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Palantir-CEO: Europa muss bei Militär- und Geheimdiensten mehr Künstliche Intelligenz wagen

Das Datenanalyseunternehmen Palantir gilt als weltgrößte "Datenkrake". Über dessen Tätigkeit ist wenig bekannt, was wohl auch am Kundenkreis liegt: Die CIA, der BND und das US-Militär setzen auf die Software. Nun warb CEO Alexander Karp für mehr europäische IT-Dominanz.
Palantir-CEO: Europa muss bei Militär- und Geheimdiensten mehr Künstliche Intelligenz wagenQuelle: www.globallookpress.com © Christian Ohde

Die Datenanalyse-Firma Palantir zählt zu den geheimnisvollsten Unternehmen der Welt. Zu den Kunden gehören Geheimdienste und Militär aus fast allen Ländern der westlichen und östlichen Hemisphäre. Ob von den Sicherheitsbehörden in den USA, in Israel oder in Deutschland, die Palantir-Software wird gerne genutzt. Doch was macht das Datenanalyse-Programm eigentlich so populär, was genau kann die Software, das konkurrierende Programme nicht können? 

Der frühere CIA-Direktor George Tenet schwärmte in einem bereits 2015 geleakten, dem US-Magazin TechCrunch vorliegenden Dokument, er wünschte, die CIA "hätte dieses mächtige Tool bereits vor 9/11 gehabt". Samuel Reading, ein ehemaliger Marinesoldat, der in Afghanistan für die NEK Advanced Securities Group arbeitet, einem privaten Auftragnehmer des US-Militärs, wird in dem Dokument wie folgt zitiert:

"Es ist eine Kombination aus allen Analysewerkzeugen, von denen man nur träumen kann. Sie werden jeden einzelnen Bösewicht in Ihrem Gebiet kennen."

Einen ersten Rückschluss auf die Anwendungsgebiete des Analysetools kann man bereits dem Namen der Firma entnehmen. So ist der Begriff "Palantir" eingefleischten "Der Herr der Ringe"-Fans durchaus ein Begriff. In J. R. R. Tolkiens Bestsellern werden die Palantir, Sehende Steine, als eine Art hellseherischer Glaskugeln beschrieben, mit denen man Geschehnisse in der Ferne überwachen und sogar vorhersehen kann. 

So setzte das US-Militär die Software unter anderem ein, um vorhersagen zu können, wo Milizen in Afghanistan und im Irak zum Beispiel Bodenminen platzieren, um die Wagenkonvois westlicher Streitkräfte anzugreifen. Dass das Analysetool dazu in der Lage ist, in die Zukunft zu schauen, liegt an dessen Fähigkeit, durch Nutzung verschiedener, eigens vom Unternehmen hierzu entwickelter Software-Plattformen Verbindungen und Zusammenhänge von Informationen schier unendlicher Datenmengen herzustellen, die über herkömmliche Methoden der Datenverarbeitung nicht sichtbar werden. Einfach gesagt, nutzt das Programm unter Zuhilfenahme möglichst vieler Informationen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, um potenzielle zukünftige Ereignisse möglichst genau zu prognostizieren.

Doch fehlende Transparenz und Geheimniskrämerei brachten der Datenkraken-Firma von Alexander Karp und Peter Thiel auch vielfach Kritik ein. So bezeichnen Datenschützer Palantir gerne als "Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie", die private Daten an Geheimdienste liefert, ohne Verantwortung für ihren Umgang mit sensiblen Daten übernehmen zu müssen, da sie nahezu keinen gesetzlichen Regularien und keiner parlamentarischen Kontrollen untersteht. Aus gerade diesem Grund verschweigen Regierungen ihre Zusammenarbeit mit Palantir in der Regel lieber.

Doch scheint sich diesbezüglich nun eine kleine Trendwende anzudeuten, denn anscheinend möchte das Unternehmen transparenter werden. Zumindest lässt dies die zuletzt vermehrte öffentliche Präsenz der Palantir-CEOs Thiel und Karp erahnen. So warb Karp am letzten Tag der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz für "mehr KI-Dominanz im Militärbereich". Europa könne seine grundsätzlichen Werte und eigenen Standards zukünftig nur dann an der Weltspitze sehen, wenn es diese Dominanz wage, ergänzte er.

Der Palantir-CEO führte fort, dass es für die Sicherheitsbranche und Regierungen entscheidend sei, auszuloten, unter welchen Umständen die jeweiligen Bevölkerungen die volle Ausnutzung des "Super"-Arsenals an Tools zur Überwachung von Kriminellen akzeptieren würde. So sei es jedoch eine Herausforderung, diesbezüglich Grenzen zu ziehen und diese in der Folge dann auch technisch zu realisieren. "Viele Leute können sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, technisch umzusetzen, was ethisch korrekt ist", sagte Karp. Dennoch zeigte er sich gegenüber Regulierungsanstrengungen aufgeschlossen:

"Ich liebe Datenschutz, ich möchte, dass er überall umgesetzt wird."

Damit Europa in der Softwarebranche wieder als "Globalrunner" fungieren könne, sei die Einführung europäischer Standards bei der neutralen Kontrolle für Software notwendig, mahnte Karp. Solchen Beurteilungen stelle sich Palantir auch gerne. Es sei möglich, die hierfür notwendigen Fachleute in Europa zu finden, auch wenn Europa und Deutschland im wachsenden Industriezweig der Software-Produktion hinter den "kleinen Streifen in den USA", dem Silicon Valley, zurückgefallen sei.

"Sie existieren, sie können gefunden werden", sagte der Palantir-CEO mit Blick auf den Fachkräftemangel der europäischen IT-Branche. So hole er sich seinen Firmennachwuchs, wie andere Unternehmen im Silicon Valley auch, ohnehin vielfach aus Europa, das die Talente und auch eine gute Start-up-Kultur habe, aber zu wenig daraus mache, ergänzte Karp.

So nutzte er den auf der Sicherheitskonferenz thematisierten transatlantischen Schulterschluss zur Schlussfolgerung, dass die Zeiten für Europa nun günstig seien, eigene juristisch-ethische Standards im Bereich der künstlichen Intelligenz voranzutreiben. Auf die Frage, wie Europa dies bewerkstelligen solle, erwiderte Karp, es sei notwendig, dieses Feld nicht China zu überlassen. So nehme der Westen zukünftig global nur dann eine große Rolle ein, wenn er mit seinen KI-Standards dominieren könne. Demnach sei die KI-Technologie im militärischen Bereich unverzichtbar.

Um seinen Vortrag mit etwas Eigenwerbung abschließen zu können, betonte Karp selbstbewusst, dass Palantir in der Lage sei, die Erwartungen europäischer Käufer mit ihrer länger werdenden Liste an Anforderungen zu erfüllen:

"Wenn sie die Listen noch länger machen, müssen sie am Ende Palantir kaufen."

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