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Springer-Chef Döpfner soll umfangreich plagiiert haben – bei Wissenschaftler mit NS-Gesinnung

In der Dissertation von Springer-Chef Mathias Döpfner haben zwei Plagiatssucher knapp 30 verdächtige Passagen entdeckt und werfen Döpfner "wissenschaftliches Fehlverhalten" vor. Die Goethe-Universität Frankfurt am Main überprüft die Arbeit nun.
Springer-Chef Döpfner soll umfangreich plagiiert haben – bei Wissenschaftler mit NS-GesinnungQuelle: www.globallookpress.com © Bernd von Jutrczenka / dpa/ Global Look Press

Die Goethe-Universität Frankfurt am Main überprüft derzeit die Doktorarbeit von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner wegen eines Plagiatsverdachts, wie die Hochschule am Freitag auf Medienanfragen bestätigte. Auch Buzzfeed und der Spiegel hatten darüber berichtet. Döpfner soll in seiner Arbeit laut zwei professionellen Plagiatsprüfern ganze Passagen abgekupfert und gegen wissenschaftliche Standards verstoßen haben.

Der 59-Jährige ist seit mehr als 20 Jahren Vorstandschef von Axel Springer sowie Herausgeber von Bild und Welt. Zudem ist er Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). 1990 war er zum Dr. phil. promoviert worden. Im Februar hatte der Plagiatssucher Martin Heidingsfelder die Universität zu einer formellen Untersuchung aufgefordert, wie der Spiegel berichtete. Zu beanstanden waren demnach Döpfners Literaturangaben, auch die Quellen und Sekundärquellen waren häufig nicht ausreichend genannt. Der Plagiatssucher Stefan Weber spricht von einem sogenannten Strukturplagiat und kommt auf 28 verdächtige Passagen in der Dissertation.

Heidingsfelder verweist insbesondere auf eine Quelle, bei der sich Döpfner für seine Literaturhinweise unwissenschaftlich bedient haben soll. Diese Quelle war eine Arbeit von Helmut Andres aus dem Jahr 1938, der zufolge die Musikkritik qualitativ von den Nationalsozialisten profitiert haben solle. Döpfner distanziere sich einerseits von Andres, wie der Spiegel schreibt, gleichzeitig habe Döpfner laut beiden Plagiatssuchern bei Andres teils wörtlich, teils sinngemäß oder bei Struktur und Aufbau abgekupfert.

Seitens der Frankfurter Hochschule hieß es nun: "An die Goethe-Universität wurde ein Sachverhalt herangetragen, in dem es um den Vorwurf wissenschaftlichen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit der Dissertation 'Musikkritik in Deutschland nach 1945: Inhaltliche und formale Tendenzen – eine kritische Analyse' von Herrn Dr. Mathias Döpfner geht." Man habe den Sachverhalt zur Prüfung an eine Kommission der Uni abgegeben.

Ein Unternehmenssprecher des Medienkonzerns Axel Springer teilte auf dpa-Anfrage mit: "Mathias Döpfner ist über den Vorgang informiert. Er hat volles Vertrauen in die Arbeit der Kommission der Universität Frankfurt." Die Hochschule teilte weiter mit, gemäß Satzung seien die Verfahren vor der Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten absolut vertraulich. Auch zur Dauer des Verfahrens wurden keine Angaben gemacht.

Döpfner ist einer der reichsten und einflussreichsten Verleger Deutschlands. Dank einer Schenkung von Friede Springer im Jahr 2020 wurde er zum drittgrößten Aktionär von Axel Springer mit rund 22 Prozent. Größter Aktionär mit knapp 48 Prozent ist der berüchtigte US-Investor Kohlberg Kravis Roberts & Co, dessen Gründer Pioniere der Firmenübernahmen durch Private Equity sind. Döpfners Privatvermögen wird auf über eine Milliarde Euro geschätzt und kann auch in Form von mehreren Villen und Prachtgebäuden zwischen Berlin und Potsdam bestaunt werden.

Zum Springer-Verlag gehören unter anderem Die Welt, Welt (ein Fernsehsender, früher N24), Business Insider, Politico, Fakt und die Bild. Durch die wiederholte Missachtung des Pressekodex ist auch im vergangenen Jahr wieder eine Vielzahl der Rügen des Presserats an das Springer-Blatt Bild verteilt worden – mit 26 von insgesamt 60 Rügen wurde Deutschlands größtes Boulevardblatt daher auch als "Rügenpresse" tituliert. Döpfner selbst stand auch in der Affäre um den Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt in der Kritik, weil dessen Verfehlungen nach Recherchen der Financial-Times-Journalisten Erika Solomon und Olaf Storbeck intern lange bekannt waren und der Vorstand versuchte, diese zu vertuschen. Statt die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegenüber Mitarbeiterinnen sowie des Konsums von Drogen am Arbeitsplatz aufzuklären, schrieb Döpfner im März 2021 eine private Textnachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre und bezeichnete darin Reichelt ironiefrei als "letzten und einzigen Journalisten in Deutschland", der noch mutig gegen den "neuen, autoritären DDR-Staat" aufbegehre.

Döpfner gehört auch zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs, in dem sich in dieser Woche eine Reihe von Publizisten und Schriftstellern als Reaktion auf den kürzlich veröffentlichten offenen Brief von Gegnern kontinuierlicher Waffenlieferungen an die Ukraine im Gegenteil für eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine auch durch schwere Waffen aussprechen. Die Unterzeichner fordern zudem eine Ausweitung wirtschaftlicher Sanktionen auf den Energiesektor.

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