Deutschland

Vor Start des Wintersemesters: Wird 3G an deutschen Universitäten de facto zu 2G?

Laut dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz Alt soll ein großer Teil der Veranstaltungen im Wintersemester in Präsenz stattfinden. Voraussetzung sei die 3G-Regel. Alt betont aber: "Das dritte G wird in der Praxis kaum umsetzbar sein." Der Studentenverband FZS fordert ohnehin eine 2G-Regel.
Vor Start des Wintersemesters: Wird 3G an deutschen Universitäten de facto zu 2G?Quelle: www.globallookpress.com © Sebastian Gollnow/dpa

Im Oktober startet das Wintersemester 2021/2022. Geht es nach den Vorstellungen des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Peter-André Alt, sollen möglichst viele Seminare und Übungen wieder in Präsenz stattfinden. Zwar sollen "große Vorlesungen in der Mehrzahl weiterhin online stattfinden", dennoch spricht er sich gegenüber dem Reaktionsnetzwerk Deutschland (RND) für eine "größtmögliche Normalität" im Universitätsbetrieb aus.

Voraussetzung für den Präsenzbetrieb werde laut Alt die 3G-Regel sein. Sprich: Wer künftig die Universität besuchen will, muss entweder gegen Corona geimpft, davon genesen sein oder sich beständig testen lassen. Der HRK-Präsident orientiert vor allem auf eine Corona-Impfung. Wenn alle Studierenden geimpft seien, können auch zum Beispiel die Abstandsregel entfallen. Gegenüber dem RND betonte Alt:

"Die wichtigste Voraussetzung für den Präsenzbetrieb ist eine möglichst hohe Impfquote bei den Studierenden."

Den aktuellen Stand der Impfquote bei den Studenten lasse sich jedoch nicht genau abschätzen. An vielen Hochschulen laufen laut Alt derzeit Umfragen. Vorläufige Ergebnisse deuten eine hohe Impfquote an. Man gehe davon aus, "dass bis zum Semesterstart an vielen Hochschulen an die 90 Prozent der Studierenden geimpft sein werden". Eine Umfrage des Universitätsklinikums Tübingen zeigt, dass dort 74 Prozent der mehr als 4.000 befragten Studenten bereits vollständig gegen Corona geimpft sind. 18 Prozent sind einfach geimpft, nur 3,7 Prozent lehnen eine Corona-Impfung ab.

Unterstützung in seinem Appell an die Studenten zur Impfung erhält Alt aus der Politik und von den Hochschulen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) rät laut dem Spiegel zur Corona-Impfung, "um so viel Präsenz wie möglich zu ermöglichen". Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) macht deutlich: "Lassen Sie sich impfen!" Der Präsident der Universität Erlangen-Nürnberg Joachim Hornegger fordert die Studenten auf: "Kümmern Sie sich bitte aktiv um einen Impftermin." Die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin Sabine Kunst bittet die Studenten, "ihren Beitrag zu einer möglichst hohen Impfquote zu leisten".

HRK-Präsident Alt spricht sich zwar grundsätzlich für die 3G-Regel aus, sieht aber dennoch Probleme auf ungeimpfte Studenten zukommen – insbesondere wenn ab Oktober die Corona-Tests nicht mehr kostenlos angeboten werden. Alt argumentiert:

"Das dritte G wird in der Praxis kaum umsetzbar sein. Es wird für ungeimpfte Studierende kaum finanzierbar sein, jedes Mal einen Test zu bezahlen, wenn sie in die Hochschule gehen."

Studentenverband FZS fordert: Präsenzveranstaltungen nur für Geimpfte und Genesene

Noch weiter in den Forderungen geht der Freie Zusammenschluss von Student*innenschaften (FZS), der Dachverband der Studierendenvertretungen von 93 Hochschulen aus ganz Deutschland. Der FZS setzt sich für eine 2G-Regel – nur für Geimpfte und Genesene – in Präsenzveranstaltungen ein. Für den Co-Vorsitzenden der FZS Jonathan Dreusch steht fest, wer sich nicht gegen Corona impfen lassen wolle, gefährdet seine Kommilitonen. Daher macht Dreusch im Gespräch mit dem RND deutlich:

"Unsere aktuelle Position ist es, dass Präsenzveranstaltungen nur für Geimpfte, Genesene und Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, angeboten werden sollten."

Ungeimpfte sollen laut Vorstellungen der FZS jedoch mit einem eingeschränkten Onlineangebot weiter von zu Hause aus studieren können. Außerdem fordert der FZS laut Dreusch, dass sich auch Geimpfte regelmäßig testen lassen, "um die Präsenzveranstaltungen sicherer zu machen". Er betont: "Schließlich können auch die sich anstecken."

HRK-Präsident Alt zweifelt an deinem alternativen Onlineangebot für ungeimpfte Studenten. Es sei in vielen Seminaren nicht möglich, Studenten online dazuzuschalten. Deshalb werden es freiwillig Ungeimpfte seiner Ansicht nach bald schwer haben, in Deutschland zu studieren. Alt betont:

"Für Studierende, denen es nicht möglich ist, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen, können die Hochschulen keine zusätzliche digitale Lehre anbieten."

Kontrolle der 3G-Regel an den Universitäten

Unklar ist derzeit noch, wie genau die 3G-Regel an den Hochschulen kontrolliert werden soll. Auf Anfrage des RND erklärten einzelne Universitäten, noch kein fixes Konzept zu haben. Die Universität Bremen teilte durch eine Sprecherin mit, dass Wachpersonal an den Gebäudeeingängen platziert werde, um die 3G-Nachweise zu kontrollieren. Die Uni Köln plant, diese Nachweise in den Seminaren durch die Lehrkräfte kontrollieren zu lassen. Bei größeren Veranstaltungen solle die Kontrolle "zentral organisiert" werden. Die Berliner Humboldt-Universität plant, stichprobenartige Kontrollen durchzuführen.

Für den HRK-Präsidenten ist eine generelle Einführung von Einlasskontrollen an den Hochschulen nicht durchführbar. Besonders an "dezentralen Campussen mit vielen kleineren Gebäuden ist das nicht möglich". Stattdessen plädiert er für die Einbeziehung der Dozenten in die 3G-Kontrollen – auch wenn er wisse, "dass Lehrkräfte das nicht gern übernehmen". Alt argumentiert:

"Wo es nicht anders möglich ist, appelliere ich an alle Beteiligten, sich so zu engagieren, dass wir möglichst viel Normalität zurückerlangen."

Als langfristige Lösung hält Alt eine Registrierung des Impfstatus der Studenten bei ihrer Immatrikulation für möglich. Zukünftig könne jeweils zu Semesterbeginn ein Impfnachweis erfasst werden, dann entfielen die ständigen Kontrollen. Es müsse geprüft werden, "ob und wie das umsetzbar wäre".

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