Linke stagniert mit Werten um die zehn Prozent und kann nicht von der Unzufriedenheit im Land profitieren. Ähnlich geht es der FDP, deren Chef Christian Lindner neuerdings zurückhaltender auftritt.

Neben den Grünen lässt sich die AfD als einzige Profiteurin der gegenwärtigen Lage bezeichnen. Sie liegt in Umfragen nicht weit unter 20 Prozent und ist in den Medien mit ihren Themen präsent. Damit verzeichnen genau die beiden Parteien einen Höhenflug, die in der Migrationsfrage klare Positionen vertreten: die Grünen klar pro, die AfD kontra.

Anders als in früheren Jahren treten die Grünen unter ihrer neuen aus Robert Habeck und Annalena Baerbock bestehenden Doppelspitze sehr geschlossen auf. Frühere Streitthemen scheinen wenigstens für den Moment ausgeräumt.

Dabei präsentiert sich die Partei als ökologisch-sozialliberal. Mit diesem Ansatz scheint es in der Tat möglich, im Restwählerreservoir der SPD zu wildern, das mittlerweile vor allem aus der liberal-kosmopolitischen städtischen Mittelschicht besteht. Forsa-Chef Manfred Güllner glaubt bereits, dass sich die Größenverhältnisse zwischen Grünen und SPD bald umkehren könnten. Auch Grünen-Chef Habeck sieht seine Partei als künftige Volkspartei.

Die Grünen geben sich unter Habeck und Baerbock ausgesprochen pragmatisch. Habeck stellt neuerdings die grüne Ablehnung der Gentechnik in Frage, bei der Sommertour der Vorsitzenden war auch von Heimat und Patriotismus die Rede. Vom Veggieday ist keine Rede mehr, die Partei will nicht als besserwisserisch und bevormundend wahrgenommen werden.

Man ahnt, dass die Grünen weite Wege gehen würden, um endlich wieder regieren zu können. Auch intern zeigt sich die Partei neuerdings flexibel: Für Robert Habeck wurde die alte Trennung von Regierungs- und Parteiamt aufgeweicht. Er durfte als Parteivorsitzender ein halbes Jahr länger Minister in Kiel bleiben, um seine Pensionsansprüche aufzubessern.

Bei den Medien sind die Grünen schon seit längerem sehr beliebt. Besonders die Journalisten der Öffentlich-Rechtlichen berichten mit deutlich mehr Zuneigung über die Grünen als über andere Parteien. Der Bericht der Tagesthemen über die Sommertour der Parteivorsitzenden spricht da Bände.

Aber auch die Welt am Sonntag bietet der grünen Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt Gelegenheit, sich mit FDP-Chef Christian Lindner die Bälle zuzuspielen und sich, diesmal wirklich, für eine Jamaika-Koalition warmzumachen. Die FAZsieht die Grünen "im Aufbruch". Der Spiegelhuldigt Robert Habeck in einem Porträt als "Popstar", zeichnet aber sonst interessanterweise ein eher ambivalentes Bild seiner Person.

Ob der Erfolg der Grünen von Dauer ist, muss sich erst noch zeigen. Die Partei lag in der Vergangenheit schon mehrmals in der Nähe von 15 Prozent, um dann wie 2017 mit einstelligen Ergebnissen wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Immerhin, für die Landtagswahl in Bayern im Oktober kann man den Grünen wohl ein gutes Ergebnis vorhersagen.

In der Rechnung gibt dennoch viele Variablen: Es ist unklar, wie lange die Grünen ihren pädagogischen Impetus unterdrücken können, der ihnen in der Vergangenheit schon oft Sympathie und Stimmen gekostet hat. Es ist unsicher, wie lange Migration für die Partei ein Gewinnerthema bleiben wird. Es ist unwahrscheinlich, dass Habeck das Image des coolen, netten Außenseiters und Nichtpolitikers auf Dauer aufrechterhalten kann.

Ob der Niedergang der SPD von Dauer sein oder sich wenigstens auf dem gegenwärtigen Stand stabilisieren wird, ist immerhin fraglich. Offen ist auch, welchen Einfluss die in Gründung befindliche linke Sammlungsbewegung "Aufstehen" auf die Grünen haben wird. Die Dinge sind im Fluss wie selten zuvor. Wahrscheinlicher als eine Zukunft der Grünen als Volkspartei ist wohl, dass es Volksparteien im herkömmlichen Sinn nicht mehr lange geben wird.

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