BER-Pressechef gibt ehrliches Interview zur Flughafen-Ruine - und wird gefeuert

Zur PR-Arbeit gehört ein feines Gespür für gesellschaftliche Stimmungen und die Fähigkeit auch eigene Fehler einzugestehen. Dass dies nicht unbedingt die Kernkompetenzen der BER-Verantwortlichen sind, haben diese bereits mehrfach unter Beweis gestellt.
Im vergangenen November engagierten die Herren über Deutschlands bekannteste Bauruine daher Daniel Abbou. Der smarte 45-Jährige begleitet seitdem die eher undankbare Rolle des Pressechefs für den Skandalflughafen. Abbou ist es, der erklären muss, warum sich diese und jene Frist mal wieder verzögert oder das ein oder andere zusätzliche Milliönchen vom Steuerzahler eingefordert wird.
Offenheit ist die beste Strategie, dachte sich Abbou nun wohl und gab dem „prmagazin“ ein Interview zur Gesamtsituation des Flughafens in spe. In dem Gespräch gestand Abbou ein, dass „viel verbockt“ worden sei, stellte klar, die Öffentlichkeit habe „ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind“ und versuchte dabei mit guten Beispiel voranzugehen.
Zu verheimlichen seien die sich weiter auftürmenden Versäumnisse am BER ohnehin nicht. Abbou weiter:
"Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.
[…]
"Früher wurde meist gesagt: Nein, es ist alles gut. Das ist Bullshit. Bekenne dich dazu, wenn etwas scheiße gelaufen ist"
Derart modernes Denken scheint jedoch ein Einzelfall zu sein, in der Riege der BER-Verwalter. Wortkarg hieß es von Seiten des Flughafenchefs Karsten Mühlenfeld im Anschluss an das ehrliche Interview:
"Das Interview von Herrn Abbou mit dem PR Magazin ist nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt. Herr Abbou ist freigestellt."
Nun ja, einen Versuch war es wert. Ob Abbou noch eine zweite Chance erhält, ist derweil unklar. Zunächst gilt die Freistellung für eine Woche.